Digitale Planung

Siemens Campus Erlangen: An BIM führt kein Weg vorbei

Siemens errichtet bis 2030 den nachhaltig gestalteten Campus Erlangen. Es entstehen Büro-, Forschungs- und Laborgebäude sowie Wohnungen. Das Besondere daran: Die offene Konzeption nach einem Entwurf des Frankfurter Büros KSP Jürgen Engel Architekten integriert den Campus in das urbane Leben und schafft ein vielfältiges Gastronomie-, Einkaufs- und Service-Angebot. Möglich wird die detailgenaue Planung und Umsetzung mit Building Information Modeling (BIM).

Die Entwicklung eines neuen Quartiers ist ein hoch komplexer Prozess. Dabei geht es nicht nur um den Bau einer Reihe von Gebäuden, sondern auch um die Frage, wie nachhaltig der entstehende Stadtteil sein wird. Vor allem die dazugehörigen Infrastrukturen sind in der Regel langfristig angelegt und kostspielig, Fehlplanungen nur schwer korrigierbar. Es gilt, die Wirkungen und Rückkopplungseffekte auf das gesamte Umfeld miteinzubeziehen. Wie das konkret aussehen kann, zeigt Bauherr Siemens Real Estate mit seinem weltweit größten Bauprojekt, dem Siemens Campus Erlangen.

Digitaler Zwilling von Planung bis Betrieb

Siemens Real Estate entwickelt den Campus mit modernster Gebäude- und Energietechnik langfristig als ersten CO2-neutralen Standort des Unternehmens weltweit. Die Architektur des Campus als neuer Stadtteil von Erlangen ist einzigartig – und digital geplant. An Stelle konventioneller, zweidimensionaler Baupläne traten digitale Zwillinge der Gebäude. Bereits in frühesten Planungsphasen war es damit möglich, verschiedene Entwurfsvarianten durchzuspielen und Kollisionen im digitalen Modell zu erkennen, bevor sie zu Problemen auf der Baustelle führen konnten. Gleichzeitig liefern diese Daten die Basis für die preisgekrönte Siemens Campus-App, die in Zusammenarbeit mit dem Regensburger Technologie Start-up VuFrame entwickelt wurde. Die App bündelt nicht nur alle aktuellen Informationen zum Campus, sie ermöglicht als besonderes Highlight auch virtuelle Spaziergänge durch den Campus.

Gedächtnis für Gebäude

Das BIM-Modell kommt auf dem Siemens Campus Erlangen nicht nur in der Entwurfs- und Bauphase zum Einsatz. Die Modelle des ersten Moduls (bestehend aus acht Bürogebäuden, einer Kantine und drei Parkhäuser) werden aktuell dem Facility Management übergeben. Für die nun beginnende Nutzungsphase birgt BIM ebenfalls große Potenziale, das Modell als eine Art „Betriebssystem“ zur Gebäudeverwaltung genutzt werden kann. Ob Wartungsarbeiten, Umbau oder Sanierung – alle Betriebsdaten werden sofort erfasst und erleichtern die Kommunikation zwischen Eigentümer, Betreiber und Dienstleistern. Über BIM entwickelt der Campus damit eine Art digitales Gedächtnis, in dem nicht nur Planung und Bau, sondern auch alle Prozessdaten des laufenden Betriebs erfasst werden.

Um einen besonders ressourcenschonenden und effizienten Gebäudebetrieb sicherzustellen, werden die FM-Anforderungen idealerweise von Beginn an im BIM-Projekt verankert. Dazu müssen zunächst zentrale Fragen nach den Anforderungen beantwortet werden: Welche Daten sind für den effizienten und nachhaltigen Gebäudebetrieb notwendig? In welchen Projektphasen muss BIM diese bereitstellen? Sind die nötigen Schnittstellen für die verlustfreie Datenübernahme aus dem Bauprojekt vorhanden? Darüber hinaus muss die Qualitätssicherung der Daten und nicht zuletzt die Bereitstellung der nötigen personellen Ressourcen und Kompetenzen sichergestellt werden.

Auf den Menschen kommt es an

Mit BIM hebt der Bauherr Siemens Real Estate für den Campus die Qualität der Planung, die Transparenz in der Bauphase und die Effizienz im Betrieb auf ein neues Niveau. Diese Vorteile können jedoch nur dann realisiert werden, wenn BIM richtig aufgesetzt und professionell betrieben wird. Die Kompetenz der Projektbeteiligten sowie die Prozesse haben dabei einen weit größeren Einfluss auf das Ergebnis der BIM-Planung als die technische Ausrüstung. Sowohl auf Seiten des Bauherrn, als auch beim Projektmanagement sowie bei den Planern sind daher entsprechende BIM-Experten unerlässlich. Diese müssen nicht nur die dazu notwendige Software beherrschen, sondern sich auch gemeinsam auf BIM-Kommunikations-, Koordinations- und Informationsstandards einigen und diese konsequent im Projekt umsetzen. Es gilt daher, Know-how aufzubauen, Verantwortlichkeiten zu definieren und Rollen neu zu verteilen. Beteiligte – ob Bauherr, Architekt oder Planer – müssen finanzielle Mittel und vor allem Zeit investieren, um die Mitarbeiter zu schulen das BIM-Wissen anhand von Pilotprojekten zu praktizieren.

Pilotprojekt nimmt Betrieb auf

Das erste Modul des Siemens Campus wird aktuell bezogen. In der ersten Jahreshälfte 2020 ziehen rund 4.000 Mitarbeiter in die ersten Bürogebäude ein. In der zweiten Jahreshälfte werden in den Erdgeschoßflächen auch diverse Cafés und Restaurants sowie verschiedene Dienstleister für den täglichen Bedarf ihre Türen öffnen. Die Erfahrungswerte aus diesem Pilotprojekt fließen gegenwärtig in die Planung der Übergabe der weiteren Module ein. Schon heute zeichnet sich ab: Mit BIM hebt der Siemens Campus Erlangen die Qualität der Planung, die Transparenz in der Bauphase und die Effizienz im Betrieb auf ein neues Niveau. Das Projekt weist gleichzeitig den Weg, wie eine integrierte Stadtplanung in Zukunft aussehen kann: Wenn künftig Gebäude und ihre Infrastruktur in einem umfassenden BIM-Modell vernetzt werden, ließe sich auch das zugehörige Versorgungsmodell in der virtuellen Realität simulieren.

Die Architektur des Campus als neuer Stadtteil von Erlangen ist einzigartig – und digital geplant.

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