Multimedia

Wie das Fernsehen in die Wohnungen kommt

Das Kabelnetz in Deutschland ist in vier (inoffiziell fünf) Netzebenen unterteilt. Doch was genau verbirgt sich eigentlich dahinter?

Als sich das Kabelfernsehen Mitte der 1940-er-Jahre in den USA entwickelte, wurde es in erster Linie genutzt, um all diejenigen Menschen mit TV-Programmen zu versorgen, die in abgelegenen Gegenden wohnten und daher nur einen schlechten oder sogar gar keinen Fernsehempfang hatten. In Deutschland trat das TV-Kabel erst viel später, nämlich Mitte der 1980-er-Jahre, seinen Siegeszug an. Aus dieser Zeit stammt auch die Unterteilung in die verschiedenen Netzebenen.

Vom Fernsehstudio in die Fläche

Auf der Netzebene 1 übertragen alle privaten und öffentlich-rechtlichen Programmanbieter ihre Inhalte an die zentrale Empfangsstelle des Kabelnetzes, das sogenannte Master Headend. Die Programmsignale der Sender werden über angemietete Transponderplätze auf Rundfunksatelliten oder über Festnetzanbindungen (zum Beispiel via Glasfaser) direkt an das Master Headend geliefert.

Auf der Netzebene 2 gelangen die Programmsignale vom Master Headend bundesweit in die Fläche zu den regionalen Headends. Dort können auch lokale Programmausprägungen (zum Beispiel die WDR-Lokalprogramme oder der Bayerische Rundfunk) abgebildet werden. Kleine lokale TV- und Radiosender lassen sich an dieser Stelle ebenfalls einspeisen.

Hoher Wettbewerbsdruck

In der Netzebene 3 werden die Programmsig-nale vom regionalen Headend weiter über das Verteil- und Zugangsnetz bis zum Übergabepunkt im einzelnen Gebäude übertragen. Die Netzebene 3 lag bis 1999 vollständig in den Händen der Deutschen Telekom. Diese musste ihr Kabelgeschäft jedoch seinerzeit auf Druck der EU-Wettbewerbsbehörden ausgliedern und verkaufen. Heute ist diese Netzebene mehrheitlich unter den beiden großen Anbietern Vodafone/Kabel Deutschland und UnityMedia aufgeteilt. Doch inzwischen baut auch die Telekom wieder eigene Kabelnetze. Dabei verlegt der Konzern je­­doch keine Koaxialkabel mehr, sondern moderne Glasfaserverbindungen, mit der sich höhere Bandbreiten und einer bessere Übertragungsqualität erzielen lassen. Allein bis 2018 will die Telekom 12 Mrd. Euro in den bundesweiten Glasfaser-Ausbau investieren. „Je nach Anschluss werden damit künftig Übertragungsraten von bis zu 800 Mbit/s möglich sein“, erklärt Johannes Jansen, Leiter des Zentrums Wohnungswirtschaft bei der Deutschen Telekom. „Mit unserem Angebot richten wir uns in erster Linie an Unternehmen der Wohnungswirtschaft, an Genossenschaften und Hausverwaltungen.“

Vom Keller bis zur Multimediadose

Eine Besonderheit im deutschen Kabelmarkt sind die Betreiber der Netzebene 4 (kurz: NE-4-Betreiber). Diese übernehmen die Signale am sogenannten Übergabepunkt im Haus und leiten sie von der Netzebene 3 in ihre eigene Ebene weiter. Diese Netzebene 4, auch Inhouse- oder Campus-Netz genannt, verläuft vom Keller bis zur Multimediadose (früher TV-Anschlussdose) in der Wohnung des Mieters. Sie beinhaltet zum Beispiel den Hausanschlussverstärker sowie den Verteiler oder Abzweiger. Anders als in herkömmlichen Teilnehmeranschlussnetzen für Telefondienste teilen sich auf der Netzebene 4 in der Regel mehrere Haushalte die verfügbare Bandbreite des Koaxialkabels, da nicht jede Wohneinheit über ein separates Kabel an den Übergabepunkt angeschlossen wird. Als NE-4-Betreiber sind in Deutschland mehrere hundert Unternehmen aktiv.

Die technisch geprägte Netzebenen-Aufteilung wurde mit der sogenannten Netzebene 5 inoffiziell erweitert. Sie beginnt hinter der Multimediadose und verbindet diese mit den Endgeräten der Kunden. Dieser Netzabschnitt innerhalb der Wohnung ist daher für eine störungsfreie Übertragung von TV-, Telefon- und Internetdiensten essenziell. Das unsachgemäße Anschließen des Antennenkabels oder die Verwendung von minderwertiger Qualität in diesem Teil des Netzes können zu einer starken Beeinträchtigung der Dienste im Netz führen.

Mit Glasfaserverbindungen lassen sich höhere Bandbreiten und eine bessere Übertragungsqualität erzielen.

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