Verborgene Vielfalt
Bei der Auswahl von Fenstermodellen steht meist die Energieeinsparung im Vordergrund. Doch es lassen sich auch Sicherheitstechnik, Sonnen- und Schallschutz sowie komfortable Automatisierungsfunktionen integrieren.
Die Geschichte des Fensters ist so alt wie die Architektur selbst. Ursprünglich möglichst klein, dienten sie allein der Belichtung und Belüftung von Gebäuden. Mittlerweile übernehmen Fenster die vielfältigsten Funktionen, bedingt durch eine historische Entwicklung, deren Dynamik durch die Jahrhunderte primär bestimmt wurde von funktionalen Anforderungen, technischen Neuerungen und nicht zuletzt von kulturellen und damit einhergehenden gestalterischen Entwicklungen. Während schon bei den Ägyptern lichtdurchlässige Scheiben aus Alabaster bekannt waren, gab es in mykenischen Palästen keine Fenster, da das Licht von oben in die Räume fiel. Auch in römischen Wohnhäusern erfolgte der Lichteinfall ins Haus zunächst über unverglaste Öffnungen – das Atrium belichtete und belüftete die umliegenden Räume. An den grundlegenden Funktionen eines Fensters hat sich bis heute nichts geändert – nur können moderne Fenster deutlich mehr als nur das. Bürokratisch oftmals lapidar als „transparente Bauteile“ betitelt, sind sie wahre Alleskönner, deren Hightech-Komponenten häufig nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, sondern komfortabel im Verborgenen liegen.
Maßgebliche Treiber dieser Entwicklung, die vor allem von den Energiekrisen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorangetrieben wurde, waren nicht nur neue Materialien, sondern auch mechatronische und elektronische Bauteile mit zahlreichen neuartigen Funktionen. So tragen heutige Hightech-Fenster maßgeblich zur Verbesserung der gesamten Energiebilanz eines Gebäudes bei. Sie bieten je nach Ausführung einen effektiven Sonnen-, Schall-, Einbruch- oder Brandschutz und sind auf Wunsch sogar sprengwirkungshemmend. Die Integration intelligenter automatischer Zusatzkomponenten erleichtert zudem die Bedienbarkeit oder sorgt z.B. für einen kontinuierlichen Luftaustausch. Daher fügen sich zeitgemäße Fenster zwar recht unaufdringlich in die Gesamtästhetik eines Gebäudes ein; nur steckt in ihrem Inneren dank ausgeklügelter Technik viel mehr als auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Mehrscheiben-Isolierglas als Standard
Fenster gibt es heute in vielen Farben und Formen und für jeden Anspruch: Die Palette reicht vom „einfachen“ Energiesparfenster bis zum vollautomatischen Multifunktionsfenster. Letztere Variante findet sich vor allem in anspruchsvollen Büro- und Verwaltungsgebäuden oder im gehobenen privaten Wohnungsbau. Dabei ist im Zuge der sich stetig verschärfenden staatlichen Vorschriften wie etwa der Energieeinsparverordnung (EnEV) hochwärmegedämmtes Mehrscheiben-Isolierglas in fast jeder Preisklasse mittlerweile Standard.
Neben dem Glas ist auch der konstruierte Fensterrahmen von zentraler Bedeutung. Hightech-Fenster aus Metall und Kunststoff sorgen nicht nur für ein Höchstmaß an Witterungsbeständigkeit und Stabilität, sondern erlauben in Kombination mit entsprechenden Gläsern auch einen guten Schallschutz. Denn obwohl bei der Schalldämmung von Fenstern viele Faktoren berücksichtigt werden müssen und in der Praxis auch Schallnebenwege der Anschlussfugen, Scheibengröße und Seitenverhältnis die Schalldämmung beeinflussen, spielen das Rahmenmaterial und die Wechselwirkung zwischen Glas und Rahmen eine erhebliche Rolle.
Recyclingfähige Rahmen und „grüne“ Isolierstege
Der Werkstoff Aluminium steht für höchste Ansprüche an Qualität und Stabilität. Er erlaubt Bauherren und Architekten nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten, sowohl bei der Konstruktion des Fensters als auch bei der Farbwahl. Außerdem ist Aluminium zu 100% recyclingfähig und damit ein Rohstoffvorrat für die Zukunft. Somit leisten Fenster auch einen wichtigen Beitrag für die Nachhaltigkeit von Gebäuden, vor allem für deren umweltgerechte Zertifizierung. Umwelt-Produktdeklarationen für Fenster gehören ebenso dazu wie geschlossene Wertstoffkreisläufe, da ein Großteil der im Fenster verbauten Rohstoffe in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt wird.
Systemhäuser wie Schüco gehen jedoch noch einen Schritt weiter: Mit sogenannten „grünen“ Isolierstegen geben sie eine Antwort auf die Frage, wie nach dem Ende des Rohölzeitalters stoffliche Alternativen für Kunststoffmaterialien aussehen können. Möglich ist diese Entwicklung durch ricinus communis, eine genügsame Pflanzenart, die auch umgangssprachlich „Wunderbaum“ genannt wird.
Aus den Samen dieses Baumes entsteht am Ende der Wertschöpfungskette Sebacinsäure, die zur Herstellung von Polyamiden genutzt wird. Diese so erzeugten Polyamide bilden die Basis für jene „grünen“ Isolierstege, die in das Schüco Fenstersystem AWS 90.SI+ Green (Aluminium Window System, 90 mm Bautiefe) integriert werden und die die Wärmedämmung auf Passivhausniveau übernehmen.
