Ein Wechselbad der Gefühle

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Akteure der Wohnungswirtschaft brauchen zurzeit Nerven wie Drahtseile. Während wir auf eine „Baukrise von historischem Ausmaß“ (O-Ton BFW-Präsident Dirk Salewski) zusteuern, wechseln schlechte Nachrichten mit guten Botschaften zur Lage am Wohnungsmarkt. Das, es lässt sich nicht von der Hand weisen, macht was mit einem.

So gab es etwa für das auf dem Baugipfel im September 2023 beschlossene Maßnahmenpaket zur Linderung der Wohnungsnot von Branchenteilnehmern vorsichtiges Lob.

Und auch die neue Rahmenvereinbarung „Serielles und modulares Bauen 2.0“ im November 2023 ließ zuletzt im positiven Sinne aufhorchen. Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, sagte etwa: „Damit legen wir einen wesentlichen Lösungs-Baustein für mehr bezahlbares Bauen und Wohnen vor. Die Vereinbarung bietet Preissicherheit und sendet mit einem Baukosten-Median von unter 3.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ein starkes Preissignal in den Markt. Damit ist ein Wiedereinstieg in den Neubau für unsere Mitgliedsunternehmen möglich.“

Für Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, ist die Vereinbarung sogar von großer Bedeutung. „Weniger Kosten, weniger Zeit, weniger CO2 – die Vorteile liegen auf der Hand.“

Und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) machte deutlich: „Mit der neuen Vereinbarung können Bauprojekte jetzt deutlich beschleunigt werden. Die Unternehmen sparen Zeit dank Vorfertigung und durchgeplanter Konzepte. Und ein großer Vorteil ist: Sie sparen Geld, da die Baukosten gesenkt werden.“

Dennoch ist die Unsicherheit am Markt zurück. Und die ist nach den Worten von BFW-Präsident Dirk Salewski „Gift“. Grund ist auch das Karlsruher Haushaltsurteil. Danach ist der zweite Nachtragshaushalt 2021 der Ampelkoalition verfassungswidrig.Als Reaktion auf das Urteil fordert die Wohnungswirtschaft nun ein schnelles Handeln für ihre geplagte Branche. „Uns bleibt scheinbar nichts erspart“, sagte der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner, gegenüber der Zeitung „Die Welt“ mit Blick auf den möglicherweise gerichtlichen Zusammenbruch vieler Fördermöglichkeiten.

„Unsere Branche ist gespannt, wer am Ende die Zeche zahlen wird. Weder Mieterinnen und Mieter noch die sozialen Vermieter werden da einspringen können“, unterstreicht Breitner. Die Bundesregierung müsse nun ihre Förderung des Wohnungsneubaus neu aufsetzen. Dabei gehe es auch um „den sozialen Frieden in unserem Land“.

So könnten laut neuester Zahlen des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) bis 2027 rund 830.000 Wohnungen fehlen. ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner: „Aus der toxischen Mischung von extrem schnell nach oben geschossenen Zinsen und hohen staatlichen Abgaben kann sich die Branche auf absehbare Zeit selbst nicht befreien.“

In das gleiche Horn stößt auch GdW-Präsident Axel Gedaschko, nachdem die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen im September 2023 auf den tiefsten Stand seit über zehn Jahren gefallen ist. „Wir brauchen dringend eine Zinsverbilligung für bezahlbaren Wohnungsbau auf 1 Prozent. Im Gegenzug sind dann wieder Mieten zwischen 9 und 12 Euro möglich.“

Hoffentlich wird beim Bau neuer und bezahlbarer Wohnungen bald wieder „in die Hände gespuckt wird.“

Ihr

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