Trinkwasserhygiene

Wassermanagement inspiriert durch die Natur

Trinkwasser ist ein Produkt der Natur und wie jedes andere Lebensmittel auch von Natur aus verderblich. Dass wir das kostbare Gut jederzeit und an jeder Entnahmestelle in der hohen Güte der Wasserversorger genießen können, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Doch wie kann diese quellfrische Qualität des Wassers dauerhaft gewährleistet werden?

Gerade in gemischt genutzten Gebäuden stellt der Erhalt der Trinkwassergüte eine herausfordernde Aufgabe dar: Mieter mit unterschiedlichsten Gewerben stellen nicht nur unterschiedliche Anforderungen an die Räumlichkeiten, sondern nutzen die Trinkwasserinstallation auch zu unterschiedlichen Zeiten, was sich auch entsprechend auf die Trinkwasserhygiene auswirken kann. Die Lösung hierfür gibt uns die Natur selbst vor: Damit Wasser seine Reinheit bewahrt, muss es fließen, also regelmäßig ausgetauscht werden.

Effektive Prävention gegen Wasserstagnation und Legionellen

Stellen wir uns vor, wir wären an einem schönen Sommertag wandern und bekämen Durst auf herrlich frisches kühles Wasser. In einiger Entfernung, aber noch gut erreichbar, sehen und hören wir einen kleinen Bach rauschen, doch unmittelbar vor uns befindet sich ein Tümpel ohne Zu- und Ablauf. Dann würden wir uns selbstverständlich für das Quellwasser entscheiden. Und dies sollten wir analog auch in Gebäuden tun.

Die Quelle in Gebäuden ist das Trinkwasser des Wasserversorgers am Hausanschluss. Dort ist es kühl, frisch und klar. Damit dies auch in der Installation so bleibt, müssen wir das Trinkwasser regelmäßig nutzen, dürfen es also nicht überlang in der Installation stagnieren lassen. Denn Trinkwasser enthält als Naturprodukt immer auch einige wenige Bakterien und ist zudem ein Lösungsmittel – es nimmt also auch Werkstoffbestandteile auf. Diese Veränderungen nehmen mit der Stagnationsdauer des Trinkwassers in der Installation zu. Das heißt, je kürzer das Trinkwasser in der Installation verbleibt, je geringer ist die Wahrscheinlichkeit für unzulässige oder, im Falle von Legionellen, auch gesundheitsgefährdende Veränderungen.

Vor diesem Hintergrund ist die regelmäßige Nutzung und damit der Wasserwechsel so wichtig für den Erhalt der Wassergüte in Gebäuden. Doch wie ist die Nutzung vor allem in gemischt genutzten Immobilien? Die Geschäfte im Erdgeschoss arbeiten durchgehend das ganze Jahr über – auch samstags. Sie verfügen immer über einen Putzmittelraum und einen Nassbereich für das Personal, manchmal auch für die Kunden. Dort wird das Trinkwasser regelmäßig genutzt, das heißt ausgetauscht. Hier besteht also kein Risiko.

Anders sieht es in den Etagen aus, wo Räume als Büros oder ärztliche Praxen genutzt werden. Hier gibt es oftmals Betriebsferien über mehrere Wochen. Auch an Brückentagen findet oftmals keine Wasserentnahme statt. Diese Betriebsunterbrechungen haben nicht nur einen Einfluss auf die Wassergüte in diesen Bereichen, sondern auch in benachbarten Gebäudeteilen. Denn am Abzweig der Steigleitungen zum Büro oder zur Praxis stehen genutzte und ungenutzte Installationsbereiche miteinander in Kontakt. Immer wenn in der Hauptleitung Wasser fließt, werden Bakterien aus dem ungenutzten Abzweig mitgeschwemmt und können sich an anderer Stelle weiter vermehren.

