Nach allen Regeln der Abdichtungskunst
Die Abdichtung von Flachdächern mit Flüssigkunststoff setzt fundierte Planung, professionelle Ausführung und kontinuierliche Pflege voraus. Nur so lohnt es sich, in eine Sanierung zu investieren.
Jedes Flachdach stellt spezifische Ansprüche an eine Abdichtung. Damit seine Gebrauchstauglichkeit dauerhaft gewährleistet ist, sollten Auswahl und Verarbeitung des Materials auf die Flachdachrichtlinie und die DIN 18531 abgestimmt sein. Besonders Flachdächer erfordern aufgrund ihres geringen oder fehlenden Neigungswinkels eine fachgerechte Abdichtung. Die erfolgreiche Sanierung setzt voraus, dass bereits während der Planung die „Allgemeinen Regeln der Technik“ berücksichtigt werden. Als grundsätzliche Regelwerke für Dachdecker dienen die DIN 18531 (05/2010) und die Fachregel für Abdichtungen bzw. Flachdachrichtlinie (10/2008) des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH).
Neu in den aktuellen Fassungen der Flachdachrichtlinie und der DIN 18531 ist, dass auch Flüssigabdichtungen neben den beiden konventionellen Technologien, Bitumen- und Kunststoffbahnen, behandelt werden. Die dritte Abdichtungstechnologie hat sich nach über 30 Jahren Einsatz im Marktsegment Flachdachsanierung bewährt. Erstmals sind in den Regelwerken Leistungsstufen definiert, die eine flüssig aufzubringende Dachabdichtung erreichen muss.
Die Europäische Technische Zulassung (ETA) weist die Leistungsstufen nach der Zulassungsleitlinie ETAG 005 mit anwendungsbezogenen Anforderungen aus. An die Leistungsstufen sind Prüfungen gebunden, durch die eine Klassifizierung der Gebrauchstauglichkeit von Bauprodukten definiert wird. Die beiden Regelwerke erlauben Flüssigkunststoffe, die durch eine chemische Reaktion aushärten und nicht durch physikalisches Trocknen. Als geeignete Materialien werden flexible reaktive Polymethylmethacrylate (PMMA), flexible Polyurethanharze (PUR) und flexible ungesättigte Polyesterharze (UP) aufgeführt.
Die Aufnahme von Flüssigabdichtungen in die Regelwerke sorgt für Planungssicherheit von Architekten und Planern sowie für Ausführungssicherheit der Verarbeiter. Anhand der konkreten Leistungsstufen in den Regelwerken und Eigenschaften wie Aushärtungszeiten, Regenfestigkeit oder Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme lassen sich Produkte verschiedener Hersteller vergleichen.
Hohe Ansprüche des Flachdachs in der Ausführung erfüllen
Nahtlos aufzutragender Flüssigkunststoff sorgt für eine dichte Flächen- und Detailabdichtung, die Bauwerke dauerhaft vor eindringender Feuchtigkeit schützt. Gemäß Flachdachrichtlinie und DIN 18531 können Verarbeiter Flüssigkunststoff auch auf andere Abdichtungen auftragen. Voraussetzung ist eine ausreichende Verträglichkeit und Haftung. Besonders bei der Abdichtung von Details, im Neubau ebenso wie in der Sanierung spielt der Flüssigkunststoff seine Vorteile aus. Denn flüssige Abdichtungen müssen nicht wie Bahnen am oberen Rand von Details und Anschlüssen mechanisch befestigt werden. Da sich das Material der Kontur des Untergrundes anpasst, bindet es komplizierte Aufbauten wie Durchdringungen, Lichtkuppeln oder Dachabläufe hinterlaufsicher in die Abdichtung ein und schmiegt sich wie eine zweite Haut an verschiedenste Dachformen an. So können auch Geometrien abgedichtet werden, die höchste Ansprüche und architektonische Gestaltungsvielfalt erfordern.
Eine langzeitsichere Abdichtung mit Flüssigkunststoff setzt eine einwandfreie Verarbeitung voraus. Schulungen für ausführende Dachdecker sowie Vor-Ort-Betreuungen durch Anwendungstechniker tragen zu einem dauerhaft dichten Dach bei. Darüber hinaus gewährleistet ein Direktvertrieb an qualifizierte Fachverarbeiter eine hohe Qualität der Abdichtung und eine schnelle Lieferung zur Baustelle.
