Trinkwasser aus der Ferne managen
Trinkwasser gilt als unser Lebensmittel Nr. 1. Nicht umsonst wird es durch Richtlinien und Verordnungen reguliert und geschützt. Ein Urteil des Landgerichts Berlin besagt, dass eine Kontamination der Trinkwasser-Installation mit Legionellen zu einer zehnprozentigen Mietminderung berechtigt – selbst dann, wenn eine Gesundheitsgefährdung nicht eindeutig festgestellt werden kann (Entscheidung vom 17.06.2021 - 67 § 17/21).
Bei Wohneinrichtungen für ältere und pflegebedürftige Menschen, deren Immunsystem anfälliger für Infektionen ist, steht das Thema Trinkwasserhygiene schon längst ganz oben auf der Agenda. Hier trägt, wie in allen (halb-)öffentlichen und gewerblichen Gebäuden, der Betreiber die Verantwortung. Ein regelmäßiger Wasserwechsel ist die Voraussetzung für den Erhalt der Wassergüte, unabhängig davon, ob er durch eine normale Nutzung oder durch Stagnationsspülungen infolge von Betriebsunterbrechungen erfolgt.
Manuelles Spülen und dessen Dokumentation sind für das Facility Management allerdings mit hohem Zeit- und Personalaufwand verbunden. Dagegen hilft das Wassermanagement-System SWS des Armaturenherstellers Schell (www.schell.eu). Es führt Spülungen automatisiert und damit wesentlich effizienter und wirtschaftlicher durch. Zusätzlich dokumentiert es verlässlich alle Nutzungen und Spülungen.
Voraussetzung für die Nutzung des Wassermanagement-Systems sind elektronische Armaturen von Schell. Diese erleben nicht erst seit der Coronapandemie eine verstärkte Nachfrage, da sie mit ihrer berührungslosen Bedienung die Nutzerhygiene schützen und die Trinkwasserhygiene unterstützen. Die Gefahr einer Krankheitsübertragung durch Kreuzinfektion von Mensch zu Mensch ist hier stark reduziert. Die Sensorreichweite ist den lokalen Gegebenheiten entsprechend einstellbar, so dass sich die Armatur zum Beispiel auch an die Bedürfnisse von mobil eingeschränkten Menschen leicht anpassen lässt.
Gebäudebetreiber steht in der Verantwortung
Als Betreiber von öffentlichen, halböffentlichen und gewerblichen Gebäuden, zu denen auch Pflegestätten und Wohneinrichtungen für gehandicapte Menschen zählen, steht man automatisch in der Verantwortung: Betreiber einer Trinkwasser-Installation sind gemäß § 17 TrinkwV für deren Betrieb verantwortlich, der mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik erfolgen muss. Denn nur so ist sicherzustellen, dass das Trinkwasser in der Installation die hohe Güte des Versorgers behält und keine Krankheitserreger „in Konzentrationen enthalten sind, die eine Schädigung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen“ (§5 TrinkwV).
Die VDI 6023 Blatt 1 fordert einen vollständigen Austausch des Wassers einer Trinkwasser-Installation nach spätestens 72 Stunden, über alle Entnahmestellen und mit einer hohen Gleichzeitigkeit, um mindestens eine turbulente Strömung in allen Leitungsabschnitten zu erzielen. Das bedeutet aber auch, dass einzelne „Spülstationen“ für den Erhalt der Wassergüte nicht ausreichend sind. Denn sie befreien nicht von der Pflicht zum Wasserwechsel über alle Entnahmestellen mit hohen Gleichzeitigkeiten und haben ohnehin zumeist eine zu geringe Literleistung.
Wie erfolgt eine Wiederinbetriebnahme?
Werden 72 Stunden ohne Wasserwechsel überschritten, sind aufwendige Maßnahmen bei der Wiederinbetriebnahme erforderlich: Gemäß VDI 3810 Blatt 2 / VDI 6023 Blatt 3 sollte bei bis zu 7 Tagen Betriebsunterbrechung das Wasser mindestens 5 Minuten an mehreren Entnahmestellen gleichzeitig fließen; bei bis zu 4 Wochen muss bei der Wiederinbetriebnahme ein vollständiger Wassersaustausch über alle Entnahmestellen mit einer hohen Gleichzeitigkeit als „reinigende Spülung“ erfolgen. Dazu ist eine Spülgeschwindigkeit von 2m/sec. erforderlich, also eine Fließgeschwindigkeit, die weit über die einer Stagnationsspülung hinausgeht. Ab 4 Wochen ohne Wasseraustausch müssen zusätzlich zum reinigenden Spülen auch mikrobiologische Kontrolluntersuchungen erfolgen, um den Erfolg aller Maßnahmen nachweisen zu können.
Wer sich diese zeitlich, personell und finanziell aufwendigen Maßnahmen ersparen möchte, lässt das Trinkwasser nie länger als 72 Std. an jeder Entnahmestelle stagnieren. Dazu eignet sich in besonderem Maße ein auf das Gebäude abgestimmtes Wassermanagement-System. Das Wassermanagement-System SWS ist in der Lage, elektronische Schell-Armaturen eines Gebäudes zu vernetzen und so den bestimmungsgemäßen Betrieb vollautomatisiert zu simulieren. Der Facility Manager kann dabei alles bequem einrichten, an neue Gegebenheiten anpassen, steuern und dokumentieren.
