Erhalt der Trinkwassergüte
Der Wohnungsnot Herr und dabei den Verfechtern von Bestands- und Milieuschutz gerecht werden, die sich gegen jegliche Quartiers-Aufwertung – und damit anziehender Mieten – wenden: Ein Beispiel, wie man diesen Zielkonflikt durch einen ganzheitlichen Bauansatz auflösen kann, ist die WBG „Kontakt“ in Leipzig. Bei der Realisierung kam aus wirtschaftlichen Gründen für die Trinkwasserinstallationen konsequent der Systemverbund von Viega zum Tragen.
Ausgerechnet im Leipziger Szeneviertel Connewitz hat die Wohnungsbau-Genossenschaft „Kontakt“ als Lückenschluss in gewachsener Jugendstilbebauung auf einer städtischen Brachfläche einen viergeschossigen Neubau mit insgesamt 15 Wohneinheiten errichtet. Die 3- und 4-Raumwohnungen sind 60 bis 110 m² groß und mit kontrollierter Wohnraumlüftung, Flächentemperierung (inklusive passiver Kühlung) und bodengleichen Duschen ausgesprochen hochwertig ausgestattet.
Der Standort Connewitz ist dabei ein schwieriger, weil das Thema „Gentrifizierung“ hier wie wohl nirgendwo sonst in Leipzig ganz oben auf der Agenda politischer Aktivisten steht. Jede Art von Investition wird damit fast schon zwanghaft in Verbindung gesetzt – und zwar unabhängig von der Frage, wer die Zielgruppe der Investition ist oder wie stark das Quartier und seine Bewohner davon profitieren.
Neubau wertet Quartier auf
Mit 9,80 Euro kalt ist die Wohnungsmiete in dem Neubau für Connewitzer Verhältnisse zwar tatsächlich im oberen Bereich des hier üblichen angesiedelt. „Auf der anderen Seite muss man aber die niedrigen Verbrauchskosten durch die energiesparende Bauweise und die entsprechende technische Gebäudeausrüstung sehen“, so Architekt und Dipl.-Ing. Uwe Rasch, Technischer Vorstand der WBG „Kontakt“: „Das drückt die Nebenkosten auf nur noch 1,50 Euro. Im Ergebnis stoßen wir dadurch trotz der nominell höheren Miete als in den teilweise unsanierten Gründerzeithäusern der Nachbarschaft vor allem bei jungen Familien auf bemerkenswert großes Interesse an den Wohnungen.“
Dazu mag nicht zuletzt auch der abgeschlossene Innenhof mit Parkmöglichkeiten und Grünfläche beitragen. Der knüpft direkt an die Tradition der über Heinrich Zille bekannt gewordenen Berliner Hinterhöfe an – aber ohne deren Enge, dafür mit ganz viel Rasen und wildem Wein an den weit gespannten Laubenstreben.
Überlegte Planung reduzierte Kosten
Dass die potenziellen Mieterträge und die tatsächliche Investition in einem Missverhältnis stehen, liegt angesichts der architektonischen und bautechnischen Qualität nahe. Uwe Rasch: „Als vor Ort verankertes Unternehmen sehen wir uns aber in einer gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber unserer Stadt. Daher sind wir auch die Aufgabenstellung, die Brachfläche durch Lückenbebauung zu entwickeln, in einem viel umfassenderen Kontext angegangen und haben beispielsweise in der Bauausführung nach Lösungen gesucht, die selbst gesetzte Zielmarke von etwa 2.200 Euro Baukosten pro Quadratmeter nicht zu überschreiten.“ Ein Ansatz war dabei der Verzicht auf ein Kellergeschoss. Gerade in verdichtet bebauten Quartieren ist das kostenseitig bekanntermaßen ein erheblicher Unsicherheitsfaktor. Ein anderer war der konsequente Abgleich von Dämmung der Gebäudehülle und Optimierung der Anlagentechnik. Hier wog die WBG zwischen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit ab. Geheizt wird jetzt über Fernwärme. Zudem hat jede Wohnung eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit bis zu 95 % Wärmerückgewinnung.
Der dritte Ansatz zielte auf die möglichst effiziente Umsetzung der technischen Gebäudeausrüstung ab, um auch in diesem Bereich die Gestehungskosten zu reduzieren und zugleich einen reibungslosen Bauablauf mit den damit verbundenen Kosteneinsparungen zu gewährleisten. Uwe Rasch bündelte diese Zielvorgabe in Viega als Systemanbieter für sämtliche Heizungs- und Trinkwasserinstallationen, und zwar bis hin zu den notwendigen Brandschutzlösungen: „Der Bau eines derart ambitionierten Projektes muss in jeder Hinsicht ganzheitlich betrachtet werden, von der generellen Integration in das Quartier durch die architektonische Rahmensetzung über die Qualität der geforderten Baustandards bis in die eigentliche Bauphase. Die ist in einem stark verdichteten Umfeld wie Connewitz immer besonders herausfordernd, denn hier bekommt selbst die Bereitstellung der Installationsmaterialien just in time und deren Verarbeitung ohne zeitraubende Schnittstellenprobleme einen ganz anderen Stellenwert als bei Neubauten auf der grünen Wiese.“
Im Ergebnis installierten die Fachhandwerker von Geithain GmbH Heizung und Sanitär (Geithain) zum Beispiel für die Anbindung der Wärmeverteilung mit dem Rohrleitungssystem „Profipress“ einen Klassiker aus Kupfer in Pressverbindungstechnik. Die Flächentemperierung erfolgt über das System „Fonterra“, mit PB-Leitungen in DN 12 (15x1,5 mm) als Noppensystem auf Dämmung. Sämtliche Trinkwasser-Installationen für die Hauptverteilung und die Steigestränge sind mit dem Rohrleitungssystem „Sanpress Inox“ in Edelstahl in DN 12 bis DN 40 sowie den darauf abgestimmten „Easytop“-Regulierventilen ausgeführt. Auf der Etage kam dann das formstabile Mehrschichtverbundrohr „Raxofix“ bis zu den Entnahmestelle in den Viega-Vorwandelementen „Eco Plus“ zum Einsatz.
