Gesund Wohnen ist Trend

Der moderne Mensch hält sich 80 bis 90 % seiner Lebenszeit in geschlossenen Räumen auf. Dass die Luft dort

sauber ist, ist für die Gesundheit wichtig.

Eine Frage, die sich im Zusammenhang mit gesundem Wohnen immer wieder stellt, lautet: Gibt es auch das Gegenteil, also „krank Wohnen“? Ja! Eine gesunde Person kann sich in einem dauerhaft mit Schadstoffen belasteten Wohnraum durchaus „krank wohnen“. So wurden zum Teil neu gebaute oder frisch sanierte öffentliche Gebäude geschlossen, aufgrund der hohen Schadstoffbelastungen, die mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergingen. Zudem wurde wissenschaftlich bewiesen, dass sich das Allergierisiko in schadstoffbelasteten Räumen deutlich erhöht. Häufige Reaktionen auf Schadstoffe sind: Unwohlsein und Kopfschmerzen durch Lösemittel. Tränende Augen, gereizte Schleimhäute und Krebsgefahr durch Formaldehyd. Der umgekehrte Fall, dass sich eine bereits er­­krankte Person in einem nicht belasteten Umfeld „gesund wohnt“, ist nicht belegbar. Dass der Gesundungsprozess durch ein schadstofffreies Umfeld jedoch positiv beeinflusst wird, ist unstrittig.

Unbelastete Luft in Innenräumen

spielt entscheidende Rolle

Der moderne Mensch hält sich rund 80 bis 90 % seiner Lebenszeit in geschlossenen Räumen auf. Wenn man sich an die intensiven Diskussionen zur Reinhaltung der Außenluft im Zusammenhang mit dem sauren Regen in den 1980er-Jahren erinnert, hat man im Vergleich den Eindruck, dass saubere Luft in Innenräumen keine Lobby hat. Offensichtlich hat es Luft im Vergleich zu Wasser und Ernährung nicht geschafft, in das qualitative Bewusstsein der Menschen zu gelangen. Dies erstaunt, wenn man sich die Rangliste der überlebenswichtigen Stoffe für den Menschen anschaut: Ohne Nahrung kann der Mensch mehrere Wochen überleben. Ohne Wasser einige Tage! Ohne Luft nur wenige Minuten!

Wie empfindlich das Innenraumklima auf Veränderungen in der Bauweise reagiert, wird im Zusammenhang mit der dichteren Bauweise immer deutlicher. So hat der Gesetzgeber über die Energieeinsparverordnung die Bauweise in Deutschland maßgeblich verändert. Der geforderte Wärmeschutz und die damit verbundene Energieeinsparung funktioniert nur bei einer Luftdichtheit von G­­e­­bäuden. Als Folge bleiben die Wärme, aber auch Schadstoffe, die früher durch Undichtigkeiten ablüften konnten, im Haus. Diese Dichtigkeit hat zur Folge, dass der Austausch mit der Außenluft (die Luftwechselrate) heute oft 10-fach geringer ist als bei alten Gebäuden. In der Absicht, Heizenergie zu sparen, wird durch reduziertes Lüften der Luftwechsel in bewohnten Räumen weiter reduziert, wodurch sich der Effekt der Schadstoffkonzentration weiter verschärft.

 

Verbindliche Grenzwerte müssen

definiert werden

Ausgelöst durch die vermehrte Diskussion um steigende Schadstoffkonzentrationen wurde der Ruf nach verbindlichen Grenzwerten immer lauter. Eine der ersten offiziellen Unterlagen mit Angabe von Schadstoff-Grenzwerten in der Innenraumluft ist der Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden vom Bundesumweltamt aus dem Jahr 2008. Die Grenzwerte dieser Unterlage werden immer häufiger für die Errichtung oder Sanierung von öffentlichen Bauten herangezogen. Zum 31. März 2011 wurde in Anlehnung an die europäische Gesetzgebung der Leitfaden Nachhaltiges Bauen für die Bundesverwaltung zur Anwendung bei Büro- und Verwaltungsbauten (Neubau) eingeführt. Insbesondere die  gesetzlichen Beschlüsse auf europäischer Ebene wie die „Verordnung (EU) Nr. 305/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates werden massiv das Bauen in Deutschland verändern.

