BBB-Exklusiv: Zeit für
Veränderungen
Wie die Digitalisierung die Wohnwirtschaft verändert: Interview mit Vorstandschef Dr. Manfred Alflen im Vorfeld des 26. Aareon Kongresses in Garmisch-Partenkirchen.
Herr Dr. Alflen, die Veranstaltung steht unter dem Motto „Zeit für Veränderung – Wandel als Erfolgsfaktor“. Welche konkreten Botschaften verbergen sich dahinter?
Dr. Alflen: Digitalisierung, Globalisierung, Demografie und Zuwanderung verändern Wirtschaft und Gesellschaft in Europa weitreichend. Dieser Wandel stellt gerade auch die Wohnungswirtschaft vor zahlreiche Herausforderungen: Die Branche muss sich auf die schnell fortschreitende Digitalisierung, die sich ändernden Anforderungen ihrer Mieter, die Schaffung von Wohnraum und die Energiewende einstellen.
Das bedeutet für Wohnungsunternehmen einen weitreichenden Veränderungsprozess, der sich gravierend auf den Umfang ihrer Leistungsbereiche, die internen Strukturen und Arbeitsprozesse sowie die Zusammenarbeit mit Dienstleistern auswirkt. Auf dem Kongress werden wir wichtige Impulse geben, wie sich die Branche auf diese Dynamik in der Zukunft einstellen und den Wandel als Chance und Erfolgsfaktor nutzen kann.
Wichtige Unterstützung leistet zum Beispiel ein digitales Ökosystem, das Immobilienunternehmen mit Kunden, Mitarbeitern, Geschäftspartnern und technischer Ausstattung in Wohnungen und Gebäuden vernetzt.
Sie sprechen sicher von der Aareon Smart World, die Sie im letzten Jahr vorgestellt haben? Was ist denn heute schon Realität von Ihrer Vision?
Alflen: Die Aareon Smart World umfasst bereits eine Vielzahl an digitalen Lösungen, die bei unseren Kunden im Einsatz sind. Um hier nur einige Beispiele zu nennen: Über das Mieterportal können Wohnungsunternehmen ihren Mietern Selfservices zu grundlegenden Informationen und wiederkehrenden Anfragen bieten. So ist beispielsweise eine Schadensmeldung jederzeit und von überall mobil möglich. Mit der mobilen Instandhaltung lässt sich die Bestandsdatenpflege für Unternehmen leichter und effizienter gestalten.
Der Prozess Wohnungsabnahme wird durch den Einsatz der Tablet-basierten Mobilen Wohnungsabnahme vereinfacht. Sobald der Mieter elektronisch unterschrieben hat, werden die erfassten Daten mobil in die Bestandsverwaltung übertragen. Mit der Lösung Aareon Rechnungsservice ist es möglich, Rechnungsvorgänge im ERP-System zu erfassen, Rechnungsdaten zu prüfen und elektronisch zu archivieren. Die digitale Archivierung mithilfe des Dokumentenmanagementsystems Aareon Archiv kompakt spart sowohl Zeit als auch Platz und schafft Transparenz. Über unsere virtuelle Plattform Mareon – Das Service-Portal vernetzten wir Handwerks- und Wohnungsunternehmen.
Geben Sie uns auch einen Ausblick auf die nächsten Entwicklungen und den Zeithorizont?
Alflen: Das Angebot der Aareon Smart World bauen wir sukzessive international aus. Auf Grundlage von länderspezifischen Lösungen innerhalb der Aareon Gruppe entwickeln wir in internationalen Expertengruppen Lösungen für die anderen nationalen Märkte.
Beispiel für ein neues Produkt ist Aareon 360° – eine mobile Komplettlösung für Mitarbeiter von Wohnungsunternehmen im Außendienst, die unsere britischen Kunden erfolgreich einsetzen, und die mittelfristig auch in Deutschland verfügbar sein wird. Aareon 360° bietet eine erste Rundumsicht auf alle Aufgaben im Außendienst und stellt Informationen zu Mietern und zum Umfeld bereit.
Wir präsentieren diese Lösung auf dem Kongress. Genauso wie den vollkommen digitalisierten Vermietungsprozess. Hier haben wir in den Niederlanden eine Portallösung für einen Betreiber von Studentenwohnheimen entwickelt. Derzeit pilotieren wir bei der Joseph-Stiftung in Bamberg eine Beraterlösung, die ein voll digitalisiertes Studentenwohnheim ermöglicht. Diese umfasst Aareon CRM, Aareon Immoblue Plus und die Mobilen Services von Aareon.
Building Information Modeling (BIM) ist ein weiteres Thema, das in Deutschland gerade durch den steigenden Bedarf an Wohnungsneubau an Bedeutung gewinnt. Hierzu startet ein erstes Kundenpilotprojekt, bei dem wir von dem Know-how unserer norwegischen Tochtergesellschaft profitieren. In Norwegen ist BIM bereits üblich, um den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie im virtuellen Modell darzustellen.
Im Bereich Smart Building werden wir mittelfristig eine digitale Lösung für das Steuern und Kontrollieren technischer Anlagen im Gebäude wie Heizung, Aufzüge etc. etablieren. Dadurch kann auch eine vorbeugende Instandhaltung realisiert werden. Ebenso beschäftigen wir uns mit Smart Metering für eine intelligente Energieversorgung und die automatische Verarbeitung von Verbrauchsdaten.
Alle diese Themen werden auf dem Kongress umfassend beleuchtet. Außerdem können die Kongressteilnehmer das Aareon DesignLab vor Ort besuchen und Näheres über die Methodik „Design Thinking“ erfahren.
Was erwartet die Teilnehmer außerdem?
Dr. Alflen: Eine Vielzahl renommierter Gäste und Referenten, die unter anderem folgenden Kernfragen auf den Grund gehen: Wohin entwickelt sich unsere Welt – insbesondere Europa? Wie wirken sich die Veränderungen und vor allem die Zuwanderung auf unsere Gesellschaft und die Wohnungswirtschaft aus? Wie wird die nächste Generation wohnen? Welche Beweglichkeit verlangt das in Organisation und Arbeitsweise von Wohnungsanbietern?
Akzente werden sicherlich unsere prominenten Keynote Speaker setzen: Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Dr. Amel Karboul, ehemalige tunesische Tourismusministerin, und die bulgarische Wissenschaftlerin Prof. Jivka Ovtcharova.
Noch eine persönliche Frage zum Abschluss: Auf welche Veränderung, die Sie bewirkt haben, blicken Sie gerne zurück?
Dr. Alflen: Auf die Internationalisierung unseres Geschäfts, die uns erlaubt, kreative Lösungen aus unterschiedlichen Märkten für alle unsere Kunden zu nutzen.