Viele Ampeln stehen zurzeit auf Rot
Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.
Im Rückspiegel betrachtet war dieses Jahr eine echte Belastung. Viele Ampeln stehen zurzeit auf Rot – im übertragenen Sinne – und das liegt nicht nur, aber leider eben auch an der gleichnamigen Koalition in Berlin. Ich zitiere Christian Lindner selten, aber hiermit hat er Recht: „Wir befinden uns in einem Wirtschaftskrieg um Freiheit und Wohlstand.“
Die Energiepreise treiben die Inflation nach oben. Unsere Volkswirtschaft steuert auf eine dramatische Rezession zu. Das haben die fünf Wirtschaftsweisen uns jüngst vorgerechnet.
Und für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft ist es nicht mehr nur eine Vollbremsung, es ist der Stillstand. Und trotzdem werden die Anforderungen an unsere Branche weiter erhöht.
Es wurden viele Reden gehalten, Gespräche auch mit uns geführt, Absichten erklärt und dann wurden Maßnahmen ergriffen, die den Neubau ökonomisch verhindern. Die Vorgaben der Politik beim Neubau orientierten sich nicht an dem, was technisch, ökonomisch und ökologisch geboten und maßvoll wäre, sondern an ideologischen Maximalvorstellungen, die – so zeigen es viele Studien – am Ende wenig Energie einsparen und dafür aber umso mehr kosten. In der Krise wird die Latte für Neubau-Förderung in Deutschland höher gelegt, während unsere europäischen Nachbarn einfach und effizient bauen und dabei noch mehr Energie einsparen. Das ist nicht zu verstehen.
Bereits im Sommer hatten wir gewarnt: Der Branche droht der Stillstand! Unsere Umfrage unter unseren Mitgliedsunternehmen hatte gezeigt: Die Firmen stellen ihre Projekte zurück und legen ihre Pläne auf Eis. Das bedeutet, dass in naher Zukunft keine Projekte realisiert werden. Baustellen werden zu Leerstellen, Bauland zu Brachland. So melden es uns fast täglich unsere Mitgliedsunternehmen.
Was heute nicht geplant wird, kann morgen nicht gebaut und schon gar nicht übermorgen bezogen werden. Und die Wohnungen, die uns heute fehlen, werden dann auch morgen und übermorgen nicht gebaut werden. Dadurch addiert sich der Fehlbetrag immer mehr. Wegschauen wird uns nicht bewahren, wir müssen uns der Realität stellen.
Unter den Zurückstellungen befinden sich auch eine Reihe von Projekten, die Ende des letzten und Anfang dieses Jahres noch eine KFW-Förderung erhalten haben. Aktuell stehen die betroffenen Unternehmen vor der Herausforderung, die vorgegebenen Fristen nicht mehr halten zu können. Im Zuge steigender Baukosten werden selbst die Projekte mit einer Förderung in der jetzigen Situation wirtschaftlich unrealisierbar. Das treibt mich mit großer Sorge um, da die Projekte bereits geplant und auch genehmigt sind. Werden diese Projekte nicht mehr realisiert, droht die Gefahr, dass ein Großteil gar nicht mehr gebaut wird.
Es bedarf einer Fristverlängerung und ein echtes staatliches Programm zur Neubau-Förderung muss wieder aufgesetzt werden. Wer fordert, soll auch fördern!
Was wir zudem dringend brauchen, ist die Weiterentwicklung der Musterbauordnung, die weitere Harmonisierung der Landesbauordnungen und die Stärkung der Typengenehmigungen. Das ist die einhellige Position der Branche und sogar der Bauministerkonferenz.
Wir müssen strukturelle Veränderungen schaffen, der ganze Prozess von Vorgaben, Anträgen, Genehmigungen, die ganze Bürokratie muss ein Update bekommen. Wir können nicht heutigen Herausforderungen mit den Antworten von Vorgestern begegnen! Dann springen die – wieder im übertragenen Sinne – Ampeln vielleicht auch wieder auf ein echtes Grün!