Vor allem Sanierungen und Modernisierungen führen häufig zu einer veränderten Innenraumluftqualität. Deshalb ist es gerade da wichtig, bereits bei der Planung nicht nur ein Augenmerk auf die eigentliche Sanierung zu legen, sondern ganz speziell hinsichtlich der  Produktauswahl auf Schadstofffreiheit zu achten.

Sanierung des Gerberhauses

Die vom Architekten Horst Hafenmayer aus Ingenried geleitete Sanierung des Gerberhauses in Schongau, ist ein hervorragendes Beispiel für eine gelungene Kombination die historische Substanz zu achten und die Sanierung mit Produkten auszuführen, welche die Innraumluftqualität nicht negativ beeinflussen. Das alte Gerberhaus und das angebaute ehemalige Bürgermeisterhaus stehen als Ensemble unter Denkmalschutz. Errichtet in der ersten Hälfte des 18. Jhdt. mit wertvollen, auch baugeschichtlich interessanten Details.

Mit der Sanierung und Modernisierung des alten Gerber- und Bürgermeisterhauses entstanden sieben Wohnungen mit sehr individuellen Grundrissen zwischen 60 und 130 m2 und gemeinschaftlich nutzbaren Räumen. Auf Wunsch des Bauherren und Stifters sollte so viel alte Bausubstanz wie möglich erhalten bleiben und gleichzeitig nach modernen Maßstäben bewohnbare und unterhaltbare Wohnungen und Räumlichkeiten entstehen.

Um dem gemeinschaftlich als Veranstaltungsraum genutzten Saal im Erdgeschoss seine historische Aura wieder zu geben, wurde das zweischiffige Kreuzgratgewölbe mit Gurtbögen über quadratischen Pfeilern vom Restaurator mit einem 20 Jahre lang eingesumpften Sumpfkalkputz verputzt. Der weite, hohe Hausgang, der das gesamte Anwesen durchzieht, wurde nach Befund mit einer Kalkglätte Stucco Veneziano spiegelnd geglättet. In der oberen Stube wurde dem wunderschönen alten Holzboden, der barocken Tür und den beiden barocken Einbauten mit einem neuen Putz – einem Reinkalkputz ganz nah am historischen Befund – der adäquate Rahmen gegeben.

 

Großzügige, helle Räume im ganzen Haus

Um die Wohnungen heller und attraktiver zu gestalten, fand der Architekt mit Lichtbändern eine Lösung für zusätzlichen Lichteinfall. Die Lichtbänder aus Glaslamellen in der Dachfläche, die sogar zu öffnen sind, passen sich der Dachneigung an und ohne Übergang in die Dachfläche ein. Generell wurde bei dieser Sanierung darauf geachtet, historischen Putz möglichst zu belassen und nur dort wo nötig möglichst materialgleich anzuarbeiten.

Alle Wohnungen erhielten Reinkalkputz als Wand- und Deckenputz als passende Materialkombination mit alten Bodenhölzern und Balken sowie neuen Glas- und Stahleinbauten. In den historischen Innenräumen, wo das Mauerwerk nass und teilweise salzbelastet war, wurde die Sanierung mit einem Saniervorspritz und einem Sanierputz in zwei Lagen vorgenommen.

Die Besonderheit dieser Sanierung und Modernisierung des Gerberhaus Ensembles in Schongau lag darin, dass Reinkalk, Kalk- und Kalkzementputze einschließlich der Sanierputze, die hier zum Einsatz kamen, nicht nur den technischen und verarbeitungsrelevanten Anforderungen genügten. Sie wurden beim eco-Institut in Köln nach den strengen Richtlinien des Sentinel-Haus-Institutes emissionsgeprüft und haben den Nachweis, die Innenraumluft nicht mit Schadstoffen zu belasten.

Der geforderte Wärmeschutz und die damit verbundene Energieeinsparung funktioniert nur bei einer Luftdichtheit von Gebäuden. Als Folge bleiben die Wärme, aber auch Schadstoffe, im Haus.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich das Allergierisiko

in schadstoffbelasteten Räumen deutlich erhöht.

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