„Bündnis bezahlbarer Wohnraum“: Weniger Regeln für mehr Kreativität
Der ehrenamtliche BFW-Präsident Dirk Salewski spricht Klartext.
Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum hat ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Dass es ein Ergebnis gibt, ist gleichzeitig überraschend wie positiv. Viele haben nicht geglaubt, dass es bei der Vielzahl an Vertretern verschiedener Gruppen und Partikularinteressen überhaupt so etwas geben kann, wie ein Ergebnis. Und es ist ein Kompromiss, wie sollte es anders sein.
Als diejenigen, die am Ende Vorschriften und Vorgaben beim Bauen erfüllen müssen, ziehen wir eine gemischte Bilanz. Das ist wiederum nicht überraschend. Viele Bauprojekte werden und wurden zurückgestellt, liegen auf Eis – das hatte zuletzt unsere Umfrage unter unseren Mitgliedsunternehmen eindrucksvoll gezeigt. Planungssicherheit ist das A und O der Branche.
Die Lösungen und Ansätze, um Bautätigkeiten zu ermöglichen und zu beschleunigen, sind lange bekannt. Der große Bedarf auf dem Wohnungsmarkt und die Energiekosten-Lage zwingen nun zum entschlossenen Handeln. Fest steht: Priorität müssen nun unsere Vorschläge zur Beschleunigung, Vereinfachung und Entbürokratisierung beim Neu- und Umbau haben.
Weil wir keine Zeit zu verlieren haben, muss die Geschwindigkeit erhöht werden. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen einen Schub erhalten durch die (so lange verschlafene) Digitalisierung und durch eine adäquate Ausstattung mit Personal.
Dazu gehört auch, klare Strukturen zu schaffen. Denn die ermöglichen den Praktikern Durch- und Übersicht und vor allem werden so Ressourcen frei. Daher kann es nur helfen, dass die Bundesländer die Musterbauordnung endlich weiterentwickeln wollen. Es soll Schluss sein mit dem Wirrwarr - die Landesbauordnungen sollen harmonisiert werden und die Typengenehmigungen gestärkt werden. Ein Haus mit Genehmigung in Bayern kann ohne weiteres auch so in Thüringen oder Nordrhein-Westfalen stehen. Das sind alles gute Ansätze, die wir begrüßen, auf die wir schon lange warten und die wir jetzt schnell benötigen.
Leider gibt es immer noch Punkte, die uns bremsen und ein Durchstarten der Immobilien- und Wohnungsunternehmen verhindern. Dringend ist die Abkehr von der alleinigen Fokussierung auf immer höhere und teurere Standards. Die Klimaziele können kostengünstiger und effektiver durch kluges Planen und Bauen erreicht werden.
Der Fokus auf den EH40-Standard wird uns nicht helfen. Er hat allein das Einzelhaus im Blick. Ganzheitlicher wäre ein Quartiersansatz unter Berücksichtigung aller Gebäudeeigentümer. Im Zusammenwirken und -spiel schlummern die Potenziale Energie sinnvoll und maximal zu nutzen. Bundesbauministerin Geywitz scheint das verstanden zu haben: „Wir müssen uns vom alleinigen Fokus auf die EH-Klasse lösen und eine Lebenszyklusbetrachtung vornehmen.“
Wir müssen alle zusammen umdenken. Modern, digital und vor allem technologieoffen.
Deregulierung und Rückkehr zu baulicher Vernunft bieten die Möglichkeit, uns aus dem Schlamassel „herauszubauen“. Weniger Regeln für mehr Kreativität lautet das Motto. Würden wir den bremsenden Ballast abwerfen, könnten wir die ganze Kraft nutzen, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Moderne, zukunftsfähige Häuser für die Menschen zu bauen.
Wir sollten uns auch darauf besinnen, was gut war. Bautraditionen, die immer schon nachhaltig waren, lassen sich mit den modernen technischen und digitalen Möglichkeiten gut kombinieren.
In Formularen und Vorschriften können wir nicht wohnen. Lasst Plannerinnen und Planer wieder planen, statt Formulare auszufüllen und zu dokumentieren.