Preis für Wittenberger Schloss
Kraftvolle und zeitgemäße Erweiterung und Sanierung eines jahrhundertealten Baudenkmals
Bruno Fioretti Marquez Architekten aus Berlin erhalten den mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Architekturpreis (DAP 2019). Sie realisierten zum Reformationsjubiläum 2017 im Auftrag der Lutherstadt Wittenberg den Umbau, die Erweiterung und Sanierung des ehemaligen Renaissanceschlosses Wittenberg.
Die Weiterentwicklung zeigt auf beeindruckende Weise, wie überzeugend moderne Architektur mit einem jahrhundertealten Baudenkmal im Einklang stehen kann. Der theoretisch-konzeptionelle Ansatz basiert auf der Idee eines architektonischen Palimpsests. Ebenso wie ein Pergament, dessen Oberfläche immer wieder abgeschabt wurde, um es neu zu beschreiben, erfährt historische Bausubstanz im Laufe der Zeit Veränderungen und Überformungen. Für die erneute Überlagerung des Schlosses Wittenberg entwickelte das Büro Bruno Fioretti Marquez mit dem „Editing“, „Deleting“ und „Postscriptum“ unterschiedliche Strategien, die den zeitgemäßen Nutzungen gerecht werden und gleichzeitig die Lesbarkeit der typologischen Spuren erhalten und verstärken.
Der Umbau wertet einen der wichtigsten kulturhistorischen Orte Wittenbergs auf und wird das Stadtbild für lange Zeit prägen.
Höchste Beteiligung für den Staatspreis
Der Staatspreis wurde in diesem Jahr bereits zum fünften Mal verliehen und ist die bedeutendste Auszeichnung für Architekten in Deutschland. Mit 181 Einreichungen konnten sich die Auslober über die bisher höchste Beteiligung freuen. Erstmals tagte das Preisgericht in diesem Jahr zweimal. Unter dem Vorsitz von Prof. Arno Lederer wählten die Preisrichter in der ersten Sitzung aus den Einreichungen zunächst 20 Projekte aus, die sie in den folgenden fünf Wochen vor Ort besichtigten. In der zweiten Sitzung am 25. Juni 2019 wurde dann der Modernisierung des Schlosses Wittenberg nach intensiver Diskussion der DAP 2019 zuerkannt.
Die hohe Qualität der Einreichungen zum DAP 2019 beeindruckte die Jury. Überzeugen konnten insbesondere auch Projekte, die interessante Denkanstöße zur Nachverdichtung und Transformation von Wohn- und Arbeitswelten geben und die gesellschaftliche Auseinandersetzung im Sinne der Nachhaltigkeit fördern.
Diese Projekte wurden mit fünf Auszeichnungen und fünf Anerkennungen gewürdigt.
Feierliche Preisverleihung
Mehr als 300 Gäste folgten der Einladung zur feierlichen Preisverleihung. Die Abendgala fand am 26. September 2019 in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Haus Unter den Linden, statt. Die Gäste nutzten die vor Ort gezeigte Ausstellung, um sich zu den prämierten Projekten zu informieren. Zum gesellschaftlichen Diskurs über Baukultur trägt ferner die Buchpublikation „Architektur in Deutschland 2019“ bei, welche anlässlich der Preisverleihung veröffentlicht wurde. Das Wettbewerbsverfahren zum Deutschen Architekturpreis wurde auch 2019 vom Referat A2 im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) durchgeführt.
Bedeutung des Preises
Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und die Bundesarchitektenkammer hoffen, dass zukünftig noch mehr Architektinnen und Architekten und Bauherrenvertreter dem Aufruf folgen und ihre ausgezeichneten Lösungen einreichen. Insbesondere die stärkere Teilnahme der Nachwuchsgeneration wäre ein wichtiges Signal, denn die zukünftige Entwicklung des Berufsstands hängt maßgeblich auch von ihren Ideen ab.
Die nächste Auslobung des Deutschen Architekturpreises ist für 2021 geplant. Weitere Informationen und eine Kurzdarstellung der prämierten Projekte 2019 unter www.architekturpreis.de.
Die Jury
Barbara Ettinger-Brinckmann, Architektin und Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Kassel
Christine Hammann, Abteilungsleiterin BW im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Berlin
Prof. Anett-Maud Joppien, Architektin, Frankfurt am Main
Prof. Hermann Kaufmann, Architekt, Schwarzach (Österreich) / München
Prof. Arno Lederer, Architekt, Stuttgart
Johannes Löbbert, Architekt, Berlin
Henrike Wehberg-Krafft, Architektin und Landschaftsarchitektin, Berlin
Max Otto Zitzelsberger, Architekt, München