Ein klares Ja zum praxistauglichen Klimaschutz

„Moment mal!“: Die Bundes­arbeits­­gemeinschaft Immo­bilien­wirtschaft Deutschland (BID) bezieht Stellung. Diesmal geht es um das „Fit for 55“-Paket der Europäischen Union zur Erreichung der Klimaziele.

Die Flutkatastrophe zeigt uns auf schmerzlich Weise auf, dass Extremwetter, auch bedingt durch den Klimawandel, immer häufiger werden. Wir wollen also alles daransetzen, die Klimaziele von Paris zu erreichen. Neben dem so wichtigen Dienst am Klima liegt für die deutsche Wirtschaft im Klimaschutz auch eine große Chance, Vorreiter bei grüner Technologie im Gebäudesektor zu werden. Um auch diese wirtschaftliche Chance optimal nutzen zu können, muss die Klimaschutzgesetzgebung aus Berlin und Brüssel von Anfang an praxistauglich, technologieoffen und wirtschaftlich gedacht werden.

Im Juli hat die europäische Kommission mit dem „Fit for 55“- Paket, der Renewed Sustainable Finance-Strategie und einem Vorschlag zu Green Bonds gleich einen ganzen Strauß an Maßnahmen aufgegleist, die auch der Immobilienwirtschaft große Hausaufgaben aufgeben werden. Mit der EPBD (Energy Performance of Buildings Directive) steht im vierten Quartal noch ein Paket an, dass die Branche mit Spannung erwartet, denn auch hier können viele neu ordnungsrechtliche Vorschriften enthalten sein.

Gerade das „Fit for 55“-Paket ändert vieles für die Immobilienwirtschaft. Im Kern steht dabei das europäische Emissionshandelssystem (ETS). Wir begrüßen dies und hoffen, dass die Umsetzung möglichst unbürokratisch ausgestaltet wird. Eine finanzielle Doppelbelastung bei Unternehmen ist unbedingt zu vermeiden, sowohl um notwendige Mittel für CO2- Reduzierungsmaßnahmen nicht zu binden als auch um die volkswirtschaftliche Erholung nach der Corona-Krise nicht zu gefährden. Hierzu bedarf es enger Abstimmung zwischen der Europäischen Union und den Mitgliedsstaaten einerseits und mit den betroffenen Stakeholdern aus der Immobilienwirtschaft andererseits. Auch die Reinvestition der zusätzlichen Einnahmen in Klimaschutzmaßnahmen ist richtig und wichtig – hier muss aber darauf geachtet werden, dass die Einnahmen auch dem jeweiligen Sektor, aus dem sie entstammen, vollständig wieder zugutekommen. Der Immobiliensektor ist z.B. nicht allein für den Aufbau der Ladestruktur für die E-Mobilität und damit die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zuständig, hier ist auch die Automobilindustrie gefragt.

Die Flutkatastrophe zeigt aber auch, dass wir Städte und Gebäude noch deutlich resilienter gegen Extremwetter machen müssen. Hier sollten Politik, Wissenschaft und Praktiker aus der Immobilienwirtschaft an einem Strang ziehen und ein Forschungsprojekt auflegen. Neben den Maßnahmen um den Klimawandel zu bremsen ist Fortschritt hier extrem wichtig denn für alle Menschen in Deutschland dürfte feststehen: So ein unvorstellbares, menschliches Leid darf sich nicht wiederholen!

Wir müssen und wollen viel für den Klimaschutz tun. Uns als deutsche Immobilienwirtschaft ist es aber besonders wichtig, dass Politik und alle anderen Beteiligten hierbei partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten!

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