Wohnidee für Senioren: Erst virtuell, dann real
Der Baustoffhersteller Xella realisiert in 3D-Planungs-Kooperation mit dem „Bauunternehmen Jongen Meulen“ ein komplexes Seniorenwohnprojekt. Die Partner berichten von Kosten- und Zeiteinsparungen, von guter Teamarbeit sowie reibungslosem Projektverlauf.
Während es für Senioren früher beinahe selbstverständlich war, ab einem gewissen Alter ein Alters-/Pflegeheim zu beziehen, bevorzugen es die meisten älteren Menschen heute, so lange wie möglich selbstständig in ihrer eigenen Umgebung zu leben und bei Betreuungs- bzw. Pflegebedarf auf externe Unterstützung zurückzugreifen. Beim Projekt „Hornehoof“ zog man daraus jetzt die entsprechenden Konsequenzen und ersetzte ein traditionelles Pflegeheim durch komfortable, altersgerecht gestaltete Appartements inklusive einem seniorengerechtem Serviceangebot, das von den Bewohnern bei Bedarf abgefragt werden kann.
In drei neuen, mehrstöckigen Wohngebäuden sind insgesamt 89 Zwei- oder Dreizimmer-Appartements mit einer zum Wohnraum hin offenen Küche und Bad entstanden. 59 davon bieten die Option häusliche Pflege, 30 weitere Wohnungen und sechs Gruppenwohnungen werden für Personen mit intensivem Pflegebedarf angeboten. Alle Wohnungen sind barrierefrei sowie rollstuhlgerecht geplant und so konzipiert, dass auch Pflegegeräte mühelos installiert werden können. Die drei Gebäude sind im Erdgeschoss durch mehrere Bereiche miteinander verbunden, in denen sich Bewohner und Nachbarn treffen können.
Erstellt wurde die Anlage, die sämtliche geforderte energetische Standards erfüllt, mit Silka XL Plus. Das großformatige Bausystem bietet ein Höchstmaß an Planungs- und Ausführungssicherheit. Es wurde werkseitig passgenau zugeschnitten und als kompletter Bausatz inklusive optimierter objektbezogener Verlegepläne just-in-time auf die Baustelle geliefert. Damit entfiel das Zuschneiden/Knacken auf der Baustelle. Für die Innenwände kam Ytong Porenbeton zum Einsatz.
BIM als modernes Planungstool
Doch nicht das neuartige Seniorenwohnkonzept oder die eingesetzten Baustoffe sind das Besondere an diesem Projekt, sondern die Tatsache, dass die Gebäudeplanung des Neubaus in 3D optimiert wurde. In enger, 3D-basierter Kooperation mit dem Bauunternehmen Jongen Meulen wurde das anspruchsvolle Bauprojekt realisiert. Umfangreiche Xella Service-Angebote rund um die Produkte kamen dabei zum Einsatz.
Vorausgegangen war die schrittweise Einführung von Ytong- und Silka-Systemlösungen als BIM-Objekte. Die Datensätze können als komplette Systemlösungen für Wand-, Dach- und Deckensysteme kostenfrei heruntergeladen und dann in BIM-fähiger Software verarbeitet werden. Dabei werden Planungsinformationen, Arbeitsabläufe und die Bewirtschaftung in einer gemeinsamen Datenbasis, dem 3D-BIM-Modell zusammengeführt und für alle Baubeteiligten zugänglich gemacht.
Die Aufbereitung der Daten macht Simulationen einzelner Räume möglich. Ein Auftraggeber bzw. Bauherr kann sich sein geplantes Gebäude bis ins Detail ansehen. Das Gebäude wird so frühzeitig erlebbar und auch für Laien verständlich. Die Detaillierung wird bei einem gemeinsamen Kick-Off-Termin vereinbart.
Planungs-Unterstützung
Konkret erfolgte die Umsetzung des Projektes Hornehoof in einem Planungs- und Bauprozess von insgesamt sechs Schritten, in den alle Beteiligten involviert waren. Für sämtliche Parteien wurde zunächst ein Kick-off Meeting organisiert. Außer dem Investor, der wonen limburg, dem Architekturbüro inbo sowie dem ausführenden Unternehmen Jongen-Meulen nahm auch die Xella Technical Service Unit daran teil.
