Richtige Medizin nach ernüchternder Diagnose

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.

Um Krisen meistern zu können, braucht es einen klaren Blick auf die Faktenlage und die Bereitschaft, mutig zu handeln. An beidem fehlt es schmerzlich. Und das verschärft die Lage zusehends. Wir haben überhaupt keine Zeit zu verlieren, wenn aus Wohnraummangel nicht eine noch größere Wohnraumkrise werden soll.

Die wirtschaftlichen Herausforderungen für unsere Immobilien- und Wohnungsunternehmen sind vielseitig. Gleichzeitig werden immer noch Forderungen an uns von außen gestellt, die kaum zu erfüllen sind. Die hohen Kosten für Baumaterial, die teilweise überzogenen Anforderungen an Baustandards und die enorm gestiegenen Bauzinsen haben zum Stillstand geführt. Das hat unsere BFW-Mitglieder-Umfrage eindeutig belegt. Auch andere Verbände kommen zu dem gleichen Ergebnis. Unlängst hatten wir im Bündnis mit 16 weiteren Verbänden und Kammern auf die desolate Lage aufmerksam gemacht und 12 Maßnahmen angemahnt, die zu einer spürbaren Verbesserung führen könnten. Das haben wir Bundesbauministerin Klara Geywitz auch im direkten Gespräch mehrfach deutlich gemacht.

Zurzeit ist es schlicht unmöglich, unter den gegebenen Umständen bezahlbaren Wohnraum zu bauen. Das ist die bittere Wahrheit. Wenn sogar börsennotierte Branchenriesen den Neubau auf Eis legen, dann stehen die Zeichen unmissverständlich an der Wand.

Doch was hören wir von der zuständigen Bundesbauministerin Karla Geywitz? Geld allein sei nicht die Medizin, um die Krise am Wohnungsmarkt zu heilen. Sie geht von falschen Voraussetzungen aus, wenn sie meint, 2021 wären ebenfalls nicht mehr als 300.000 neue Wohnungen entstanden, trotz üppiger Förderung und niedriger Baukosten und Zinsen. Ich sage, es ist definitiv ein Medikamenten-Mix, der benötigt wird. Und es wird auch die eine oder andere bittere Pille zu schlucken sein.

Die Ministerin ist mit dem erklärten Ziel angetreten, 400.000 Wohnungen pro Jahr an den Start zu bringen. Daran wird sie gemessen, auch wenn sie sicherlich nicht für alle widrigen Umständen verantwortlich gemacht werden kann. Sie hat es aber in der Hand, Weichen zu stellen, die Neubau wieder möglich machen. Derzeit ist das selbst gesteckte Ziel völlig utopisch. Das wird auch so bleiben, wenn es nicht gelingt, eine echte Wohnbauoffensive zu starten. Dazu müssen alle Ressorts an einem Strang ziehen. Chefsache Wohnungsbau also.

Bundesbauministerin Klara Geywitz könnte, wenn sie wollte, vieles in Gang setzten. Wir brauchen jetzt Sofortmaßnahmen, die Bauen radikal vereinfachen und trotzdem dem Klimaschutz gerecht werden. Bezahlbare Wohnungen werden von den mittelständischen Unternehmen gebaut, wenn wir wieder Planungssicherheit durch auskömmliche Förderung mit verlässlichen und realistischen Bedingungen bekommen. Weniger Vorschriften und Regeln geben den Unternehmen den nötigen Spielraum. Schnelle Hilfe würde ein echtes, zielgenaues Förderprogramm entfalten. Wir brauchen eine Förderpolitik, die schnell und umfangreich klimafreundlichen Neubau und energetische Sanierung voranbringt.

Die Kommunen müssen zügig Grundstücke bereitstellen. Wir brauchen ebenso eine Steuerpolitik, die gerade in diesen Zeiten Innovationen anregt. Und wir brauchen endlich die nachhaltige Beschleunigung von staatlichem Handeln. Vergabe- und Genehmigungsverfahren dürfen nicht mehr als drei Monate dauern.

Auf dem Deutschen Immobilienkongress am 30. März in Berlin zeigen unsere Mitgliedsunternehmen und viele Experten, wie der Aufbruch zudem gelingen kann. In dem wir heute für morgen bauen und mit neuen Geschäftsmodellen Wohnen attraktiver und Bauen bezahlbar werden lassen.

Nehmen wir gemeinsam die Herausforderung an, beginnen wir die Behandlung und bauen uns aus dieser Krise heraus.

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