Nie mehr einem Paket nachlaufen
„Leider hat unser Paketbote Sie nicht angetroffen, deshalb war es heute nicht möglich, Ihnen Ihre Sendung zuzustellen. Sie können Ihr Paket ab morgen in unserer Filiale abholen.“ Jeder kennt’s, jeden nervt’s und niemand kann’s ändern. Niemand? Doch! Gemeinsam mit der Firma Renz nimmt die BG Esslingen ihren Mietern solche Probleme künftig ab.
Sei es das Paar Traumschuhe, ein Last-Minute-Geschenk oder das neue Buch des Lieblingsautors: Ganz dringend braucht man diese eine Sache, hat aber eigentlich keine Zeit, sich darum zu kümmern. Also bestellt man sie im Internet und freut sich, dass sie in zwei bis drei Tagen zuhause auf einen warten wird. Doch dann die böse Überraschung: Nach einem langen Arbeitstag findet man statt dem ersehnten Paket lediglich einen schnöden Zettel im Briefkasten vor, der einen über den erfolglosen Zustellversuch eines Paketdienstleisters informiert.
Das ist ein Ärgernis für alle Beteiligten und aus mehreren Gründen problematisch: „Egal mit welcher Sichtweise man das Szenario betrachtet, es ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch, ja sogar aus sozialen Aspekten der Wohnatmosphäre und Arbeitszufriedenheit irrsinnig“, sagt Oliver Kulpanek, Geschäftsführer der BG Esslingen. Denn ein erfolgsloser Zustellversuch hat immer eine Vor- und Nachgeschichte.
Die Vorgeschichte: Sisyphusaufgabe Paketzustellung
Für die Paketboten wird ein ohnehin stressiger und belastender Job durch erfolglose Zustellversuche zur Sisyphusaufgabe. Denn einem Zettel im Briefkasten gehen in der Regel einer oder mehrere Zustellversuche voraus. „Mir erzählte ein Paketbote, dass er in einem unserer Quartiere regelmäßig 1-1,5 Stunden pro Tag beschäftigt ist, und dennoch drei Viertel der Pakete wieder mitnehmen muss, weil er sie nicht zustellen kann“, sagt Oliver Kulpanek. Also ein kostenintensiver Zeitaufwand, der letztendlich keine Früchte trägt. „Ein Lösungsvorschlag der Paketdienstleister ist deshalb, Pakete zu Wunschzeiten oder abends zu liefern, um die Zustellungsquote zu erhöhen. Doch damit wird die ohnehin schlecht bezahlte Arbeit des Paketzustellers zu einem wirklich prekären Arbeitsverhältnis.“ Für die Genossenschaft keine erstrebenswerte Lösung.
Die Nachgeschichte: Einer muss es ausbaden
Der Empfänger muss nun, je nach Ablageort des Pakets, entweder werktags zu den regulären Geschäftszeiten – da muss er allerdings selbst wieder arbeiten – die Sendung in einer Filiale des Paketdienstleisters abholen oder aber bei dem Nachbarn klingeln, der das Paket entgegengenommen hat. Ersteres bedeutet organisatorischen und zeitlichen Aufwand, letzteres ist für den Empfänger meist eine akzeptable Lösung.
Aber nicht für alle, erklärt Oliver Kulpanek: „Für diejenigen, die tagsüber zuhause sind – meist Senioren – wird die unfreiwillige Arbeit als Concierge häufig zur Belastung. Denn die Paketboten merken sich, wo sie ihre Lieferungen auch tagsüber abliefern können und klingeln dort als erstes.“ Wohnen mehr als eine Handvoll Parteien oder gar begeisterte Onlineshopper im Haus, stapeln sich innerhalb kurzer Zeit die Pakete im Flur und es wird zur tagesfüllenden Aufgabe des Daheimgebliebenen, die angenommenen Pakete in die entsprechenden Hände zu übergeben. Schlechte Stimmung und Konflikte im Haus sind vorprogrammiert.
Schadstoffbelastung reduzieren
Weitere Leittragende sind alle anderen Bewohner des Quartiers und die Umwelt, denn je länger die Lieferwagen zwischen den Häusern herumfahren, desto mehr Schadstoffe werden freigesetzt. „Wenn es um die Optimierung der Paketzustellung geht, wird viel über die sogenannte letzte Meile diskutiert. Eine Idee ist, dass diese beispielsweise mit dem Elektrofahrrad abgefahren werden könnte, um die Schadstoffbelastung in den Wohnvierteln zu reduzieren“, erzählt der Esslinger Geschäftsführer. Doch damit wird die Problematik von der falschen Seite angegangen, denn schon bei Starkregen oder Schneefall müsste eine neue Lösung her. „Wir müssen die nötige Infrastruktur schaffen, damit jeder Bote seine Pakete problemlos beim ersten Zustellversuch abgeben kann. Die beste Lösung für die Atemluft der Bürger ist, dass keine weiteren Zustellversuche erfolgen müssen.“
Eine automatische Paketannahmestelle
Deshalb entschied sich die BG Esslingen für die Einführung der von Renz entwickelten myRENZbox, gewissermaßen eine intelligente Paketannahmestelle. Denn jede myRENZbox ist per LAN, WLAN oder Mobilfunk mit dem Internet verbunden und kommuniziert so mit dem Portal www.myrenz.com.
