Modernisierung

Talbotsiedlung erstrahlt in altem Glanz

In Aachen wurde eine historische Siedlung aus den 1920er-Jahren mit Gipsfaser Estrich-Elementen modernisiert. Das System ist nicht brennbar und leicht sowie belastbar, dabei aber so schlank im Aufbau ist, dass trotz des notwendigen Toleranzausgleichs die vorgeschriebene Deckenhöhe nicht unterschritten wird. Außerdem kann mit der Lösung der geforderte erhöhte Trittschallschutz erreicht werden.

Der Aachener Norden ist im Wandel. Aktuell schafft die gewoge AG, eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, die sich darauf spezialisiert hat, preisgünstigen Wohnraum im Stadtgebiet von Aachen anzubieten, mit dem Projekt Talbot-Höfe ein grünes Wohnquartier mit insgesamt 97 Wohnungen. Kern des Projektes ist die Gustav-Talbot-Siedlung, die 1925 für die Arbeiter der gegenüberliegenden Waggon-Fabrik gebaut wurde.

Die markante Anlage aus zwei- und dreigeschossigen Häusern mit – für die Zeit – betont schlicht gestalteten Fassaden ist parallel zur Straße hin angeordnet. Tordurchgänge führen zum rückwärtigen Teil des Grundstücks. Ungenutzte Freiflächen hinter den Häusern, die in der Entstehungszeit der Selbstversorgung der Bewohner dienten, werden dabei zu individuell nutzbaren Bereichen für die heutigen Mieter umgestaltet. Flankierende Neubauten in Massivbauweise auf den angrenzenden Freiflächen ergänzen das Ensemble. Die gemischte Baustruktur sorgt für ein vielseitiges Wohnungsangebot, mit dem eine unterschiedliche Bewohnerstruktur angesprochen werden soll, um eine gute soziale Durchmischung zu erreichen. Dies wird zusätzlich unterstützt durch einen Mix aus gefördertem und frei finanziertem Wohnraum.

Neben den städtebaulichen Veränderungen der Siedlung steht vor allem eine Aufwertung der insgesamt neun denkmalgeschützten Gebäude im Fokus der Planungen. Die Häuser, die teilweise über mehrere Jahre hinweg unbewohnt waren, sind in schlechtem baukonstruktiven Zustand. Ihre Ausstattung bietet nur reduzierten technischen Standard, die Grundrisse der 44 Bestandswohnungen sind einfach, jedoch durchaus funktionell. Um den Bestand an die heutigen Sicherheitsanforderungen und vor allem an moderne Ansprüche von gesundem Wohnen anzupassen, erwies sich eine Komplettsanierung als unumgänglich.

Durch Anbauten auf der ruhigen Hofseite – die ursprünglichen Grundrisse der einzelnen Wohneinheiten durften wegen des Denkmalschutzes kaum verändert werden – entstehen unterschiedlich strukturierte Wohnungen mit zwei bis drei Schlafzimmern und Größen, die zwischen 60 und 80 m² liegen. Die Wohnungen im Erdgeschoss erhalten Terrassen mit kleinen Gartenflächen. In den Obergeschossen werden Balkone und auf den Anbauten Dachterrassen eingerichtet. Im bisher ungenutzten Dachgeschoss sind ca. 40 m² große Appartements vorgesehen. Insgesamt kann so der Bestand auf 61 Wohnungen erweitert werden.

Holzbalkendecken als besondere

Herausforderung

Neben der technischen und energetischen Ertüchtigung der Anlage stand die baukonstruktive Modernisierung im Mittelpunkt der Maßnahme. Eine besondere Herausforderung für die Planer waren dabei die alten Holzbalken-Deckenkonstruktionen, die nach den Auflagen des Denkmalschutzes erhalten bleiben sollten. „Wir mussten bei der Planung vor allem drei Probleme lösen“, berichtet Herbert Haas von der Glashaus Architekten PSG aus Aachen, die das Projekt in der ARGE Talbotsiedlung gemeinsam mit dem Aachener Büro Kaiser Schweitzer Architekten entwickelt hat. „Das waren Statik, Bandschutz und Schallschutz. Das heißt, wir haben ein Gewichtsproblem gehabt und waren beim Fußbodenaufbau deutlich eingeschränkt.“

Nassestrich sei daher von Anfang an ausgeschieden, erklärt der Architekt, auch weil die alte Holzkonstruktion geschont werden sollte: „Es war in unseren Augen nicht sinnvoll, eine an sich trockene Holzkonstruktion aufzufeuchten. Dies ist häufig die Ursache für spätere Riss- und Schimmelbildung und wir hätten lange Trocknungszeiten berücksichtigen müssen.“

Nach den Auflagen des Brandschutzes durften außerdem keine brennbaren Baustoffe eingesetzt werden. „Also nur A-Baustoffe“, sagt Herbert Haas, „das heißt: nur mineralische Baustoffe.“ Außerdem sollte der Wohnkomfort durch eine Verbesserung des Trittschalls gesteigert werden. Die DIN 4109 (3) fordert bei umfangreichen Sanierungen den erhöhten Mindestschallschutz. Erschwerend kam hinzu, dass die Planer Bodenunebenheiten von bis zu 4,5 cm ausgleichen mussten. Wegen der niedrigen Deckenhöhe in den alten Wohnungen durfte auch der Bodenaufbau insgesamt nicht zu hoch werden.