Intelligente Technologie für sauberes Wasser: Elektronische Armaturen

In den meisten ärztlichen Praxen sind elektronische Armaturen zum Erhalt der Wassergüte und zur berührungslosen Handhygiene längst üblich. Doch in anderen Nutzungseinheiten werden noch immer ausschließlich Einhebelmischer installiert. Einer der Gründe hierfür: Den Verantwortlichen ist nicht bekannt, dass jeder Betreiber gemäß Trinkwasserverordnung spätestens nach 72 Stunden zu einem Wasserwechsel verpflichtet ist. Eine Unterlassung des Wasserwechsels ist gemäß TrinkwV sogar eine Ordnungswidrigkeit.

Es macht also Sinn, seinen Mietern bereits im Mietvertrag auf die Pflicht zum regelmäßigen Wasserwechsel hinzuweisen oder ihn zu entlasten, indem dort elektronische Armaturen eingebaut werden. Diese Armaturen führen die vorgeschriebenen Stagnationsspülungen – nach entsprechender Programmierung – automatisch durch. So kann beispielsweise 24 Stunden nach der letzten Nutzung oder alle 24 Stunden eine Stagnationsspülung erfolgen.

In Praxen wird oftmals anders vorgegangen. Dort erfolgt der automatisierte Wasserwechsel immer morgens vor Arbeitsbeginn. Dann ist das Wasser grundsätzlich schon bei der ersten Nutzung ausgetauscht und jeder kann es sofort als einwandfreies Lebensmittel nutzen – in Analogie zum abgestandenen Wasser eines Tümpels bzw. zum frischen klaren Quellwasser. Es geht also bei einer Stagnationsspülung nicht um die Verschwendung von Trinkwasser, sondern um dessen Erhalt als einwandfreies Lebensmittel.

Nachhaltig, hygienisch, wirtschaftlich: Wassermanagement mit automatisierten Stagnationsspülungen

Leider sieht man es dem Trinkwasser nicht an, wie lange es in einer Trinkwasserinstallation gestanden hat. Würde man also bei jeder Nutzung erst einmal viel Trinkwasser aus Sicherheitsgründen ablaufen lassen, wäre es zumeist eine Verschwendung dieser kostbaren Ressource. Diese Balance zwischen dem Erhalt der Wassergüte und dem Wunsch einer nachhaltigen Nutzung gelingt am zuverlässigsten mit elektronischen Armaturen und einem Wassermanagement-System. Das Schell Wassermanagement-System SWS unterstützt den Erhalt der Trinkwassergüte einfach und komfortabel, und das nicht nur zeit-, sondern bei Bedarf auch temperaturgesteuert über Sensoren. Stagnationsspülungen werden automatisch ausgelöst, wenn Abweichungen von den Solltemperaturen (Kaltwasser PWC ≤ 25°C, Warmwasser PWH ≥ 55°C) oder Sollzeiten erkannt werden.

Besonders komfortabel wird das Schell Wassermanagement-System in Kombination mit dem Online-Service SMART.SWS, das den globalen Fernzugriff auf die SWS-Anlagen mit allen Armaturen und Sensoren, sogar in mehreren Liegenschaften gleichzeitig und ortsunabhängig ermöglicht. Zudem gibt es eine anschauliche Datendokumentation und es bietet die Möglichkeit, verschiedene Benutzerrollen zu vergeben: Verantwortliche mehrerer Gebäude können so jederzeit von unterwegs oder vom Home-Office aus alle ihre Liegenschaften überwachen, während der Facility Manager nur die Gebäude einsehen kann, für die er zuständig ist.

Fazit

Zum Erhalt der hohen Qualität des Trinkwassers sind regelmäßige Wasserwechsel notwendig. Besonders einfach und effizient lassen sich diese – mithilfe elektronischer Armaturen und einem Wassermanagement-System wie dem SWS umsetzen. Auf diese Weise wird eine optimale Balance zwischen dem Erhalt der Wassergüte und dem Ziel, die kostbare Ressource Wasser zu schonen, erreicht. Die elektronischen Komponenten erleichtern das Trinkwassermanagement in Gebäuden erheblich, denn ohne die Hilfe automatisierter Lösungen ist die Umsetzung von Stagnationsspülungen weitaus aufwändiger, unökonomischer und anfälliger für Fehler.

