Exklusives Interview

„Auf die Telekom kann man bauen“

Millionen Mieter in Deutschland sollen einen kostenlosen und anbieteroffenen Glasfaseranschluss bis in die Wohnung erhalten: Mit diesem Ziel haben sich der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) und die Telekom auf gemeinsame Positionen und Musterregelungen verständigt. Jean-Pascal Roux, Senior Vice President Vertrieb Fiber Deutschland bei der Telekom erklärt die Details – und warum die gesamte Immobilienwirtschaft vom Schulterschluss profitieren soll.

Herr Roux, seit jeher ist die Telekom in praktisch jeder Wohnung und jeder Gewebeeinheit mit einem Telefon- bzw. DSL-Anschluss zuhause. Jetzt wollen Sie sämtliche Leitungen und Anschlüsse mit Glasfaser modernisieren. Warum brauchen Sie dazu einen Schulterschluss mit dem GdW?

Jean-Pascal Roux: Der GdW vertritt als Spitzenverband die Wohnungsunternehmen, die etwa ein Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland stellen – rund sieben Millionen Wohneinheiten. Das ist eine Größenordnung, die uns ermöglicht, die Glasfasermodernisierung effizient umzusetzen. Überall wo Wohnungsunternehmen große Bestände einbringen, können wir unsere Ausbauplanung besser darauf zuschneiden. Auf diese Weise können auch umliegende Stadtteile, wenn nicht gar der gesamte Ort, zügiger aufgerüstet werden. Wir erzielen also Zeit- und Effizienzgewinne, die uns ermöglichen, unsere gesamte Netzinfrastruktur komplett auf eigene Rechnung bis in die Wohnung hinein auf Lichtleiter umzurüsten.

Umgekehrt gefragt: was haben die GdW-Mitglieder von der Einigung? 

Jean-Pascal Roux: Ein Glasfaseranschluss der Telekom ist eine bedeutende Modernisierung und Wertsicherung für jede Liegenschaft – und das zum Nulltarif. In Zeiten, in denen steigende Zinsen, Baukosten und politischer Druck die Wohnungsunternehmen belasten, ist das eine gute Nachricht. Dokumente, Prozesse und Kommunikation wurden zwischen der Telekom und dem GdW umfassend abgestimmt, sodass sie den Bedürfnissen und auch der Vielfalt der Branche gerecht werden. Der großen Mehrheit der Wohnungsunternehmen können wir die Zusammenarbeit mit der Telekom so bedeutend erleichtern. Das heißt nicht, dass es für jedes einzelne Geschäftsmodell eine hundertprozentige Lösung gibt, aber wir arbeiten daran. GdW und Telekom haben gemeinsam eine belastbare Vertrauensbasis geschaffen, auf der wir nun weitere Ideen für die Zukunft entwickeln wollen. Unser Ziel ist, die gesamte Immobilienwirtschaft mitzunehmen, wenn wir unsere Netze erneuern.

Welche technischen Aspekte hat die Einigung?

Jean-Pascal Roux: GdW und Telekom haben sich auf eine Musterleitlinie für technische Rahmenbedingungen verständigt, welche die Gegebenheiten der Wohnungsunternehmen besser berücksichtigt. Manche Wohnungsunternehmen verbinden den Glasfaserausbau mit neuen digitalen Konzepten, etwa für Ablesedienste und Gebäudesteuerung. Dabei sind grundsätzlich auch Mehrfaserlösungen möglich, die die Wohnungsunternehmen unabhängig von den Diensten der Telekom betreiben können. Bei aller technischen Flexibilität ist es aus Sicht der Telekom wichtig, dass sich alle Immobilienunternehmen auf die gleichen hohen Qualitätsstandards verlassen können, die einen sicheren und stabilen Betrieb ermöglichen. 

Die Telekom hat ein gesetzliches Recht, ihre Wohnungsanschlüsse zu modernisieren. Sie müssen Hauseigentümer grundsätzlich nicht um Erlaubnis fragen.

Jean-Pascal Roux: Das stimmt, aber die Brechstange gehört nicht zum Werkzeugkasten der Telekom. In Zusammenarbeit mit dem GdW haben wir unsere Kommunikation, Unterlagen und Abläufe passgenau auf die Bedürfnisse der Wohnungsunternehmen abgestimmt: Ein kommunaler, sozial orientierter Wohnungsgeber hat andere Bedürfnisse und Fragen als ein Bauverein oder überregionaler Großinvestor der Privatwirtschaft. Darauf können wir jetzt individueller und flexibler eingehen. Das reduziert Reibungsverluste und verändert die Ausbaudynamik, die im gesamten Immobilienmarkt positiv spürbar sein wird.

