Die Lösung steckt im Detail
Tetris heißt ein Computerspiel, das die Architekten einer Wohnbebauung in Berlin-Adlershof zum Vorbild nahmen. Die verschachtelte Anordnung der Wohnungen und eine in der Nähe liegende S-Bahn-Trasse erforderten einen erhöhten Schallschutz. Erreicht wurde er mit einschaligem Ziegelmauerwerk und optimierten Bauteilanschlüssen.
Im Stadtteil Berlin-Adlershof, einem stark expandierenden Wissenschaftsstandort, werden Arbeiten und Wohnen auf modernste Weise verknüpft. Eines der spektakulären Wohnbauvorhaben der Berliner Architekten Eyrich – Hertweck nennt sich „Tetris“ Adlershof. Der in zwei Bauabschnitten realisierte sechsgeschossige Gebäudekomplex am Groß-Berliner Damm umfasst insgesamt 76 Mietwohnungen sowie zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss: Die Wohnungen reichen architektonisch interessant von der Einzimmer-Singlewohnung bis zum Sechszimmer-Familienappartment. Das Gebäude weist eine Wohnfläche von insgesamt etwa 8000 m² auf.
Die Erschließung der Wohnungen erfolgt überwiegend über die zum Groß-Berliner Damm orientierten Laubengänge. Viele der größeren Wohnungen mit mehr als zwei Zimmern sind als Maisonette-Wohnungen über zwei Geschosse entwickelt, so dass nur in jeder zweiten Etage des Gebäudes ein Wohnungszugang sowie Außenwohnräume wie Terrassen oder Loggien existieren. Dies spart Erschließungs- und Freiwohnflächen (Bild 1). Darüber hinaus erstrecken sich einige der größeren Wohnungen horizontal über oder unter mehreren benachbarten Wohnungen – die Idee für das Computerspiel Tetris wurde aufgenommen. Diese außergewöhnliche Architektur macht die schalltechnische Bemessung der Trennbauteile zwischen den Wohnungen zu einer Herausforderung, da insbesondere die größeren Wohnungen mit zwei Ebenen auf bis zu acht Nachbarwohnungen angrenzen.
Der Bauherr und die Architekten haben bereits bei der Vorplanung besonderen Wert auf eine ökologische und nachhaltige Bauweise gelegt. Das Gebäude sollte einerseits ohne zusätzliche Dämmung der Außenwände auskommen und aus einschaligem Porotonziegelmauerwerk errichtet werden. Auf der anderen Seite bestand die Vorgabe, einen über den im üblichen Mietwohnungsbau hinausgehenden Schallschutz zu erzielen: eine spürbar höhere Qualität entsprechend derjenigen im Eigentumswohnungsbau musste aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (S-Bahn-Trasse) realisiert werden.
Durch die Verschachtelung der einzelnen Wohnungen bestand die Herausforderung darin, vor allem die Wohnungstrennwände so anzuordnen, dass die Tragfähigkeit als auch die Schalldämmung gewährleistet sind. Auf Grund der Schottenbauweise der bis zu 15 m langen Trennwände wurden 24 cm starke Poroton-Planfüllziegelwände eingesetzt. Die Beton-Geschossdecken sind 25 cm dick und mit schwimmendem Estrich auf Ausgleichsdämmung ausgeführt. Die einschaligen, hochwärmedämmenden Außenwände sind aus 36,5 cm starken, perlitverfüllten Poroton-S10-P-Planziegeln erstellt, um die Anforderungen an die Energieeinsparverordnung, die Statik als auch an einen erhöhten Schallschutz sicherzustellen.
Die monolithischen Außenwände aus Poroton-Ziegeln mit einem bewerteten Schalldämm-Maß Rw Bau, ref. = 52,1 dB bei einer Wanddicke 36,5 cm ermöglichen einen wirksamen Schutz gegen den Umgebungslärm in dem verkehrsreichen Mischgebiet sowie eine wirksame Unterdrückung der flankierenden Schallübertragung zwischen den einzelnen Wohnungen.
Dazu sind im Rahmen der Werkplanung die Bauteilanschlüsse der Geschossdecken mit den Außenwänden und die Anschlüsse der Wohnungstrennwände über akustisch besonders wirksame Detailausbildungen optimiert und in der Bauausführung umgesetzt worden. Grundlage hierfür war die akustische Bemessung nach der neuen DIN 4109, die eine zuverlässige Bilanzierung der Schallübertragungswege komplexer Raumanordnungen in Gebäuden ermöglicht.
Wichtige Bestandteile des Schallschutzkonzepts waren die Bauteilanschlüsse der Wand-Decken-Knoten und der Außenwand-Trennwandanschlüsse, die das Planerteam in Zusammenarbeit mit der Poroton-Objektberatung von Wienerberger entwickelten. Die Deckenauflager wurden mit Poroton-Deckenrandschalen wärme- und schalltechnisch optimiert (Bild 2). Die Wohnungstrennwände aus Planfüllziegelmauerwerk und auch die aus statischen Gründen erforderlichen Stahlbetonwandscheiben sind in die Außenwände mit einer Schlitzeinbindung ausgeführt worden (Bild 3). In allen Fällen konnte so eine sehr gute Stoßstellendämmung erreicht werden, die wiederum Voraussetzung für eine hohe Schalldämmung der Trennbauteile ist.