Pflichten von Gebäudebesitzern und -nutzern

Pflichten des Besitzers

Der Besitzer eines Wohngebäudes ist dafür verantwortlich, dass das System der Trinkwasser-Installation bei ausreichender Nutzung durch die Mieter einwandfreies Trinkwasser bis in jede Wohnung liefern kann.

Wörtlich heißt es dazu vom Umweltbundesamt: „Der Begriff „systemisch“ verdeutlicht, dass es nicht um die Feststellung der Legionellenfreiheit an allen lokalen Entnahmestellen geht, sondern um die Überwachung der Trinkwasser-Installation in der Gesamtheit. Das Ziel ist eine mögliche Kontamination mit Legionellen in Teilen der Trinkwasser-Installation festzustellen, die einen Einfluss auf eine größere Anzahl an Entnahmestellen haben kann […].“

Pflichten des Nutzers

Der Nutzer ist in den von ihm gemieteten Räumlichkeiten für den regelmäßigen Wasserwechsel verantwortlich, da der Besitzer des Gebäudes nicht für die individuelle Nutzung einzelner Entnahmestellen verantwortlich sein kann. Der notwenige fachgerechte Wasserwechsel ist in der VDI 6023 Blatt 1 (Sep. 2022) definiert als ein vollständiger Wasserwechsel nach spätestens 72 Stunden über alle Entnahmestellen.

Wassermanagement-System SWS

Vorteile auf einen Blick

- optimale Unterstützung beim Erhalt der Trinkwassergüte

- maximale Wirtschaftlichkeit

- flexible Erweiterbarkeit um elektronische Armaturen

- ganzheitliche Vernetzung aller Armaturen eines Gebäudes

- einfache Installation und Inbetriebnahme

- sowohl in Neubauten als auch in Bestandsbauten einsetzbar

- hohe Benutzerfreundlichkeit

Bei der Erweiterung um SMART.SWS kommen folgende Vorteile hinzu:

- weltweit alle vernetzten Gebäude auf einen Blick

- einfache Fernüberwachung

- ortsunabhängiges Facility Management

- anschauliche Visualisierung aller Daten und zusätzliche Datendokumentation

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2017 Trinkwasserhygiene

Erhalt der Wassergüte ist kein Hexenwerk

Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) fordert im § 17: „(…) Anlagen für die (…) Verteilung von Trinkwasser (…) sind mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu planen, zu bauen...

mehr
Ausgabe 04/2022 Wassermanagement

Trinkwasser aus der Ferne managen

Bei Wohneinrichtungen für ältere und pflegebedürftige Menschen, deren Immunsystem anfälliger für Infektionen ist, steht das Thema Trinkwasserhygiene schon längst ganz oben auf der Agenda. Hier...

mehr
Ausgabe 06/2021 Trinkwasser-Installationen

Durchdachtes Wassermanagement

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat das Thema Hygiene weltweit eine neue Bedeutung erlangt. Um uns zu schützen, war in vielen öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden der Betrieb coronabedingt...

mehr
Ausgabe 12/2014 Gebäudetechnik

Trinkwasserhygiene: … dass zur Hygiene Wasser fließe

Im Geschosswohnungsbau gefährden im Wesentlichen zwei Risiken die Wasserbeschaffenheit. Erstens: die chemische Kontamination, in erster Line durch alte Bleirohre, aber auch durch Komponenten aus dem...

mehr
Ausgabe 12/2022 Trinkwasser-Installationen

Planungstipps zur Vorbeugung kritischer Legionellenwerte

Welche Anforderungen sind für einen bestimmungsgemäßen Betrieb der Trinkwasser-Installation einzuhalten? Dr. Peter Arens: Die wichtigste Anforderung leitet sich aus § 17 der Trinkwasserverordnung...

mehr