Abdichtungstechnologien kombinieren
Wollen Investor und ausführende Unternehmen Kosten und Arbeitszeit auf ein Minimum reduzieren, bietet sich das Auftragen von Flüssigkunststoff ohne Abriss der alten Abdichtung an. Eine gelungene Kombination verschiedener Abdichtungstechnologien zeigt sich zum Beispiel bei der Flachdachsanierung eines Wohnhauses in der Berliner Hohenstaufenstraße: Ohne die bestehenden spröden Bitumenbahnen entfernen und grundieren zu müssen, haben Sanierungsspezialisten das detailreiche Flachdach mit Flüssigkunststoff auf Basis von Polymethymethacrylat (PMMA) abgedichtet. Zusätzlich kennzeichneten sie mit dem System einen rutschsicheren Weg auf dem Dach.
In Bamberg erforderte das 4200 m² große Flachdach des Klinikums eine neue Abdichtung. Die alten Folienbahnen waren nach über 25 Jahren verschlissen. Ohne den Krankenhausbetrieb zu beeinträchtigen, dichteten Dachdecker an einem Tag bis zu 200 m² mit schnell reaktivem Flüssigkunststoff ab.
Das Flachdach der Deutschen Bundesbank in München erforderte durch seinen Dachgarten eine spezielle Abdichtung, die Fachverarbeiter auf die bestehenden Bitumenbahnen aufgebracht haben: Die Begrünung verlangte eine rhizom- und wurzelfeste Abdichtung. Marmorkies, Glassplit, Pflanzkübel, Substrat und Gehwegplatten hatten bereits ein erhebliches Gewicht, so dass das Abdichtungssystem die Statik möglichst gering zusätzlich belasten sollte.
Wie das Beispiel einer Flachdachabdichtung von Silos des RWE Kraftwerks Westfalen in Hamm zeigt, können Details auch nachträglich in die flüssige Abdichtung eingebunden werden. Denn Systeme aus Flüssigkunststoff sind wartungsfreundlich und für Arbeiten an komplexen Dachsystemen begehbar. Auch die flüssige Abdichtung von Details, die an Bahnen anschließen, ist möglich.
Pflege für langzeitsicheres Flachdach
Damit Flachdächer nach der Sanierung dauerhaft dicht bleiben, sind grundsätzlich die Anforderungen der Regelwerke zu erfüllen. Die erforderlichen Leistungsstufen richten sich nach der Beanspruchungsklasse und der Anwendungskategorie. Sowohl als Abdichtung für Standarddachkonstruktionen (K 1) als auch für hochwertige Dachkonstruktionen (K 2) müssen Flüssigabdichtungen eine zu erwartende Nutzungsdauer von bis zu 25 Jahren nachweisen.
Außerdem sind in regelmäßigen Abständen Pflege und Wartungen erforderlich, um die Flachdachabdichtung lange zu erhalten. Stellen Fachkundige Mängel wie Risse oder Fehlstellen am Flachdach fest, ist zu klären, welche Ursachen diese haben und ob die Abdichtung weiterhin funktionsfähig ist.
Alle drei bis vier Jahre sollte ein Dach inspiziert werden, ältere Dächer in kürzeren Abständen. Ein- bis zweimal jährlich sollten Dächer gewartet werden, um beispielsweise Schmutz sowie Pflanzenrückstände zu entfernen oder Dachabläufe zu säubern. Etablierte Hersteller von Flüssigkunststoff geben Hinweise zur Problembehandlung und Nachbearbeitung von Schäden. Sorgfältig geplant und den Normen entsprechend verarbeitet, gewährleistet die flüssige Abdichtung von Flachdächern langlebigen Schutz vor eindringender Feuchtigkeit.
Besonders Flachdächer erfordern aufgrund ihres geringen oder fehlenden Neigungswinkels eine fachgerechte Abdichtung.
Damit Flachdächer nach der Sanierung dauerhaft dicht bleiben, sind grundsätzlich die Anforderungen der Regelwerke zu erfüllen.