Die Wirksamkeit der optimierten Bauteilanschlüsse in Verbindung mit den für hohen Schallschutz stehenden Poroton-S10-MW-Außenwänden wurde mittels bauakustischer Messungen in den bezugsfertigen Wohnungen überprüft. Dazu wurde die Luftschalldämmung der Wohnungstrennwände und -decken sowie deren Trittschalldämmung messtechnisch ermittelt.
Die Messungen der Luftschalldämmung von Bauteilen in ausgeführten Gebäuden werden folgendermaßen durchgeführt: In einem am zu messenden Trennbauteil liegenden Raum wird mittels eines Verstärkers und Dodekaeder-Lautsprechers ein über 100 dB (A) Geräusch erzeugt, das „Rosa Rauschen“. Auf der anderen Seite des Trennbauteils im Nachbarraum wird der dort noch ankommende Schallpegel mit einem Mikrofon gemessen. Aus der Differenz des Sende- und des im Empfangsraum gemessenen Schallpegels wird mit den Geometriedaten des Raumes und seiner Nachhallzeit das Schalldämm-Maß des trennenden Bauteils, also der Wohnungstrennwand oder Decke, bestimmt. Bei dieser Messung werden alle möglichen Schallübertragungswege erfasst und allein dem trennenden Bauteil zugeordnet. Es ist daher von höchster Wichtigkeit, dass auch mögliche Schallnebenwege ausgeschlossen, also abgedichtet sind, damit der Schallschutz zwischen zwei Räumen gegeben ist.
Die Ergebnisse der vom Ingenieurbüro Kurz und Fischer durchgeführten Schallmessungen am Objekt „Tetris“ in Berlin-Adlershof sind mehr als zufriedenstellend. Die messtechnisch ermittelten Schalldämm-Maße R’w der Geschossdecken betragen je nach Raumsituation 62-67 dB. Dies entspricht einem erhöhten Schallschutz, der sehr deutlich über dem Standard des üblichen Mietwohnungsbaus liegt. Die 20 bis 24 cm starken Wohnungstrennwände erreichen zwischen den Aufenthaltsräumen Schalldämm-Maße R’w zwischen 56 und 59 dB. Auch diese Werte liegen deutlich im Bereich des erhöhten Schallschutzes, da ein Sprechen mit angehobener Stimme in den Nachbarwohnungen zwar noch hörbar ist, aber ebenfalls nicht mehr verstehbar. Die bauordnungsrechtlichen Anforderungen an die Schalldämmung von Trenndecken betragen R’w ≥ 54 dB, an die von Wohnungstrennwänden R’w ≥ 53 dB (Tabelle 1).
Zur Abrundung der Messergebnisse wurden die Norm-Trittschallpegel der Geschossdecken bestimmt, um auch zur Trittschalldämmung eine Dokumentation der ausgeführten Qualitäten zu erhalten. Die mit einem Norm-Hammerwerk erzeugten Trittschallgeräusche erzeugen im Empfangsraum einen Schallpegel, der nach Umrechnung auf die Raumgeometrie Werte L’n,w von 34 dB hervor bringt. Die bauordnungsrechtlichen Anforderungen lassen Norm-Trittschallpegel Ln von 53 dB zu. Ein erhöhter Schallschutz fordert eine Unterschreitung des Pegels von 46 dB. Somit sind in diesem Bereich beispielsweise Gehgeräusche mit hartem Schuhwerk noch hörbar, ohne Straßenschuhe nicht oder nur gerade wahrnehmbar.
Die Auswertung der Messkurven zeigt die Leistungsfähigkeit der Konstruktionen über den gesamten bauakustischen Messbereich und spiegelt sich in den Angaben der Schalldämmung wider.
Die bereits im frühen Planungsprozess optimierte Konstruktion der Anschlussdetails des monolithischen Ziegelmauerwerks aus perlitverfüllten Poroton-S10-P ermöglicht trotz schwieriger Grundrisssituationen einen hervorragenden Schallschutz. Dazu ist erforderlich, bereits in der Planungsphase rechnerische Prognosen der Schalldämmung anzufertigen und auf die bewährten Detailempfehlungen des Poroton-Ziegelherstellers (Wienerberger) in der Bauausführung zurückzugreifen.
So lassen sich mit hochwärmedämmendem Ziegelmauerwerk nicht nur energetisch, statisch, sondern auch bauakustisch leistungsfähige Geschossbauten planen und erfolgreich realisieren. Für den Schallschutz ist dieser Beweis bereits durch die Schallmessungen erbracht.
Das Gebäude sollte aus einschaligem Porotonziegelmauerwerk errichtet werden und einen über den im üblichen Mietwohnungsbau
hinausgehenden Schallschutz erzielen.
Die Wirksamkeit der Maßnahmen wurde mit bauakustischen Messungen in den bezugsfertigen Wohnungen überprüft.
Mit rechnerischen Prognosen in der Planungsphase lassen sich energetisch, statisch und bauakustisch leistungsfähige Geschossbauten erfolgreich realisieren.