Das Xella-Team kann auf eine 15-jährige Erfahrung in 3D-Planung zurückgreifen und begleitet alle Planungsleistungen. Für den Datenaustausch wurde ein gemeinsamer Standard (IFC) vereinbart. So können später Schnittstellenprobleme bei der Datenübertragung vermieden und ein verlustfreier Datenaustausch gewährleistet werden. Alle Beteiligten haben damit auch Zugriff auf den jeweils aktuellen Planungsstand. Gleichzeitig erhielt der Bauunternehmer Check-Listen für Wandmodelle. Die von den BIM-Planern erstellten Datenmodelle werden in der Technical Service Unit von Xella geprüft und die Ergebnisse digital (BCF) an den Partner gesendet.
Die vernetzten Gebäudedaten ermöglichten es, Änderungen durch verschiedene Fachdisziplinen im Bauablauf miteinander zu kommunizieren und abzugleichen, bis sie schließlich durch den BIM-Manager freigegeben wurden. Der Bauablauf wurde dadurch insgesamt besser planbar. Ad-hoc-Änderungen auf der Baustelle konnten damit weitgehend vermieden werden.
„Insgesamt haben die Xella-Zeichner mehr als 80 Stunden in die Optimierung der Datenmodelle investiert“, berichtet Nick Daemen, BIM-Experte Xella NL aus dem Arbeitsprozess. „Dabei konnten durch den Einsatz von BIM rund 100 Fehler in 20 Stockwerken identifiziert werden. Durch geringfügig höhere Planungsaufwendungen wurde eine höhere Produktivität bei der Bauausführung, der Bauzeit und den Baukosten erreicht.“
Nach Abschluss der Planungs- und Optimierungsphasen standen kundenspezifisch geplante Wände zur Verfügung. Sie wurden entsprechend im Xella-Werk produziert, kommissioniert und just-in-time auf die Baustelle geliefert. Bauunternehmer Jongen-Meulen profitierte von den detaillierten Ausführungsunterlagen durch eine kosten- und zeiteffizientere Ausführung bei minimiertem Materialverschnitt auf der Baustelle.
Vorteile zeigte BIM auch bei der Kalkulation. Dank der intensiven Abstimmung und der im Modell hinterlegten umfangreichen Datensätze konnten neben den technischen Eigenschaften einzelner Bauteile auch die Mengen sowie die Kosten und Verarbeitungszeiten exakt definiert werden. Durch die optimierte Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette war es möglich, das gesamte Projekt termin- und kostensicher zu realisieren. Allerdings müssen sich alle am Bau Beteiligten frühzeitig zur durchgängigen Anwendung von BIM als Planungsmethode entschließen.
Weitere Spezifikationen zu Wartungsaufwendungen und Wiederverwertungsmöglichkeiten machen BIM zu einem Werkzeug, das den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes von der ersten Idee über die Errichtung und den Betrieb bis hin zum Abriss und Recycling visualisiert. Durch die Zusammenführung von geometrischen, materialspezifischen und nicht geometrischen Informationen differenziert sich die Vorgehensweise mit BIM gegenüber normaler 3D-CAD Planung. Aber nicht nur für Großprojekte wie im vorliegenden Fall, auch für kleinere Bauvorhaben und selbst für Einfamilienhäuser lassen sich mit 3D-Gebäudeplanungen Vorteile erreichen.
Fazit
Bei der Realisierung des Seniorenwohnprojektes Hoornehof konnten die Vorteile der Arbeitsmethode BIM in Bezug auf Planungsoptimierung, Mengenermittlung, Festlegung von Qualitäten und den daraus resultierenden Kosten und Zeiten voll ausgeschöpft werden. Dank der hohen Anschaulichkeit wurden mögliche Risiken im Bauablauf bereits in der Planung frühzeitig erkannt und nach Prüfung durch die Xella Service Unit beseitigt. „Mit Xella als BIM-Partner wurden alle notwendigen Informationen von Anfang an gut koordiniert. Im Ergebnis waren wir in der Lage, die Dinge unverzüglich umzusetzen“, lobt Marc Zeegers, BIM-Planer bei Jongen-Meulen, die Zusammenarbeit.
Die Vorteile von BIM konnten in Bezug auf Planungsoptimierung, Mengenermittlung, Festlegung von Qualitäten und den daraus resultierenden Kosten und Zeiten voll ausgeschöpft werden.
Bautafel
Bauherr und Investor: wonen limburg
Bauunternehmer: Jongen-Meulen
Architekt: inbo
Bauvolumen: 3 Gebäude, 89 Appartements
Größe: 11.530 m² Wände
Baustoff: ca. 1.800 m³ Silka XL Plus für die Außenwände,
ca. 270 m³ Ytong Trennwandelemente für die Innenwände
Services: Xella 3D Planning Services, Xella BIM Services
Bauzeit: 24 Monate