Kunststoff ist der am häufigsten eingesetzte Werkstoff für Fenster in Deutschland. Mit seinem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis und den sehr guten Dämmeigenschaften liegt Kunststoff bei der Fensterwahl deshalb oft an erster Stelle, insbesondere beim mehrgeschossigen Wohnungsbau. Der Farbgestaltung sind auch bei Kunststoff-Fenstern keine Grenzen gesetzt.
Die Profiloberflächen können innen wie außen verschiedenfarbig gestaltet werden- sogar in brillanten Metallictönen, wie sie sonst nur in der Automobilindustrie zu finden sind. Auch der Einsatz von außen liegenden Aluminium-Deckschalen in allen RAL- und Eloxalfarben ist möglich.
Letztere Möglichkeit empfiehlt sich dann, wenn in einem Gebäude Elemente aus Kunststoff und Aluminium miteinander kombiniert werden. Und auch beim Thema Nachhaltigkeit können Kunststoff-Fenster einiger Anbieter punkten: Der für Schüco LivIng verwendete Kunststoff beispielsweise erfüllt höchste Qualitätsanforderungen, da er umweltfreundlich auf Calcium-Zink-Basis stabilisiert, licht- und witterungsbeständig, schlagfest, formbeständig und langlebig ist. Zudem ist das Kunststoff-System vollständig recyclebar. Schüco und andere führende deutsche Hersteller sind Mitglied der Initiative „Rewindo“. Das Ziel: das Recycling von ausgebauten Bauelementen aus Kunststoff zu erhöhen und ressourceneffizientes Wirtschaften zu fördern.
Verdeckte Sicherheitstechnik für höchsten Komfort
Neben dem Glas und dem Rahmen ist auch der Beschlag eine entscheidende Komponente, die ein Fenster zum Multifunktionstalent macht. Primär dient er dazu, die Fensterflügel mit geringsten Bedienkräften zu öffnen. Im geschlossenen Zustand kann der Beschlag außerdem erhöhten Einbruchschutz gewährleisten und ist damit ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Die dazu notwendigen Komponenten lassen sich bei modernen Fenstern oftmals vollständig verdeckt in den Rahmen integrieren und tragen so den gestiegenen Ansprüchen an Ästhetik und Design Rechnung. Darüber hinaus werden heute neben der weit verbreiteten Möglichkeit einer manuellen Fensteröffnung aus energetischen und funktionalen Gründen immer mehr motorisch zu öffnende Fenster eingesetzt. Vollständig verdeckt im Fensterrahmen eingebaute Motoren öffnen und schließen das Fenster dabei auf Knopfdruck am Fenstergriff oder ferngesteuert über den Computer bzw. das Smartphone und sind somit Garant für höchsten Bedienkomfort. So lassen sich Fenster mit Hilfe der integrierten Sicherheitstechnik auch bei Abwesenheit rund um die Uhr kontrollieren. Ein effektiver Einklemmschutz sorgt dabei auch bei ferngesteuertem Betrieb für einen gefahrlosen Schließvorgang.
Solche multifunktionalen Fensterlösungen können sich, eingebunden in die Gebäudeleittechnik, auch adaptiv an die verschiedenen Umweltbedingungen anpassen: Bei starkem Wind oder Regen schließen die Fenster, bei Sonne spenden Sonnenschutzelemente automatisch Schatten. Durch die integrierten Aktoren und Sensoren und die Einbindung in die Gebäudeleittechnik funktioniert dies zuverlässig und problemlos für Gebäude mit mehreren hundert vernetzten Fenstern.
Frische Luft – ganz automatisch
Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Menschen, die sich in einem Gebäude aufhalten, hängen von der Raumluftqualität ab. Regelmäßige und ausreichende Lüftung ist daher sehr wichtig. Dabei spielt auch die Qualität der von außen zugeführten Luft eine Rolle. Belastungen der unmittelbaren Umgebung durch Verkehr oder Industrie müssen genauso berücksichtigt werden wie auch biogene Faktoren, z. B. Pollen.
In der dezentralen und fensterintegrierten Lüftungstechnik werden zwei Lüftungsvarianten unterschieden: die natürliche Lüftung und die ventilatorgestützte mechanische Lüftung. Die Bandbreite reicht dabei von simplen Lösungen für den nutzerunabhängigen Feuchteschutz in Wohnungen bis zu hocheffizienten Systemen mit Wärmerückgewinnung für moderne Gebäude.
Die hybride Lüftung, eine Kombination aus natürlicher und mechanischer Lüftung, vereint die Vorteile der Varianten. Hierbei wird der Grundluftwechsel über die mechanische Einheit abgedeckt. Der zusätzlich benötigte Luftanteil wird entweder über händisch oder motorisch zu öffnende Fenster realisiert. Die Steuerung kann vollautomatisch über Luftqualitäts- und Feuchtemess-Sensoren erfolgen.
Aus den Samen des Baumes „ricinus communis“ entsteht Sebacinsäure, die zur Herstellung von Polyamiden genutzt wird.
Im geschlossenen Zustand kann der Beschlag außerdem erhöhten Einbruchschutz gewährleisten und ist damit ein entscheidender Sicherheitsfaktor.
Die hybride Lüftung ist eine Kombination aus natürlicher und mechanischer Lüftung.