Wohnen im Denkmal
Umfassende Maßnahmen bei einer Sanierung im Erfurter Dichterviertel.
Viele Städte und Kommunen verfügen über sogenannte beste Wohnlagen. Manche von diesen müssen aber erst aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden. So wie das Dichterviertel in Erfurt. Das im Süden der Landeshauptstadt gelegene Viertel wurde nach seinen Straßennamen benannt. Im oberen Teil finden sich große Jugendstilvillen und andere Bauwerke auf großzügigen Grundstücken. Repräsentative Mehrfamilienhäuser teilweise aus Kaiserzeiten prägen den unteren Teil des Dichterviertels.
Hierzu zählen auch die zwischen Schiller- und Heinrich-Mann-Straße gelegenen herrschaftlichen Gebäude, die erst vor kurzem umfassend saniert wurden. Teile dieses Ensembles blicken auf eine lange Historie zurück. Erbaut wurden einige von ihnen als Gründungsgebäude der Thuringia-Versicherung. Zu DDR-Zeiten nutzte man sie als Bezirksdirektion der Volkspolizei, Polizeipräsidium und nach der Wende als Sitz des Thüringer Innenministeriums. Seit 1997 stand jedoch das denkmalgeschützte Gebäudeensemble auf dem rund 12 250 m2 großen Areal leer.
Insgesamt zwei Jahre entwickelte man ein Gesamtkonzept für die Revitalisierung des Gebäudedenkmals sowie einer Neubebauung des angrenzenden Areals Richtung Goethestraße. Ein Teil des Gesamtareals mit einer Fläche von ca. 4 570 m2 gehört der Denkmal-Dichterviertel GmbH & Co. KG aus Erfurt. Auf dem Grundstück finden sich insgesamt vier Bestandsbauten.
Umfassende bauliche Maßnahmen
Zur Revitalisierung und Nutzung dieser Gebäude wurde zunächst eine Tiefgarage errichtet, deren Erschließung von der Heinrich-Mann-Straße erfolgt. Mit dem Teilabriss eines viergeschossigen Plattenbaus konnte der anliegende denkmalgeschützte Gebäudeteil wieder freigestellt werden. Alle auf diesem Teilabschnitt stehenden Häuser wurden anschließend umfassend saniert und die teilweise zerstörten Stilelemente aus dem 19. Jahrhundert originalgetreu rekonstruiert. Während die zur Schillerstraße gelegenen Gebäude nach der Sanierung großflächig gewerblich vermietet wurden, entstanden in den restlichen Gebäuden Eigentumswohnungen der Extraklasse. Zur Gewährleistung eines effizienten Energiekonzeptes installierte man im Kellergeschoss ein zentrales Blockheizkraftwerk zur Versorgung aller Gebäudeteile.
Energetisch erneuert
Neben der rein architektonischen Rekonstruktion mussten die größtenteils 4,60 m hohen Räume der Wohnungen auch wärmedämmtechnisch an den aktuellen Stand angepasst werden. Denn neben dem attraktiven Umbau sollten die neuen Einheiten auch bei den Energiekosten weitgehend heutigen Standards entsprechen.
Eine typische Wärmedämmung der Außenwände an der Fassade war aufgrund der Einstufung als Denkmal und zur Erhaltung der historisch wertvollen Fassade ausgeschlossen. Deshalb entschieden sich Bauherr und der mit den Sanierungsplanungen befasste Architekt Dipl.-Ing. Hans-Georg Herb, Erfurt, für eine Dämmung der Außenwände von innen. Dank der Beratung und technischen Betreuung durch das Leipziger Energiesparunternehmen Ursa Deutschland GmbH , ließen sich Planer und Bauherr von dem flexiblen Außenwand Innendämmsystem Ursa Click überzeugen. Schließlich bietet das System überall da, wo mit herkömmlichen Dämmsystemen eine energetische Sanierung nicht möglich ist, eine interessante Alternative. Alle Außenwände in den fünf Geschossen wurden in 60 mm Dicke fachgerecht gedämmt.
Hochwirksamer Kern
Energetisch hochwirksamer Kern des Systems ist der Dämmstoff Ursa 32 DFh Click mit dem Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von l 0,032 W/(m·K). Damit bietet das Außenwand Innendämmsystem mehr Dämmleistung bei gleicher Dämmstärke dank verbesserter Wärmeleitfähigkeit. Der wasserabweisend ausgerüstete Filz ist zusätzlich mit einem Glasvlies kaschiert, was für mehr Formstabilität sorgt und die raumhohe Verlegung der Dämmstoffbahnen erleichtert. Die Verlegung erfolgt vollflächig direkt an der bestehenden Wand. Fixiert wird der Dämmstoff mit den patentierten, dreiteiligen Ursa Clips. Dank des Kunststoffkopfes mit dem Wärmebrückenfaktor von k = 0,0032 W/ K, der nach der Dämmstoffverlegung auf die Gewindestangen gesteckt wird, ist das System zudem wärmebrückenfrei.