Uwe Rasch: „Die Konzentration auf den Systemverbund eines Herstellers hat in diesem Fall neben der einfacheren Logistik vor allem verarbeitungstechnische Vorteile. Denn die Handwerker konnten im Prinzip mit einem Presswerkzeug sämtliche Rohrleitungssysteme verarbeiten, die Abläufe waren immer identisch, und für die Durchführungen durch Deckenabschnitte mit Brandschutzklassifizierung gab es vom Hersteller gleich die entsprechenden Prüfzeugnisse dazu. Das hat sich spätestens bei der – reibungslos verlaufenen – Abnahme ausgezahlt!“
Geplanter Erhalt der Trinkwasserhygiene
Ein weiteres Argument für den Einsatz der Systemtechnik von Viega war bei den von einer Leipziger Ingenieurgesellschaft ausgelegten Trinkwasser-Installationen das wie in jedem Mehrfamilienhaus hoch brisante Thema „Erhalt der Trinkwasserhygiene“. „Auf der einen Seite hatten wir den qualitativen Anspruch an die Ausstattung der Wohnungen, zu dem auch ein entsprechender Versorgungskomfort beispielsweise bei Trinkwasser warm gehört“, so Uwe Rasch. „Auf der anderen Seite müssen wir aber auch von Nutzungsunterbrechungen oder besonders Wasser sparenden Mietern ausgehen, was im Ergebnis automatisch mit einer gewissen Stagnationsgefahr einhergeht.“
Mit dem druckverlustarmen Rohrleitungssystem „Raxofix“ war es aber möglich, sämtliche Trinkwasser führenden Rohrleitungen ausgesprochen „schlank“ zu dimensionieren: Im Gegensatz zu anderen Mehrschichtverbundrohren haben die gegossenen Pressverbinder beim Viega-Rohrleitungssystem eine optimale Strömungsgeometrie. Zudem weisen sie durch den O-ringlosen Stützkörper nur minimale Querschnittsverengungen auf. Das sorgt für geringe Druckverluste, erlaubt im Umkehrschluss also eine „schlankere“ Dimensionierung der Rohrleitungen.
Die Wahl des Rohrleitungssystems unterstützt hier also das Planungsziel gemäß DIN 1988-300, wonach in einer Trinkwasser-Installation kleinstmögliche Innendurchmesser für ein möglichst geringes Anlagenvolumen zu realisieren sind. Denn das fördert wiederum automatisch den regelmäßigen und vollständigen Wasseraustausch im Rohrleitungsnetz, verhindert also stagnationsbedingte Verkeimungen.
Für die Zeitspanne zwischen Inbetriebnahme der Trinkwasser-Installation und Vollvermietung, also komplett bestimmungsgemäßem Betrieb, hat die Wohnungsbau-Genossenschaft „Kontakt“ zudem ein Hygienekonzept aufgestellt. Danach werden sämtliche Wohnungen im Connewitzer Neubau regelmäßig händisch gespült. Das erfolgt exakt nach Spülplan inklusive definierter Spüldauer, so dass in jedem Fall ein hinreichender Wasseraustausch gewährleistet ist. Die Spülungen werden selbstverständlich protokolliert, um auch den Nachweis des bestimmungsgemäßen Betriebs führen zu können. Uwe Rasch: „Diese Maßnahmen sind für uns mittlerweile genauso selbstverständlich wie die regelmäßigen Mieterinformationen zum korrekten Verhalten bei Nutzungsunterbrechungen, beispielsweise aufgrund von Urlaub.“
Hinzu kommen für jedes Objekt individuell aufgestellte Inspektions- und Wartungspläne, nach denen die Installationen regelmäßig gemäß DIN EN 806-5 überprüft werden, sowie die notwendigen Beprobungen. Und auch bei diesen Fragen steht für Uwe Rasch die Qualität der ausgeführten Arbeiten ganz klar vor vermeintlichen Kosteneinsparungen: „Der Erhalt der Trinkwassergüte ist uns in unseren Objekten und im Sinne unserer etwa 24.000 Mieter viel zu wichtig, als dass wir diese Aufgabe einem externen Dienstleister übertragen würden. Stattdessen haben wir durch den eigenen Regiebetrieb einen direkten Einfluss auf die Ausführung der Arbeiten und bekommen genauso ein direktes Feedback, wenn irgendwo Handlungsbedarf besteht.“
Ein Ziel war die möglichst effiziente Umsetzung der technischen Gebäudeausrüstung, um auch in diesem Bereich die Gestehungskosten zu reduzieren.
„Die Konzentration auf den Systemverbund eines Herstellers hat neben der einfacheren Logistik vor allem verarbeitungstechnische Vorteile.“