Was hat der Zahnarzt mit zwei oder drei Mietshäusern, der Bauträger oder Projektentwickler davon, wenn sich die Telekom mit dem GdW einigt?

Jean-Pascal Roux: Der wichtigste Baustoff des Immobilienmarktes ist Sicherheit, Seriosität, Beständigkeit. Deshalb strahlt der Schulterschluss zwischen GdW und Telekom durchaus auf die gesamte Branche aus: Auf die Telekom kann man bauen. Viele Details der Rahmenvereinbarung sind natürlich speziell auf Wohnungsunternehmen zugeschnitten. Durch die Zusammenarbeit mit dem GdW haben wir unser Verständnis der Branche vertieft und Lösungen entwickelt, die auch auf andere Marktsegmente übertragbar sind und somit auch dem privaten Eigentümer oder Bauträger zugutekommen.

Welche Vorbedingungen knüpft die Telekom an die Modernisierung einer Liegenschaft?

Jean-Pascal Roux: Keine. Wir fordern von Immobilieneigentümern keine Erfüllung von Vorvermarktungsquoten. Mieter erhalten den neuen Anschluss ohne Vertragszwang. Sie müssen ihn nicht nutzen und wenn, haben sie die Auswahl unter vielen Anbietern. Und, was das Wichtigste ist: Wir stellen die neuen Leitungen und Anschlüsse niemanden in Rechnung. Mieter zahlen erst, sobald sie sich freiwillig für einen Tarif entscheiden.

Warum setzt der GdW auf die Telekom? Es gibt in Deutschland hunderte Glasfaser-Anbieter.

Jean-Pascal Roux: Dass der GdW zuerst mit der Telekom spricht, liegt in aus unserer Sicht in der Natur der Sache: Es gibt in Deutschland wahrscheinlich keine Wohnung und keine Gewerbeeinheit ohne Telekom-Anschluss – in Stadt und Land und das seit Generationen. 

Wir modernisieren sämtliche Netze und Anschlüsse flächendeckend in ganz Deutschland für jetzt und die nächsten Generationen mit Glasfaser. Sie ist die neue Lebensader unsere Gesellschaft. Diese Verantwortung, Beständigkeit, aber auch unser nachhaltiger Qualitätsanspruch an Netze, Dienste und Kundenservice macht uns als Telekom aus. Wir sind überzeugt: das macht uns zum bevorzugten Partner der Immobilienwirtschaft. Der GdW setzt bei der Telekom jedenfalls auf einen Partner, der für seine Technik und Services langfristig geradestehen kann. 

Einige Glasfaser-Startups beklagen, dass die Telekom nicht ihre Netze anmietet und stattdessen ihre eigene Infrastruktur selbst modernisiert. Bremst das nicht den Glasfaserausbau Deutschlands?

Jean-Pascal Roux: Gerade entstehen Glasfasernetze mit unterschiedlichen Technikkonzepten, Qualitätsvorstellungen und unternehmerischen Perspektiven. Wir sehen uns unsere Partner deshalb vorher genau an. Wir gehen sehr viele regionale Kooperationen ein. Rund ein Drittel unseres Ausbaus läuft heute bereits über Partnerschaften.Meist sind es regionale Versorgungsunternehmen, die ähnlich langfristig und verantwortungsbewusst denken wie wir. Ein entscheidender Faktor sind Qualität und Sicherheit; das sind die Kernwerte, die der Verbraucher und die Wohnungsunternehmen von der Telekom erwarten.

Stichwort Regionalität: Die Telekom hat sich gegenüber der Immobilienwirtschaft neu organisiert.

Jean-Pascal Roux: Wir steuern den Glasfaserausbau jetzt aus den Regionen heraus. So können wir vor Ort flexibler auf die Bedürfnisse von Gebäudeeigentümern, Kommunen, Projektentwicklern und Bauträgern eingehen. Wir sehen uns ein bisschen wie die Sparkasse vor Ort; solide, seriös, bodenständig, beständig. Macht uns das zum langweiligsten Glasfaserunternehmen Deutschlands? Von mir aus gerne: Die Branche hat Aufregung und Unsicherheit genug. Da ist es gut zu wissen, dass man sich heute, morgen und in vielen Jahren auf die Telekom verlassen kann. 

Vielen Dank für das Gespräch.

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