Sanierputze: Dem Salz die Suppe versalzen
Salz- und feuchtebelastete Mauerwerke stellen eine Herausforderung für alle dar, die sich an die Sanierung dieser problematischen Untergründe machen. Geht man ohne entsprechendes Wissen an die Planung und Arbeit, ist das Ergebnis ungewiss. Wird eine langfristige Lösung angestrebt, kann eine einfache kosmetische Retusche nicht die Lösung sein. Aus diesem Grund ist es notwendig, sich mit den Grundlagen der Putzsanierung auseinanderzusetzen.
Wasser wird von Baustoffen durch unterschiedlichste Wirkmechanismen aufgenommen. Für die konkrete Schadensbeurteilung ist es deshalb von entscheidender Bedeutung, dass die Art der Feuchtigkeitsaufnahme geklärt ist; da ansonsten falsche Sanierungsmaßnahmen die Folge sein können. So lässt sich z.B. ein Feuchtigkeitsschaden durch Kondensation an kalten Wandflächen nicht durch eine Abdichtungsmaßnahme beheben.
Die Schadensmechanismen
Die Ursache für aufsteigende Mauerwerksfeuchtigkeit ist eine fehlende bzw. defekte Horizontalisolierung in Verbindung mit anstehender Feuchtigkeit. Hierbei werden die Schäden an Anstrich, Putz und Mauerwerk im Wesentlichen durch die auftretenden Kristallisationsdrücke der mittransportierten und nach der Abtrocknung auskristallisierenden Salze sowie durch Frosteinwirkung verursacht. Aber auch die hygroskopische Feuchtigkeitsaufnahme, d.h. die Aufnahme von Wasser aus der Luft, darf nicht unberücksichtigt bleiben. Einige der eingebrachten Salze sind in der Lage erhebliche Wassermengen aufzunehmen. In diesem Fall ist eine vollständige Abtrocknung des Mauerwerks, trotz nachträglicher Abdichtung, nicht möglich.
Voruntersuchungen
Eine dauerhafte Sanierung wird erst erreicht, wenn ein weiterer Transport von Feuchtigkeit und Salzen in das Mauerwerk verhindert wird. Dies ist somit anzustreben, wenn die Mauerwerksflächen verputzt werden können.
Ob eine Horizontalisolierung notwendig und machbar ist, sollte mit Hilfe entsprechend ausgebildeten Fachplaner bzw. -firmen entschieden werden. Erst ein genaues Feuchteprofil und eine statische Bewertung des Mauerwerks bieten eine sichere Entscheidungsgrundlage. Aber auch der Aufbau einer Vertikalabdichtung muss durchdacht sein.
Die vorhandenen Salzarten und -mengen im Mauerwerk sind für den Schadensmechanismus und die Sanierputzverarbeitung von Bedeutung. Als einfachste und kostengünstigste Möglichkeit bieten zahlreiche Sanierputzhersteller eine Untersuchung auf Salzgehalt und Feuchtigkeit an. Diese Untersuchungen sind als Mindestanforderung für eine fachgerechte Sanierung zu sehen und unbedingt durchzuführen, wenn Ausschreibungen eine Verarbeitung nach den Richtlinien des WTA einfordern (siehe: Merkblatt 2-9-20/D, „Sanierputzsysteme“, Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege). In dem Sanierputz-Merkblatt werden Anforderungen an den Putz, die Voruntersuchung, Planung und Ausführung werden aufgeführt. Deshalb bietet es viele Hinweise und ist unverzichtbare Richtschnur, wenn eine Ausschreibung eine Sanierung nach WTA verlangt.
Mit den Ergebnissen aus der Salz- und Feuchteuntersuchung können bereits die ersten Sanierungsschritte abgeklärt werden und Vorschläge für die weiteren Arbeiten ausgearbeitet werden.
Die Putzausführung
Die Auswahl des geeigneten Putzes gestaltet sich schwierig, wenn die Anforderungen der Bauherren bzw. ausschreibenden Stellen nicht bekannt sind. Kalkputze, Feuchteregulierungsputze oder Sanierputze-WTA stehen zur Auswahl. Aus diesem Grund ist es unbedingt erforderlich genau zu klären, was gewünscht wird. Geht es vorwiegend um eine möglichst lang schadensfreie Oberfläche ohne Feuchteabzeichnungen, ist ein Sanierputz-WTA das richtige Produkt.
Im Gegensatz zu Kalk- oder Feuchteregulierungsputze weist ein Sanierputz-WTA nur eine geringe kapillare Leitfähigkeit auf. Die Abtrocknung im Mauerwerk wird damit gebremst, aber nicht unterbunden. Dafür sorgt der sehr hohe Luftporenanteil, durch den Wasserdampf leicht an die Putzoberfläche gelangt. Da sich am Dampf keine Salze anlagern und mittransportiert werden können, kristallisieren die Salze in den Poren aus. Dies beginnt im Übergangsbereich Mauerwerk-Putz und setzt sich über die Jahre bis an die Oberfläche des Sanierputzes fort. Der Putz wird somit langsam von hinten nach vorne mit Salzen aufgefüllt.
Sanierputz-Verarbeitung
Um auch die durch Anstriche überdeckten Feuchtebereiche mit einzukalkulieren, muss der Sanierputz in einem Bereich bis mindestens 80 cm über der sichtbaren Feuchtigkeitszone aufgetragen werden. Der Altputz ist hier vollständig zu entfernen und mürbe Fugen sind auszukratzen. Das Mauerwerk ist danach mit einem Besen, Staubsauger oder mit Druckluft zu reinigen. Eine Nassreinigung sollte unterbleiben, damit nicht noch zusätzlich Salze an die Oberfläche transportiert werden und die Abtrocknung der Putzlage erschwert wird.
