Selbst erzeugte Energie für Mieter
Herr Henle, wieso lohnt sich Mieterstrom für einen Investor im sozialen Wohnungsbau?
Mit Mieterstrom sinken die Stromkosten nachhaltig um rund 10% – im Falle einer reduzierten EEG-Umlage um 20% – und damit auch die Mietnebenkosten. Es ist eine echte Strompreisbremse, weil die Stromgestehungskosten bei Mieterstrom dauerhaft konstant bleiben. Dieser Vorteil verstärkt sich angesichts steigender Stromkosten aus dem Netz. Das macht die Immobilie attraktiver und erhöht bei Ausschreibungen die Zuschlagswahrscheinlichkeit.
Sie haben mehrere Projekte erfolgreich umgesetzt. Was ist bei Mieterstromprojekten der wirtschaftliche Knackpunkt?
Hier kommt es auf Auslegung und Steuerung der Erzeugungsanlagen an, die optimal auf den lokalen Verbrauch ausgerichtet sein müssen. Genauso entscheidend sind automatisierte und standardisierte Abrechnungsprozesse, um Mieterstrom in der Praxis rentabel zu machen.
Viele Immobilieneigentümer fürchten, gewerbesteuerpflichtig zu werden. Zu Recht?
Gewerbesteuer fällt an, wenn der Immobilienbesitzer selbst seine Mieter mit Strom beliefert. Bei unserem Modell liefern wir als Energieversorger den Strom an die Mieter. Damit fällt die Gewerbesteuer bei uns an und nicht beim Immobilieneigentümer.
Weshalb bevorzugen viele Immobilieneigentümer die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern beim Thema Mieterstrom?
Um Mieterstrom erfolgreich umzusetzen, braucht man Spezialwissen über den Energiemarkt und Schnittstellenkompetenz insbesondere bei energiewirtschaftlichen Themen. Es geht um Bilanzkreismanagement, Beschaffung, Netzentgelte und Tarifgestaltung, aber auch um technische Themen wie Anlagensteuerung und -auslegung, Messkonzepte, Messtechnik sowie rechtliche und regulatorischen Aspekte. Auch Vermarktungs-Expertise ist gefordert. Weil all das nicht zum Kerngeschäft von Immobilieneigentümern gehört, macht es Sinn, mit Mieterstromspezialisten zu arbeiten.
Was passiert, wenn sich gesetzliche Regelungen ändern und Mieterstrom dadurch unattraktiv wird? Wer zahlt drauf?
Niemand zahlt drauf. Mieterstrom bietet dem Anlagenbetreiber immer eine Zusatzrendite. Im schlimmsten Fall erhält der Anlagenbetreiber die jeweiligen gesetzlichen Einspeisevergütungen. Und die Mieter können sowieso jederzeit ihren Energieversorger frei wählen.
Wie hoch ist der typische Autarkiegrad?
Das hängt stark vom jeweiligen Objekt ab. Die Kombination von Blockheizkraftwerk und Photovoltaik ermöglicht in der Regel eine Energie-Selbstversorgung von 50 - 60%.
Rechnen sich Speicher in Mieterstromprojekten?
Speicher erhöhen in erster Linie den Autarkiegrad. Insbesondere in Kombination mit der KfW40-Plus-Förderung sind sie bei Mehrparteiengebäuden schon heute sinnvoll.