vtw: Neue Leerstandswelle bedroht Thüringen
„Wenn Thüringens Politiker nicht rasch handeln, wird der Freistaat zu einem Land der Schwarmstädte und toten Dörfer“, warnt Constanze Victor, Vorstandsmitglied des größten und stärksten Verbandes der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw.). In den nächsten Jahren drohen Thüringen Bevölkerungsverluste so groß wie die Einwohnerzahl von Jena und Erfurt. Dazu kommt: Ständig steigende Anforderungen und Wünsche von Politik und Gesellschaft – Stichwort Klimawende und billiges Wohnen - können aus dem klassischen Wirtschaftsmodell eines Wohnungsbauunternehmens nicht mehr finanziert werden. Die Firmen stehen vor der Alternative, entweder die Mieten deutlich zu erhöhen oder ihre Existenz als wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen zu gefährden.
Um dieser dramatischen Entwicklung zu begegnen, hat der vtw. ein Positionspapier mit Forderungen an die Politik erarbeitet.
1. „Wir brauchen eine besser abgestimmte Strategie zur Förderung des ländlichen Raumes und eine Verzahnung mit den Schwarmstädten. Das Stadtumbauprogramm-Ost muss dafür dringend mit neuen Anreizinstrumenten zur Bekämpfung des Leerstandes ausgestattet werden.“
2. „Statt einer Mietpreisbremse benötigen wir eine Energiepreisbremse. Nur so können wir die Gesamtmiete bezahlbar halten. Landesregierung, Kommunen und vtw. haben im `Bündnis für gutes Wohnen´ ihr nein zur Mietpreisbremse bekräftigt. Daran müssen sie sich jetzt halten!“.
3. „Politisch gewünschte, aber nicht finanzierbare Mieten im Neubau und Bestand müssen über Förderung wirtschaftlich gestaltet werden. Die Vergabe kommunaler Grundstücke, insbesondere in den drei stark nachgefragten sogenannten Schwarmstädten, darf nur nach Konzept und nicht nach Höchstpreisgebot erfolgen. Die Grunderwerbsteuer sollte wieder auf 3,5 % reduziert werden.“
4. „Es muss künftig eine ressortübergreifende und abgestimmte Strategie für die Förderung von Infrastruktur, Wirtschaft und Wohnungsbau geben. Wichtig sind vor allem Zuschüsse neben Darlehen für nichtrentierliche Maßnahmen. Das betrifft z.B. die altengerechte und barrierearme Ertüchtigung, energetische Sanierungen und Wohnumfeldaufwertung. Für eine effiziente Nutzung der Fördermittel aus Programmen der Städtebauförderung muss der Eigenanteil von Kommunen auch von Dritten übernommen werden können. Und: Die künftige Förderpolitik sollte mehr auf regionale Unterschiede achten“.
Der vollständiger Inhalt des Forderungspapieres steht im Internet unter www.vtw.de
Im vtw. haben sich 198 Mitgliedsunternehmen, darunter 174 Wohnungsunternehmen, zusammengeschlossen. Zusammen bewirtschaften sie rund 270.000 Wohnungen. Mit 252.500 Wohnungen handelt es sich dabei fast ausschließlich um eigenen Bestand der Unternehmen.