Abgasanlage

Häuser versorgen sich selbst mit Strom und Wärme

Im niedersächsischen Denstorf enstand ein Häuserdorf mit 33 Wohneinheiten in den KfW-Effizienzklassen 70, 55 und 40+. Die eigenständige Versorgung mit Wärme und Energie stand von Beginn an im Fokus. Man entschied sich für die Kombination eines Blockheizkraftwerks, zwei Gas-Brennwertthermen sowie einer Photovoltaikanlage. Der überschüssige Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Mitten in Niedersachsen zwischen den Städten Peine und Braunschweig liegt der Ort Denstorf (Gemeinde Vechelde). Mit rund 1.000 Einwohnern besteht der Ortsteil aus kleinen Siedlungen, überwiegend durch Einfamilienhäuser geprägt. Die Region zeichnet sich neben einem etwa 900 Kilometer großen Radwegenetz durch abwechslungsreiche Natur- und Freizeitangebote sowie kulturelle Vielfalt aus. Die ländliche Idylle mit unmittelbarer Anbindung zum Automobil- und Wirtschaftsstandort sowie Forschungszentrum der Stadt Braunschweig bietet Paaren und Familien mit Kindern eine optimale Lebensqualität und bezahlbaren Wohnraum.

Hohe Qualität mit traditioneller Optik

Das Projekt der Braunschweiger Ahler Immobilen, das von mehreren Investoren getragen wird, umfasst vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 33 Wohneinheiten und einer Gesamtwohnfläche von 3.500 m². Die Architektur mit moderner Dreifachverglasung und hochwertigem Wärmedämmverbundsystem als Klinkerriemchenfassade schafft die Verbindung von modernem Wohnraum und traditioneller Optik. Sie fügt sich harmonisch in das vorhandene Ortsbild ein.

Die Gebäude sind je nach Wunsch oder Anforderung der Investoren in den KfW-Standards 70, 55 sowie 40+ errichtet. Die Wohnungen bestehen aus 3 bis 4 Zimmern und liegen bei einer Wohnfläche von 86 bis 131 m². Jede dieser Einheiten ist bequem mit dem Aufzug zu erreichen und mit einer (Dach-) Terrasse oder einem Balkon ausgestattet. Dazu gesellt sich eine Tiefgarage mit 33 Stellplätzen und großzügigen Abstellräumen für Fahrräder. Bislang sind drei E-Auto-Anschlüsse eingerichtet. Weitere können auf Wunsch nachgerüstet werden. Oberirdisch stehen zusätzlich 19 Stellplätze zur Verfügung.

Die beiden größten Häuser mit neun und zwölf Wohnungen werden als Mietobjekte genutzt und sind jeweils mit Einbauküchen ausgestattet. Die zwei anderen Häuser umfassen zweimal sechs Wohneinheiten und sind als Eigentumswohnungen realisiert.

Energieeffizient wohnen

„Das Projekt ist besonders im Hinblick auf die eigenständige Versorgung mit regenerativen Energien konzipiert“, erklärt Friedhelm Ahler, Geschäftsführer und Inhaber von Ahler Immobilen. Für ihn hat sich zur Strom- und Wärmebereitstellung die Konstellation eines Blockheizkraftwerks (BHKW) mit einer Photovoltaikanlage bewährt. Zwei Gasthermen unterstützen bei Spitzenlasten, wenn die Wärmeabnahme. – z. B. im Winter – sehr hoch ist. Als Nebenprodukt der Wärmeerzeugung produziert das BHKW zudem Strom, der u. a. die Ladestationen für die E-Autos versorgt. Der regenerativ erzeugte Strom wird, so weit wie möglich, in den Gebäuden verbraucht. Nur die Überschüsse werden ins öffentliche Netz gespeist.

Umweltbewusst: Wärme und Energie

Im Kellergeschoss befindet sich neben der Tiefgarage ein zentraler Technikraum, in dem die Hausanschlüsse aller Häuser gebündelt zusammengeführt werden. Die Realisierung des Heizkonzeptes erfolgte mit Geräten des Herstellers Remeha. Eingesetzt sind zwei Gasbrennwertgeräte des Typs Quinta Ace 65 mit insgesamt 130 kW für die Spitzenlast und ein BHKW ELW 11-25 mit einem thermischen Leistungsbereich von 16,8 – 26,4 kW sowie einem Leistungsbereich 7,5 – 11 kW elektrisch. Für ausreichende Wärme in Spitzenzeiten versorgen drei 1.500-Liter-Pufferspeicher die Wohnanlage.

Das Warmwasser wird jeweils über eine Wohnungsstation der Firma Oventrop mittels Wärmetauscher direkt in der Wohneinheit erzeugt. So werden Energieverluste durch lange Leitungsführungen vermieden. Die Photovoltaikanlage liefert 29,9 kW durch 92 Q-Cells Solarmodule Q PEAK Duo. Gespeichert wird der Strom in einem stationären Batteriespeichersystem der Firma SENEC (Speicherkapazität 20 kW über zwei Batteriespeicher V2.1 – je 10 kW. Somit ist nicht nur die Wärmeenergie weitgehend gesichert, sondern es ergibt sich auch ein Mehrwert zur Stromeinspeisung.

BHKW und Kaskade an einem Abgasstrang

Unmittelbar über dem Technikraum befindet sich das Haus B (Wasserkamp 1b); eine ideale Voraussetzung für die Anbindung der Abgasführung an der Außenwand. Bei der Planung und Umsetzung des Abgassystems entschied sich Ahler Immobilien für die Systemlösungen von ATEC  (www.atec-abgas.de). Das BHKW und die Brennwert-Kaskade werden an einen Abgasstrang angeschlossen. Die Verbindungsleitung besteht aus dem einwandigen Kunststoffsystem „PolyTop“. Die Steigleitung im Außenbereich wird mit dem doppelwandigen „IronPoly“ realisiert. Das Innenrohr ist aus Kunststoff und der Außenmantel aus V2A-Edelstahl.

