„Von hoher Qualität, aber teuer“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Bauen ist derzeit so teuer wie noch nie. Und daran wird sich auch vorerst nichts ändern. So sind die Kosten für Baumaterial oder Handwerker völlig aus dem Ruder gelaufen.

Bereits zum Jahresanfang hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einen ungebremsten Anstieg der Baupreise vorausgesagt – und sollte damit recht behalten.

Der Hauptgrund, da sind sich die Ökonomen auch mit anderen Instituten einig, ist die enorme Nachfrage, vor allem im Wohnungsbau. In vielen Regionen herrscht ein regelrechter Bauboom.

Wie stark die Baupreise den Leistungen derzeit vorauseilen, belegen auch jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Danach waren die Preise für den Neubau von Wohngebäuden im Mai 4,7 Prozent höher als noch vor einem Jahr.

Kein Wunder also, wenn Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, sagt: „Der deutsche Wohnungsbau ist im internationalen Vergleich von hoher Qualität, aber teuer.“ Allein die Bauwerkskosten seien trotz vieler Bemühungen um Effizienzsteigerung in den Jahren 2000 bis 2018 um rund 65 Prozent gestiegen, erklärte er vor den Sommerferien mit Blick auf Auswertungen aus der aktuellen GdW-Jahresstatistik.

Mit dem derzeitigen Neubaustandard ist für Gedaschko die Grenze der Wirtschaftlichkeit längst erreicht. Höhere Standards wie KfW 55 ließen sich ohne Förderung gar nicht mehr darstellen. Dass die Baupreise weiter in die Höhe schnellen, hängt für den GdW-Präsidenten auch mit dem (Fachkräfte)-Engpass im Handwerk zusammen. „Die Kapazitätsauslastung ist insgesamt höher als im Bauboom der Nachwendezeit.“

Zuletzt war es BFW-Präsident Andreas Ibel, der sich in seiner monatlichen Kolumne im BundesBauBlatt darüber beklagte, dass der Wohnungsbau zum immer größeren Hindernislauf wird. „Die Spirale bei den Baukosten dreht sich immer weiter in ungeahnte Höhen.“ Ibel verwies dabei zugleich auf den „Regulierungsdschungel“. So habe sich die Zahl der Bauvorschriften, etwa zum Lärm- und Brandschutz und zur Barrierefreiheit, seit 1990 auf rund 20.000 vervierfacht.

Zudem hätten in einer Umfrage 80 % der BFW-Mitglieder angegeben, dass es immer schwieriger werde, Fachplaner und Baufirmen zu finden. Das Problem sei zwar nicht neu, verschärfe sich aber stetig weiter.

Keine guten Zeiten also für Häuslebauer. Wer zurzeit einen Handwerker sucht, weiß: Es ist extrem schwer, einen zu finden. Und wenn man einen gefunden hat, ist die Freude auch nicht besonders groß, denn der Kostenvoranschlag fällt meist üppig aus.

Ihr

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 12/2012 Besonders die Preise für Dämmmaterial sind gestiegen

Energie- und Stromkosten machen das Wohnen teuer

Energie- und Stromkosten sind derzeit die größten Preistreiber für das Wohnen: Sie seien in den vergangenen zwölfeinhalb Jahren um 112?% angestiegen, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko kürzlich...

mehr

BFW: Baupreise in NRW steigen dramatisch – Behörden müssen jetzt Tempo machen beim Wohnungsbau

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes IT.NRW steigen die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Nordrhein-Westfalen weiter stark an: Im Mai 2019 lagen sie um 3,8 %...

mehr

GdW-Kritik: Verschärfung der EnEV bremst Wohnungsneubau

Der GdW übt als größter Branchenverband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft harrsche Kritik an der Novelle der Energeieinsparverordnung, kurz EnEV, die jetzt vom Bundesrat durchgewunken wurde....

mehr
Ausgabe 1-2/2023

„Höhere Preise und Zinsen treffen die Bauwirtschaft“

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen zeigte sich die deutsche Wirtschaft nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes mit einem realen BIP-Zuwachs von 1,9 % im Jahr 2022 insgesamt...

mehr

GdW-Jahrespressekonferenz: Wohnungswirtschaft fordert Willkommenskultur für Bagger und Neubau

„Es muss wieder möglich sein, bezahlbare Mietwohnungen auch ohne Förderung für die Mitte der Bevölkerung zu bauen. Dazu muss Bauen Chefsache werden“, forderte Axel Gedaschko, Präsident des...

mehr