„Es galt also eine Lösung zu finden“, fasst Architekt Haas die Anforderungen zusammen, „die nicht brennbar und leicht, dabei aber so schlank im Aufbau ist, dass trotz des notwendigen Toleranzausgleichs die vorgeschriebene Deckenhöhe nicht unterschritten wird und mit der außerdem der geforderte erhöhte Trittschallschutz erreicht werden kann. Diese Kombination von Anforderungen konnte nach unserer Auffassung am besten mit einem Trockenestrich-System erfüllt werden.“

Lösung Trockenestrich

Trockenestrich-Systeme punkten vor allem durch ein niedriges Flächengewicht. Je nach Fabrikat, Aufbau und System sind in Trockenbauweise Flächengewichte ab 23 kg/m² möglich. Bei Zementestrichen zum Beispiel müssen dagegen je nach Dicke Flächengewichte von 100 bis 120 kg/m² berücksichtigt werden. Dabei ist die Belastbarkeit von Trockenestrichen durchaus mit herkömmlichen, massiven Estrichsystemen vergleichbar.

Die Wahl fiel schließlich auf fermacell Gipsfaser-Estrich-Elemente. Durch ihre Faserarmierung verfügen sie über eine stabile und druckfeste Oberfläche, die auch im Bereich der Stoßfugen starken Belastungen dauerhaft standhält. Hinzu kommen Sicherheit im Brandschutz (nicht brennbar, Klasse A2-s1 d0 nach EN 13501) sowie gute Trittschall- und Wärmedämmung. Ein handliches Format und das relativ geringe Eigengewicht machen eine schnelle und wirtschaftliche Verarbeitung möglich. Dabei wird keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Bau eingebracht, so dass lange Trocknungszeiten entfallen, was sich ebenfalls vorteilhaft auf die Bauzeit auswirkt.

Unebenheiten im Untergrund

Im vorliegenden Fall entschieden sich die Architekten für das fermacell Estrich-Element 2 E 32. Es besteht aus zwei werkseitig verklebten 10 mm dicken fermacell Platten im Format 150 x 50 cm mit einer rückseitigen Kaschierung aus 10 mm hochverdichteter Mineralwolle. Ein umlaufender 5 cm breiter Stufenfalz gewährleistet in Kombination mit dem handlichen Format und geringem Gewicht (0,25 kN/m²) eine schnelle und einfache Verarbeitung. Nachfolgende Gewerke können unmittelbar nach der Verlegung ohne Zeitverzug weiterarbeiten.

Vor der Verarbeitung der Estrich-Elemente wurden zunächst die Unebenheiten im Untergrund ausgeglichen. „Da wir speziell hinsichtlich des Gewichtes limitiert waren, war es nicht ganz einfach, bei dem doch relativ großen Niveauunterschied eine ebene Fläche hinzubekommen“, berichtet Hebert Haas. Gelungen ist dies mit der fermacell Ausgleichsschüttung, mit der Unebenheiten von bis zu 100 mm (im Anwendungsbereich 1, sonst 60 mm) ausgeglichen werden können. Dabei handelt es sich um ein spezielles getrocknetes, mineralisches Porenbetongranulat, das sicheren Brandschutz (Baustoffklasse A1) bietet und das durch sein moderates Gewicht (4 kg/cm/m²) besonders für die Altbaumodernisierung geeignet ist. Zulässige Lasten werden damit kaum überschritten, es entstehen in der Regel keine statischen Probleme.

Die Schüttung lässt sich schnell und einfach verarbeiten: Sie wird direkt auf den trockenen Untergrund geschüttet und lediglich plan­eben abgezogen. Dabei ist eine aufwändige mechanische Verdichtung nicht erforderlich. Die raue Kornoberfläche bewirkt, dass sich das Material ineinander verkrallt. So wird eine hohe und dauerhafte Standfestigkeit erzielt. Die große Kornfestigkeit macht es darüber hinaus druckstabil und belastbar.

Nachdem die Mitarbeiter des ausführenden Unternehmens Neukel Akustikbau GmbH aus Eschweiler die Schüttung mit der Abziehlehre plan abgezogen hatten, wurden die Trocken­estrich-Elemente direkt auf der fermacell Ausgleichsschüttung verlegt. Die Verarbeitung erfolgte dabei jeweils vom Raumende zur Tür hin schwimmend im schleppenden Verband (Fugenversatz > 20 cm).

Die einzelnen Elemente werden mit fermacell Estrichkleber verklebt. Da die Kleberflaschen mit einer Doppelöffnung ausgestattet sind, kann die Masse in einem Arbeitsgang gleichmäßig und ausreichend dosiert in zwei Kleberschnüren aufgetragen werden. Die frisch verklebten Estrich-Elemente werden anschließend im Falzbereich verschraubt bzw. verklammert.

Nach Aushärtung des Klebers war der Boden voll belastbar. Die fertigen Flächen wurden anschließend mit Linoleum bzw. PVC und Laminat belegt.

Entstanden ist ein Fußbodenaufbau, der erhöhten Trittschallschutz bietet und den Anforderungen im Anwendungsbereich 1 entspricht (zulässige Einzellast 1,0 kN). Bereits in Kombination mit 20 mm fermacell Ausgleichschüttung erreicht die Konstruktion die Brandschutzklasse F 60, bei 30 mm Ausgleichschüttung sogar F 90.

Eine besondere Herausforderung waren
die alten Holzbalken-Deckenkonstruktionen,
die nach den Auflagen des Denkmalschutzes erhalten bleiben sollten.

Trockenestrich-Systeme punkten vor allem durch ein niedriges

Flächengewicht.

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