Die Funktionsweise erklärt Ralf Benzler, Vertriebsleiter Innendienst von Renz: „Um die myRENZbox zu nutzen, müssen sich die Mieter der BG Esslingen lediglich einmalig online registrieren und einen Ablagevertrag mit den gängigen Paketdienstleistern abschließen. Dann können Boten an sie adressierte Pakete zukünftig direkt in eine freie Box liefern.“ Dazu wählen sie ein freies Fach der myRENZbox aus, legen das Paket ab und schließen das Fach wieder – Zustellungsversuch erfolgreich.
Elektronisch authentifizieren, Paket entgegennehmen
In diesem Moment erhält der Empfänger automatisch eine Nachricht per E-Mail, SMS oder Push-Benachrichtigung, dass sein Paket bereit zur Abholung ist. Um es entgegenzunehmen, muss er nur zur Box gehen, sich per PIN-Code, Schlüsselchip oder myRENZbox-App authentifizieren und das entsprechende Fach öffnen. Auch Retouren und das Versenden von Paketen mit aufgeklebtem Paketschein sind möglich.
„Renz hat die Prozesse aller gängigen Paketdienstleister in die Software integriert, sodass der Zusteller mit seinem Gerät mit der myRENZbox kommunizieren kann. Dadurch ist die Box universell und deutschlandweit einsetzbar“, sagt Ralf Benzler. So ist jeder Erstzustellversuch erfolgreich: eine Win-Win-Win-Situation für Paketboten, Mieter und die Umwelt. Und auch die BG Esslingen profitiert, denn ihre Quartiere werden durch den zusätzlichen Komfort für ihre Mieter deutlich aufgewertet.
Fächendeckend eingeführt, fächendeckende Zufriedenheit
Die Kosten werden umgelegt
Da die Boxen flächendeckend für jeden Mieter zur Verfügung stehen, können die Esslinger die laufenden Kosten für den Betrieb auf die Kaltmiete umlegen. Das hat im Vergleich zu anderen Abrechnungsverfahren den Vorteil, dass kein zusätzlicher administrativer Aufwand entsteht. Die Herangehensweise ist von Erfolg gekrönt: „In den ersten Wochen hat sich bereits ein hoher Anteil unserer Mieter für die myRENZbox registriert und die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Dank der myRENZbox sind wir in der Lage, mit verhältnismäßig geringem Aufwand echte tagtägliche Probleme zu lösen und unseren Bewohnern ein regelmäßiges Ärgernis abzunehmen.“
Die Zukunft hält Service bereit
In Zukunft sieht die BG Esslingen zahlreiche Möglichkeiten, ihren Mietern über die myRENZbox zusätzliche Services anzubieten. „Wir sind bereits im Austausch mit lokalen Bäckereien, Supermärkten, Apotheken und Wäschereien, um die Bereitstellung von Dienstleistungen wie einem Brötchenservice, Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen oder einem Reinigungsservice, bei dem Schmutzwäsche aus der Box abgeholt und nach dem Reinigen wieder dort deponiert wird, zu realisieren“, erzählt Oliver Kulpanek.
In dieselbe Richtung denkt auch Renz: „Wir planen, spezielle Fächer für Lebensmittellieferungen zu integrieren, die je nach Bedarf auf drei unterschiedliche Temperaturzonen heruntergekühlt werden können: Raumtemperatur, Kühlschrank und Tiefkühlfach“, sagt Ralf Benzler. Gemeinsam arbeiten die BG Esslingen und Renz außerdem daran, die Klingelanlagen in die myRENZbox zu integrieren, sodass die klassische Klingel- und Briefkastenanlage in Zukunft entfallen kann. Stattdessen wird der gewünschte Bewohner einfach auf dem Touchscreen benachrichtigt, über den auch Briefe und Pakete entgegengenommen werden. Insgesamt eine rundum positive und fruchtbare Zusammenarbeit, findet Oliver Kulpanek: „Egal ob sie für die Vermietung oder den Verkauf bestimmt sind – die myRENZbox wertet Immobilien bereits heute signifikant auf, hebt sie vom Markt ab und wird den Bewohnern langfristig noch viel größere Mehrwerte bieten.“
Jeder Erstzustellversuch ist erfolgreich: eine Win-Win-Win-Situation für Paketboten, Mieter und die Umwelt.