Wirtschaftliche Dämmstoffdicken
Bei zahlreichen Untersuchungen und Berechnungen wurde nicht nur die Leistungsfähigkeit des Dämmsystems auf unterschiedlichen Wandaufbauten überprüft, sondern auch deren Effektivität bezogen auf die Dämmstoffdicke. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird das Außenwand Innendämmsystem in den Dämmstärken 60 mm, 80 mm und 100 mm angeboten. Um etwaige Funktionsstörungen durch Tauwasseranfall oder Schimmelpilzbildung von vornherein auszuschließen, wurde das komplette System in zwei unterschiedlichen Altbaukonstruktionen von der MFPA Leipzig eingehend überprüft. Dabei wählte man Konstruktionen mit ungünstigen Rahmenbedingungen, wie z. B. eine Westwand mit sehr geringer Mauerstärke, der Schlagregenbeanspruchungsklasse III und eine Dämmstoffdicke von 100 mm. Sowohl bei der Ziegelmauerwerkkonstruktion als auch bei der Fachwerkwand ergab die hygrothermische Simulation über mehrere Jahre keinen Hinweis auf Feuchteschäden. Vielmehr beurteilte die MFPA Leipzig in ihrem Prüfzeugnis das System als feuchtetechnisch völlig unkritisch.
Baustellengerecht bereitgestellt
Praxisnah und logistisch komfortabel werden komplette Verlegeeinheiten für 100 m2 Innenwandfläche, jeweils teilbar in 2 x 50 m2, auf einer Palette zusammengestellt. Damit hat der Verarbeiter alle notwendigen Systemkomponenten für eine schnelle und wirtschaftliche Verlegung der modernen Innenwanddämmung zur Hand. Durch den hochleistungsfähigen Mineralwolle-Dämmkern mit dem Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von l 0,032 W/(m·K) können die Anforderungen der aktuellen EnEV auch bei von außen nicht dämmbaren Außenwänden erfüllt werden.
Sorgfältige Ausführung
Zu den besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung der Außenwand-Innendämmung in den denkmalgeschützten Gebäuden im Erfurter Dichterviertel zählten die großen Rundbogenfenster, die reduzierten Raumendhöhen von 3,90 m sowie die zahlreichen Steckdosen und Anschlüsse in den Wänden, insbesondere in den als Küchen ausgebauten Räumen. Zum luftdichten Anschluss des Systems verklebten die Fachhandwerker zunächst das Dichtband entlang der anzubringenden U-Profile. Anschließend befestigten sie die U-Profile luftdicht. Nach dem Anbringen der umlaufenden U-Profile und der wandseitigen C-Profile montierten die Handwerker die Ursa Clips. Dann wurde der Dämmfilz eingepasst und mittels Kunststoffkopf fixiert. Abschließend montierten die Handwerker die C-Profile, indem sie diese oben im Kunststoffkopf festgeklickt und planeben ausgerichtet werden.
Gerade die hohen Raumhöhen erforderten exaktes Arbeiten. Dank der Formstabilität des Dämmstoffkerns konnten die Dämmbahnen schnell und mit einem geringen Fugenanteil verlegt werden.
Dauerhaft luftdicht ist Pflicht
Nach Abschluss der Dämmarbeiten erfolgte die Verlegung der zum System gehörenden Dampfbremse. An den Fensterlaibungen war es sehr wichtig, dass die Anschlussstreifen der Fensterrahmenprofile dauerhaft luftdicht mit der Dampfbremse verklebt wurden. Dazu musste die Dampfbremse sauber in die Laibung hinein verlegt und anschließend entsprechend verklebt werden. Nur so ist ein dauerhaft luftdichter Anschluss sichergestellt.
Zum Schluss konnten die Trockenbauplatten auf die Ständerprofile des Systems verschraubt werden. Natürlich achteten die Fachhandwerker darauf, dass dabei die Dampfbremse nicht verletzt und die durchgehend geschlossene luftdichte Ebene nicht beschädigt wurde.
Wohnen im Denkmal
Dank der idealen Kombination aus Wärmedämmkern, variablem Profilsystem und hochwirksamer Dampfbremse des Außenwand Innendämmsystems konnten bei der Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude im Erfurter Dichterviertel moderne und energetisch sanierte Wohnungen erstellt werden. Handwerklich einwandfreie Ausführung, attraktive Grundrisse sowie die überaus interessante Lage sorgten dafür, dass die Einheiten binnen kurzer Zeit zur Eigennutzung verkauft werden konnten.
Mit dem Teilabriss eines viergeschossigen Plattenbaus konnte der anliegende denkmalgeschützte Gebäudeteil wieder freigestellt werden.
Zur Gewährleistung eines effizienten Energie
konzeptes installierte man im Kellergeschoss ein zentrales Blockheizkraftwerk zur Versorgung aller Gebäudeteile.