GroKo 3.0: Licht und Schatten im Koalitionsvertrag

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Andreas Ibel bezieht Stellung.

Licht und Schatten liegen eng beinander im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Mit dem Baukindergeld, der Einführung der degressiven AfA in den Ballungsgebieten und der Verlängerung der Mittel für den Sozialen Wohnungsbau setzen die Parteien wichtige finanzielle Anreize. Zugleich verschärfen sie jedoch den bestehenden Regulierungsdschungel, statt ihn zu lichten. Zu befürchten ist deshalb, dass sich diese gegenläufigen Tendenzen letztlich neutralisieren und der positive Effekt auf den Neubau verpufft.

Mit dem Fokus auf das Mietrecht wiederholt die GroKo 3.0 einen Fehler aus der letzten Legislaturperiode. Dabei zeigen die Zahlen: Durch die Mietpreisbremse wird nicht eine zusätzliche, bezahlbare Wohnung geschaffen, sondern lediglich an Symptomen herumgedoktert. Ein falsches Gesetz wird auch durch eine Verschärfung nicht besser! Stattdessen müssen jetzt die Ursachen angepackt und der Neubau von mehr bezahlbarem Wohnraum ermöglicht werden. Dazu brauchen wir einen Dreiklang aus Anreizen, der Rückkehr zur Einfachheit und einen Abbau des Regulierungsdschungels.

Keine Frage: Die Einführung eines Baukindergeld ist ein guter erster Schritt. Doch wird nicht endlich auch der Steuerwettlauf der Länder bei der Grunderwerbsteuer gestoppt, dann wird die Baukindergeld-Förderung schon von vornherein ad absurdum geführt.

Was die mittelständische Immobilienwirtschaft, die für das Gros des Neubaus in unserem Land verantwortlich ist, am meisten benötigt, sind endlich wieder langfristige und verlässliche Rahmenbedingungen. Deshalb wäre es umso wichtiger gewesen, nun auch die Erhöhung der linearen AfA im Koalitionsvertrag festzuschreiben. Ebenso wichtig wäre nun eine Entschlackung und Flexibilisierung des Ordnungsrechtes, um Bauen wieder einfacher, schneller und bezahlbarer zu machen.

Hoffnung auf ein „Neues Denken“ gibt die Beibehaltung des Energiestandards EnEV 2016. Die Immobilienbranche ist ein Vorreiter in Sachen Energieeinsparung und das Einsparpotenzial beim Neubau deshalb bereits ausgeschöpft. Union und SPD haben richtig erkannt, dass die Energiewende technologieoffen und wirtschaftlich erfolgen muss und nicht im Neubau, sondern im Bestand gewonnen wird. Deshalb ist es ebenso richtig, die Umsetzung der Energiewende im Bestand mit steuerlichen Anreizen bei der energetischen Gebäudesanierung zu unterstützen.  Hier zeigen sich positive Ansätze und Politik aus einem Guss.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2018

„Alles Richtungsweisende ist einfach!“

 „Alles Richtungsweisende ist einfach!“ Mit diesem Zitat des deutschen Dichters Erich Limpach habe ich nach den Bundestagswahlen im BundesBauBlatt an den (damals noch nicht bekannten) neuen...

mehr
Ausgabe 1-2/2019

„Ein neuer Zusammenhalt für unser Land?“ So leider nicht!

Ein Blick zurück auf das vergangene Jahr erweckt den Eindruck: Der großen Koalition ist der wohnungspolitische Kompass verloren gegangen. Die Bundesregierung setzt beim Mietrecht weiter auf einen...

mehr
Ausgabe 05/2018

BFW-Neubauradar: Branche erwartet sinkende Baufertigstellungszahlen

375.000 neue Wohnungen jährlich: An dieser Neubau-Zielvorgabe der GroKo 3.0 richtet sich auch der BFW-Neubauradar aus. Dieser hat sich zu einem Stimmungsbarometer für die Immobilienbranche...

mehr
Ausgabe 03/2020 Grunderwerbssteuer

Alle Jahre wieder: Einnahmen knacken Rekordmarke

Es sind Zahlen, die das Bundesfinanzministerium nicht an die große Glocke hängt – und die Länder noch weniger: Die jährlichen Einnahme-Rekorde durch die Grunderwerbsteuer. Diese haben 2019 zum...

mehr
Ausgabe 04/2018

Die Immobilienwirtschaft übernimmt Verantwortung

Jetzt ist es offiziell: Das Thema „Heimat“ ist ministrabel geworden. Der SPD-Mitgliederentscheid hat den Weg frei gemacht für die Erweiterung des Bundesministeriums für Inneres um die Ressorts Bau...

mehr