Der Wohnungsbau muss Chefsache werden

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.

Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Das neue Jahr beginnt für viele mit guten Vorsätzen. Auch die Bundesbauministerin Klara Geywitz hat sich viel vorgenommen und das ist auch weiterhin gut so. Wir werden sie dabei nach Kräften unterstützen, dass sie nicht nachlässt, diese guten Vorsätze Realität werden zu lassen. Schließlich ist es bei Vorsätzen oft so, dass sie schnell gefasst werden und leider oft genauso schnell wieder über Bord geworfen werden. Die Unterstützung kann sie also gut gebrauchen. Vieles ist in diesem Jahr allerdings nicht wie zuvor.

Die Fakten sind hinlänglich bekannt. Der Stillstand droht und damit auch volkswirtschaftlich enorme Verwerfungen. Immerhin sind 4,4 Mio. Beschäftigte im Bauwesen betroffen – Architekten, Planer, Ingenieure, Bauträger, Beschäftigte im Ausbaugewerbe, in der Baustoffindustrie und dem Bauhauptgewerbe.

Es fehlen bundesweit rund 700.000 Wohnungen, so die neuste Studie. Das ist das größte Defizit seit über 20 Jahren. Gebaut wurden im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge nur 245.000 Wohnungen.

Die Herausforderung der klimagerechten Sanierung im Bestand kommt noch dazu. Wir stehen also vor gewaltigen Herausforderungen.

Und genau deswegen braucht es jetzt den Mut gemeinsam diesen Weg der Veränderungen entschlossen zu gehen. Zuletzt haben wir uns mit 16 weiteren Verbänden und Kammern an die Bundesregierung mit einem Hilferuf und konkreten Vorschlägen sowie Forderungen gewandt. Alle Praktiker und Experten sind sich einig, es muss jetzt dringend gehandelt werden. Der fortschreitende Abstieg muss gestoppt werden, und zwar so schnell es geht.

Es sind Rahmenbedingungen, die wir anpassen und ändern können, die uns daran hindern bezahlbaren, neuen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Dazu muss der Wohnungsbau Chefsache werden. Denn Klara Geywitz wird und kann es am Ende nicht allein schaffen. Alle Ressorts müssen dafür an einem Strang ziehen. Es steht eben auch viel auf dem Spiel. Wir alle haben beim Thema Energie gesehen: Deutschland kann schnell und effektiv umsteuern. Beim Thema Wohnen besteht ebenfalls diese enorme Dringlichkeit.

Das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“  hat insgesamt 187 Maßnahmen erarbeitet. Das ist viel. Dabei braucht es viel weniger, um echte Veränderungen anzustoßen. Das Verbändebündnis aus Bau- und Wohnungswirtschaft hat sich auf 12 konkrete Vorschläge konzentriert. Vieles was jetzt konkret vorgeschlagen wurde, kostet auch keinen Cent extra, nur Mut die Sache anzugehen. Wir müssen uns jetzt fokussieren und die Parameter verändern, die so die größte Wirkung entfalten.

Drei Kernbereiche sind entscheidend: Die Steuerpolitik, die Förderpolitik und die Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren. Ein investitionsfreundliches steuerliches Klima wird auch breiten Schichten Bauen wieder ermöglichen.

Bezahlbare Wohnungen werden von den mittelständischen Unternehmen gebaut, wenn wir wieder Planungssicherheit durch auskömmliche Förderung mit verlässlichen und realistischen Bedingungen bekommen. Weniger Vorschriften und Regeln geben den Unternehmen den nötigen Spielraum und so wird auch ambitionierter Klimaschutz machbar.

Die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen muss weiterhin an erster Stelle stehen. Wenn sich ein Vorhaben nicht rechnet, wird es auch nicht angegangen.

Wir wollen bei der Herausforderung mitwirken, aus der Krise einen Aufbruch zu gestalten. Doch dazu muss - zugegeben - viel passieren. Es braucht jetzt mehr als nur als gute Vorsätze.

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