Eine chemische Vorbehandlung mit Salzumwandlungsprodukten ist nicht notwendig. Ausnahmen ergeben sich nur, wenn die notwendigen Putzdicken, durch z. B. bauliche Vorgaben, nicht eingehalten werden können.
Ein Vorspritz ist als Haftbrücke, gerade bei sehr feuchtem Untergrund, immer einzuplanen, da er die Sicherheit in der Verarbeitung erhöht. Bei einer vollflächigen Verarbeitung muss er auf das Sanierputzsystem abgestimmt und geprüft sein (Vorspritz-WTA). Günstiger ist es aber den Vorspritz nicht volldeckend aufzubringen.
Die Sanierputzverarbeitung unterscheidet sich in vielen Bereichen nicht von der herkömmlicher Kalk-Zementputze. Speziell bei der Handanmischung kommt es aber auf das nötige Feingefühl und die Produktkenntnis des Stuckateurs an. Wird der Putz zu lange gemischt, führt dies zu einem sehr hohen Porengehalt, der einen erheblichen Festigkeitsabfall zur Folge hat. Der Sanierputz wird damit in der gesamten Lage zu weich und hält mechanischen Belastungen nicht stand.
Ist ein Ausgleichsputz notwendig oder beträgt die Gesamtputzdicke (Unter- und Oberputz) in der Fläche mehr als 4 cm, ist als Unterputz ein Porengrundputz einzusetzen. Dieser ist in seinen physikalischen Eigenschaften auf das Saniersystem abgestimmt und weist ein höheres Porenvolumen und eine reduzierte Wasserabweisung auf. Damit wird verhindert, dass durch die höhere Putzdicke die Austrocknung des Untergrunds weiter verlangsamt wird.
Grundsätzlich gilt, dass der gesamte Sanierputz an allen Stellen mindestens 2 cm dick sein muss, um einen Salz- und Feuchtigkeitsdurchschlag zuverlässig zu verhindern (Bild 2a und 2b). Dabei spielt der Versalzungsgrad die ausschlaggebende Rolle, ob Sanierputz-WTA ein- oder mehrlagig aufgetragen wird und wie dick diese Lagen sein müssen.
Aus Sicherheitsgründen sollte der Sanierputz auch bei geringer Versalzung immer mindestens zweilagig aufgetragen werden. Bei stark unebenem Untergrund ist es ein Muss, wenn man keinen Salzdurchschlag riskieren möchte. Wichtig ist dabei, dass man die jeweils untere Lage gut aufraut, um eine mechanische Verankerung zu gewährleisten. Zur Austrocknung ist eine Standzeiten von 1 Tag/mm Putzdicke einzuhalten, damit sich die Wasserabweisung aufbauen kann. Die Luftfeuchte sollte dabei 70 % nicht überschreiten, damit das überhaupt möglich ist. Gerade in schlecht belüfteten Kellerräumen kann dies ein Problem werden.
Wird der Sanierputz als Oberputz eingesetzt, muss auch dieser mindestens 1 cm dick aufgetragen werden. Lässt die gewünschte Struktur dies nicht zu, muss auf einen mineralischen Oberputz ausgewichen werden.
Wird Sanierputz in einer zu dünnen Schicht aufgebracht oder starker Sonnenbestrahlung oder kräftigen Luftbewegungen ausgesetzt, können die Bindemittel „verdursten“, d.h. nicht vollständig abbinden. Dies führt zu einem starken Festigkeitsabfall, der sich auf die Putzoberfläche beschränken kann. Ein sinnvolles Nachnässen ist nur anfangs möglich, da nach der ersten Abtrocknung bereits die Wasserabweisung wirksam ist. Der Putz nimmt von diesem Zeitpunkt an so gut wie kein Wasser mehr auf, so dass damit ein weiteres Abbinden auch nicht mehr möglich ist.
Beschichtung von Sanierputzen
Da Sanierputze spezielle physikalische Eigenschaften besitzen, dürfen diese selbstverständlich nicht durch eine Beschichtung übermäßig verschlechtert werden. Für Beschichtungen auf Sanierputz-WTA gilt deshalb hinsichtlich der Dampfdurchlässigkeit ein sd - Wert von kleiner×0,2 m und im Außenbereich zusätzlich eine wasserabweisende Einstellung (w < 0,2 kg/(m²Öh)). Dies wird üblicher Weise von Silikatfarben, Dispersionssilikatfarben oder mineralischen Putzen erreicht.
Fazit
Die Sanierung von feuchtem und salzgeschädigtem Mauerwerk ist heute zuverlässig und mit hoher Sicherheit durch die Verwendung von Sanierputz-WTA möglich. Diese Produkte haben ihre Grenzen und in dem einen oder anderen Fall mag ein Kalk- oder Feuchteregulierungsputz die bessere Alternative sein. Als Gesamtpaket bieten Sanierputze-WTA aber eine gute Feuchteableitung, keine weitere Salzschädigung des Mauerwerks und optisch intakte Oberflächen – und dies über eine lange Zeit. Damit erfüllen sie zwar viele Anforderungen, aber es bleibt trotzdem die Aufgabe, die Wünsche der Investoren und Bauherrn mit den Erfordernissen für das Objekt zu kombinieren. Wenn dies erfolgt, gehören Sanierputze-WTA mit zur ersten Wahl.