Wohnen im Speckgürtel: Vom Trend zum Mainstream
Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer greift Themen auf, die die Branche bewegen.
Stress in the city: Starke Nachfrage, Angebotsmangel, hohe Immobilienpreise und Mieten machen es immer schwerer, eine bezahlbare Wohnung in Stadtlage zu finden. Begünstigt durch diese Entwicklung gewinnt das Wohnen im städtischen Umland – oder in sogenannten Speckgürteln – zunehmend an Beliebtheit. Neben mehr Wohnraum und Naturnähe sind es vor allem die erschwinglicheren Preise und eine bessere Angebotslage, die das Wohnen am Stadtrand attraktiver machen.
Spätestens seit der Corona-Pandemie sollte auch die Entscheidung, ob ein Umzug ins Ländliche sich lohnt, deutlich leichter fallen. Denn das Arbeiten von Zuhause war noch nie so normal wie heute. Ersten Studien zufolge bleibt der Homeoffice-Trend auch nach der Pandemie bestehen. Damit verliert eines der bisher zentralen Argumente gegen eine Wohnung oder Haus außerhalb der Stadt an Kraft – und zwar die Distanz zwischen der Arbeitsstätte und dem Zuhause.
Vor allem junge Familien und Menschen zwischen 30 und 50 Jahren zieht es immer mehr ins Umland. Einer aktuellen Analyse von immowelt.de zufolge stiegen die Anfragen pro Objekt im Speckgürtel der Metropolen Berlin, Hamburg, München und Köln innerhalb der letzten fünf Jahre teilweise doppelt so stark an wie in den Städten selbst. Die Hauptgründe seien zum einen die Preisentwicklung in den Städten und zum anderen die steigenden Ansprüche an das eigene Wohnumfeld. Doch so schön der Traum vom bezahlbaren Häuschen im Grünen auch klingt, das Wohnen in den Außenbereichen von Großstädten hat noch einige Defizite.
Zum einen ist die Verkehrsanbindung in den peripheren Lagen meist nicht ausreichend ausgebaut. Aufgrund mangelnder Mobilitätsangebote sind die Einwohner der ländlichen Gebiete oft auf einen Pkw angewiesen oder müssen lange Wege mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Kauf nehmen. Schwache Nahversorgung und schlechte Gesundheitsinfrastruktur sind weitere Nachteile, die die Speckgürtel deutscher Metropolen noch stark kennzeichnen. Hinzu kommen die fehlenden sozialen und kulturellen Angebote. Ein weiterer Minuspunkt, auf den vor allem junge Menschen achten, ist die unzureichende technische Infrastruktur. Denn es ist kein Geheimnis, dass schnelle und stabile Internetverbindung, hohe Bandbreite und gute Konnektivität im Umland deutscher Großstädte immer noch eine Fehlanzeige sind.
Den Großstadt-Kiez ins Umland bringen
Nichtsdestotrotz steigt die Nachfrage nach Immobilien am Stadtrand immer weiter. Für Projektentwickler, Bauherren und Investoren bietet dieser Trend eine gute Chance, neue Investitionsprojekte und Geschäftsmodelle umzusetzen. Das Zielbild ist klar: gemischte Quartiere in Randlagen von Städten, die die Vorteile einer urbanen Umgebung mit der Naturnähe, günstigen Preisen und hoher Lebensqualität verbinden. In diesen Quartieren können neben Nahversorgung, Gesundheit, moderner technischer Infrastruktur, nachhaltiger Energieversorgung auch weitere Services durch externe Betreiber oder das Quartiersmanagement angeboten werden. Dazu zählen zum Beispiel Co-Working Flächen, Veranstaltungsbereiche, Gästewohnungen und weitere vielseitige Dienstleistungen. Sie sorgen dafür, dass auch in Quartieren außerhalb urbaner Zentren ein Identitäts- und Nachbarschaftsgefühl entsteht, ähnlich wie in einem lebendigen Großstadt-Kiez.
Ein Projekt, das viele dieser Punkte verbindet, ist das derzeit im Berliner Bezirk Spandau entstehende Carossa Quartier. Neben 1.800 Wohneinheiten sind dort weitere nutzerspezifische Wohnformen geplant. Ein zentraler Nachbarschaftsbereich mit vielfältigen, generationsübergreifenden Angeboten stärkt das Gemeinschaftsgefühl und bietet Abwechslung. Dort können die Bewohner mithilfe einer quartierseigenen App Räumlichkeiten für bestimmte Zwecke mieten und abrechnen. Dadurch brauchen sie unter Umständen kein zusätzliches Arbeits- oder Gästezimmer in den Wohnungen oder sparen den Weg ins Büro.
Wichtig ist, dass solche Quartiere zielgruppenorientiert geplant und die Zusatzbausteine entsprechend konzipiert werden. Das Erfolgsgeheimnis liegt im richtigen Mix, was aber nicht heißt „von allem ein bisschen“ oder „von allem 110 %“. Vielmehr kommt es auf ganzheitliche und integrale Konzepte an, die vom Nutzerbedarf bis hin zur passenden technischen Lösung die relevanten Faktoren berücksichtigen.