Trinkwasser bedarfsgerecht managen
Alle Trinkwasser-Installationen werden auf Basis der zu erwartenden Nutzung und damit anhand des Spitzendurchflusses ausgelegt. Dieser basiert auf den Berechnungsdurchflüssen der Entnahmestellen und der zu erwartenden Gleichzeitigkeiten bei deren Nutzung. Doch in jedem Gebäude gibt es Zeiten, in denen dieser Spitzendurchfluss aufgrund von Nutzungsänderungen bzw. -unterbrechungen nicht erreicht wird, in Wohn- oder Pflegeeinrichtungen zum Beispiel durch sanierungs- oder krankheitsbedingten Zimmer- oder Wohnungsleerstand. Dies stellt Betreiber vor große Herausforderungen, denen entweder durch einen erhöhten Personaleinsatz zur Durchführung von Stagnationsspülungen oder vollautomatisiert mit einem Wassermanagement-System begegnet werden kann.
Mit dem Schell Wassermanagement-System lassen sich alle Einstellungen jederzeit an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Damit bietet SWS dem Betreiber größtmögliche Flexibilität. Wenn der bestimmungsgemäße Betrieb nicht wie vorgeplant stattfindet, kann der Facility Manager dies leicht anhand der angezeigten Daten erkennen und beispielsweise die notwendigen Stagnationsspülungen einleiten. Über eine aus hygienischer Sicht notwendige Gruppenbildung mehrerer Armaturen, die gleichzeitig angesteuert werden, können bei Stagnationsspülungen hohe Volumenströme und damit Turbulenzen im Wasser erreicht werden, die Ablagerungen und nachfolgende mikrobiologische Probleme erst gar nicht entstehen lassen.
Zudem können über das Wassermanagement-System alle Armaturenparameter zentral eingestellt und an geänderte Bedürfnisse angepasst werden. So z. B die Sensorreichweiten für eine komfortable Nutzung sowie Nachlaufzeiten. Um die hohe Güte des Trinkwassers zu erhalten, können Stagnationsspülungen nicht nur zeitdeterminiert, sondern auch temperaturabhängig ausgelöst werden. Beispielsweise erfordern heiße Sommertage oftmals einen zusätzlichen Wasserwechsel. Optional verbaute Temperatursensoren prüfen regelmäßig die Wassertemperatur in den Leitungen und lösen eine Stagnationsspülung aus, wenn die Temperatur des Kaltwassers einen Zielwert überschreitet, wie beispielsweise 25°C im Kaltwasser. Dann wird über die entsprechenden Entnahmestellen so lange gespült, bis die voreingestellte Mindesttemperatur erreicht wird.
Anders verhält es sich beim Warmwasser. Erreicht das Warmwasser trotz langer Nutzungsdauer nie die Mindesttemperatur von 55°C, erkennt dies das Facility-Management anhand der angezeigten Temperaturverläufe. Damit können angemessene technische Gegenmaßnahmen wie der hydraulische Abgleich oder die Anhebung der Warmwassertemperatur am Wärmeerzeuger veranlasst werden. In beiden Fällen wird einer übermäßigen Legionellenbildung im Trinkwasser kalt und warm vorgebeugt, noch bevor eine Gefährdung aufgetreten ist.
Ortsunabhängiger Fernzugriff
Für ein zeitsparendes, effizientes und wirtschaftliches Wassermanagement werden ortsunabhängige Zugriffe zunehmend wichtiger. In Kombination mit dem Wassermanagement-System SWS bietet SMART.SWS die Möglichkeit, Trinkwasser-Installationen aus der Ferne jederzeit im Blick zu haben – für Betreiber und Facility Manager ein enormer Vorteil. Der Online-Service von Schell ermöglicht den Fernzugriff auf die SWS Anlagen, auch mehrerer Liegenschaften, browserbasiert, also mit jedem internetfähigen Endgerät. Das vereinfacht den Arbeitsalltag erheblich. Im Dashboard bekommt man einen Überblick über die Parameter der Trinkwasser-Installation.
Auf verschiedenen Menüebenen lassen sich beispielsweise Stagnationsspülungen der Armaturen anzeigen oder Temperaturverläufe und errechnete Wasserverbräuche einsehen. Die übersichtliche Visualisierung steht dem Facility-Manager, grafisch anschaulich aufbereitet, jederzeit zur Verfügung. Auch werden zum Beispiel die fünf am seltensten genutzten Armaturen angezeigt, damit Betreiber und Manager schnell entsprechende Maßnahmen ergreifen können, sollte eine zu geringe Nutzung der Entnahmestellen die Trinkwasserhygiene gefährden.
Sämtliche Einstellungen, auch jeder einzelnen Armatur, sind aus der Ferne, beispielsweise aus dem Home-Office, realisierbar. Die Funktionen reichen bis zur Online-Konfiguration von Stagnationsspülungen – unter minimalem Zeitaufwand. Auch Wartungsintervalle, wie beispielsweise Batteriewechsel, lassen sich so vorausschauend planen. Damit werden Einsätze vor Ort sinnvoll und effizient gestaltet und ein wirtschaftlicher Betrieb bestmöglich unterstützt.
Fazit
Da das Schell Wassermanagement-System SWS sehr flexibel via Funk und / oder Kabel alle Komponenten vernetzt, eignet es sich hervorragend für Neubau und Bestand. Dabei ist es das einzige System im Markt, bei dem eine Funkvernetzung auch im Batteriebetrieb möglich ist. Leicht nachrüstbar unterstützt das Wassermanagement-System SWS den Betreiber und Facility-Manager in allen Gebäuden beim Erhalt der Trinkwassergüte. Der zugehörige Online-Service SMART.SWS sorgt für einen besonders hygienischen und wirtschaftlichen Betrieb. Denn die Trinkwasser-Installationen aller mit SWS ausgestatteten Gebäude können aus der Ferne kontrolliert und optimiert werden. Darüber hinaus werden alle Vorgänge dokumentiert.