Das BHKW wird im Abgasweg mit einer Nennweite von DN 80 angebunden. Über eine Strecke von etwa fünf Metern sowie zwei 87 Grad-Bogen wird das Abgas durch eine Rückstromsicherung geführt. Anschließend erweitert sich die Nennweite auf DN 100 und geht in den Kaskadensammler über. Hier sind die beiden Gasbrennwertgeräte von Remeha eingebunden. Die Nennweite des Kaskadensammlers beträgt DN 160. Er führt direkt in die etwa 3 m entfernte Steigleitung. Integriert sind dabei eine Revisionsöffnung sowie ein Kondensatablauf.

Der Stützfuß der „IronPoly“-Steigleitung ist bereits im Aufstellraum, etwa 1 m unterhalb der Decke, auf einer Wandkonsole positioniert. Mit einem Versatz wird das doppelwandige System durch die Decke des Technikraums bis unmittelbar an die Hauswand des Gebäudes geführt und über ca. 14 m entlang der Fassade montiert. Oberirdisch ist für den Bezirksschornsteinfeger eine Revisionsöffnung integriert.

Komponenten für die Sicherheit

Für die essenzielle Sicherheit sorgt die Rückstromsicherung RSS in Kombination mit dem Abgasdruckwächter ADW: Die Rückstromsicherung verhindert ein Rückströmen von Verbrennungsgasen in die Feuerstätten. Sie funktioniert als Ventil auf Basis der Schwerkraft. Bei vorhandenem Abgasstrom hebt sich der Ventildeckel und gibt den Abgasweg frei. Fehlt der Abgasstrom durch Stillstand oder Ausfall eines Gerätes, senkt sich der Ventildeckel. Der Abgasdruckwächter misst kontinuierlich die Druckverhältnisse im Abgas. Er befindet sich unmittelbar am Übergang von Verbindungsleitung zur Steigleitung und ist auf diese Weise mit allen Energieerzeugern verbunden. Steigt der Druck über 50 Pa, werden alle Geräte automatisch abgeschaltet und verriegelt.

Die komplette Anlage wurde von ATEC auf Grundlage der Norm DIN EN 13384 geplant und ausgelegt. Das Unternehmen verfügt als einziger Hersteller über einen Verwendungsnachweis des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) zur Anbindung unterschiedlicher Gas-Energieerzeuger an einen Abgasstrang.

Vorsorge beim Schall in Zu- und Abluft

Um Geräuschemissionen in Zu- und Abluft sowie im Abgas zu vermeiden, setzt Ahler auf präventive Schallschutzmaßnahmen. Daher wurde in den Abgasweg des BHKW eine Kombination aus zwei Schalldämpfern integriert: Der Reflexions-Schalldämpfer RXS 1136 beugt Brummtoneffekten vor indem er tiefe Frequenzen von 50 Hz um bis zu 20 dB(A) dämpft sowie Pulsationen der Anlage reduziert. Die Nutzlänge beträgt 1380 mm bei einem Außendurchmesser des Dämpfkörpers von DN 250. Durch den Absorptions-Schalldämpfer ASD 17 gelingt zusätzlich die Reduzierung des Abgassummenpegels um weitere 10 dB(A). In der menschlichen Wahrnehmung bedeutet eine Reduzierung um 10 dB(A) eine Halbierung des empfundenen Lärms. Das Gehäuse ist, wie auch beim RXS, aus dem robusten, schwarzen Polypropylen-Kunststoff (PP) gefertigt. Sein Innenleben besteht aus hydrophobierender Mineralwolle, die durch ein Streckmetall sowie ein Edelstahlvlies geschützt wird. Bei einer Nutzlänge von 838 mm beträgt das Außenmaß des Dämpfkörpers DN 250. Beide Schalldämpfer sind mit Kondensatabläufen ausgestattet.

Die Abluftleitung des Remeha-BHKWs wurde ebenfalls mit dem „PolyTop“-System in der Nennweite DN 100 realisiert. Unmittelbar hinter dem Energieerzeuger wurde der Zu- und Abluftschalldämpfer ZAS 29 integriert. Schlank, mit einer Gesamtlänge von 1092 mm und einem Außendurchmesser von DN 200 mm, findet er ideal Platz – hier horizontal installiert. Dieser Absorptions-Schalldämpfer aus Polypropylen-Kunststoff ist innen mit dem schallabsorbierenden Polyurethan-Akustikschaumstoff (DIN-Bezeichnung: PUR) ausgestattet. Die Oberfläche ist luftdurchlässig, aber versiegelt. Der Schalldämpfer ist dadurch geschützt, unempfindlich und langlebig. Mit einem Gewicht von nur 2,5  kg gewährt er – je nach Einzelfrequenz – Einfügungsdämpfungen bis zu 45 dB(A).

Mit den Neubauten gelingt es der Ahler Immobilien, Wohnraum mit nahezu autarker Wärme- und Energieversorgung zu schaffen. Sie zeigt damit: Modernes Wohnen mit eigenständiger Versorgung durch Wärme und Energie kann erfolgreich umgesetzt werden.

Die eigenständige Versorgung mit Wärme und Energie stand von Beginn an im Fokus.

Im Kellergeschoss befindet sich neben der Tiefgarage ein zentraler Technikraum, in dem die Hausanschlüsse aller Häuser gebündelt zusammengeführt werden.

Die Abgasanlage wurde auf Grundlage der Norm DIN EN 13384 geplant und ausgelegt.

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