Unsichtbare Gefahr
In einer Münchner Wohnanlage wurde nach einer Wasser-Beprobung in mehreren Zirkulationsrückläufen eine Legionellen-Verkeimung festgestellt. Außerdem deckte eine Gefährdungsanalyse auf, dass im gesamten Komplex der hydraulische Abgleich im Bereich der Warmwasserzirkulation fehlte.
Die Mitglieder der Eisenbahner Baugenossenschaft München (EBM) profitieren in ihrer Gemeinschaft unter anderem von mietbaren Genossenschaftswohnungen, in denen sie zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis (im Vergleich zu den oft hohen Mieten in München) wohnen können. Als Gebäudebesitzer muss die Genossenschaft aber auch die Wohnqualität sicherstellen und ist gemäß Trinkwasserverordnung/VDI 6023 zur richtlinienkonformen Auslegung, Instandhaltung und dem sachgemäßen Betrieb der Trinkwasserinstallationen in den Häusern verpflichtet.
In einer Münchner Wohnanlage der EBM mit 55 Wohneinheiten wurde jedoch nach einer Wasser-Beprobung, die die Summaris München GmbH durchführte, in mehreren Zirkulationsrückläufen eine Legionellen-Verkeimung festgestellt. Außerdem deckte eine Gefährdungsanalyse durch den Trinkwasser/Hygiene Sachverständigen Michael Reichmann (mr-Clearwater GmbH) auf, dass im gesamten Objekt der hydraulische Abgleich im Bereich der Warmwasserzirkulation fehlte.
Der Betreiber musste hier zeitnah Abhilfe schaffen und wollte in diesem Zuge auch seine Trinkwasseranlage energetisch optimieren sowie die Daten digitalisieren. Die richtige Lösung fanden die Verantwortlichen mit dem leicht nachrüstbaren Hycleen Automation System von GF Piping Systems (GF), ein Zirkulations-Regelsystem zur Hygiene-Automation beim Trinkwasser.
Gesundheitsgefährdende Bakterien im Trinkwasser
Laut geltender Richtlinien wie der Trinkwasserverordnung ist für die Trinkwasserhygiene im Inneren eines (Wohn-)Gebäudes nicht der Wasserversorger, sondern immer der Eigentümer oder Betreiber zuständig. Die Grundvoraussetzungen für hygienisch einwandfreies Trinkwasser sind ein funktionierender hydraulischer Abgleich, die verlässliche Vermeidung von Wasser-Stagnation in kritischen Bereichen, ein konstantes Temperaturniveau, ein möglichst geringer Wasserinhalt in den Leitungen sowie ein regelmäßiger Austausch des Inhaltes der Installation.
Im konkreten Fall waren diese Bedingungen aufgrund des Altbestandes nicht vollständig erfüllt. Dies begünstigte Inkrustationen und die Bildung eines Biofilmes in den Rohrinnenwandungen – ein idealer Nährboden für Legionellen. Wie in vielen Fällen wurde dies leider auch erst erkannt, als es bereits zu spät und ein Teil der Installation kontaminiert war. Eine Gefährdungsanalyse des Sachverständigen Michael Reichmann (mr-Clearwater GmbH) offenbarte zudem weitere Schwachstellen der Anlage. „Diese hatten unter anderem zur Folge, dass die Warmwassertemperaturen nicht gleichmäßig im Objekt verteilt wurden. Jedoch darf laut TrinkwV das Warmwasser im Zirkulationsrücklauf 55 °C nicht unterschreiten. Um solche Probleme frühzeitig zu erkennen und einen Legionellenbefall zu verhindern, sind stetige Temperaturüberwachungen und eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Warmwasserkreislauf sehr wichtig.“
Legionellenbefall – und was jetzt?
Wo mehrere Personen auf engem Raum zusammenleben und die gleiche Trinkwasserversorgung nutzen, ist eine Verunreinigung des Leitungswassers besonders gefährlich. Der Betreiber EBM musste daher schnell handeln, um das Wohl der Bewohner nicht zu gefährden. Die passende Lösung für das Trinkwassermanagement lieferte ihm GF Piping Systems in Zusammenarbeit mit der Firma SUMMARIS. Seit Oktober 2019 kommt in dem Münchner Mehrparteienhaus an der Schlüsselbergstraße jetzt das Hycleen Automation System von GF zum Einsatz. Es besteht in diesem Fall aus einem zentralen Steuerungsgerät (Hycleen Automation Master), 22 JRG LegioTherm 2T Zirkulationsregelventilen mit Controller sowie insgesamt circa 150 Meter Spannungsversorgungs- und Kommunikationskabel zur Verbindung der Ventile untereinander und mit dem Master.
Die Stränge der Bestandsanlage ließen sich unkompliziert mit der Hycleen Automation Technik nachrüsten. Zukünftig stellt das System zuverlässig und automatisiert einen optimalen hydraulischen Abgleich des gesamten Trinkwassernetzes sicher. Die automatische Spülfunktion gewährleistet zudem eine einwandfreie Trinkwasserqualität an allen Zapfstellen. Darüber hinaus stehen beide Firmen als Experten für Trinkwasser dem Betreiber bei allen Anliegen mit Rat und Tat zur Seite. „Dank des schnell agierenden Krisenmanagements und unserem Hycleen Automation System konnten wir dem Objektbetreiber kurzfristig eine effiziente und schnell nachrüstbare Lösung für die Sicherstellung der Trinkwasserhygiene aufzeigen“, erklärt Jonas Ganzenmüller, für das Projekt zuständiger GF-Mitarbeiter vom Technischen Vertrieb Haustechnik Süd.
Automatik-Funktionen und Temperaturüberwachung erleichtern den Betrieb
Bei der Prävention der krankheitserregenden Bakterien spielen ausreichend hohe Temperaturen und ein optimaler Abgleich aller Warmwasser-Zirkulationsleitungen eine zentrale Rolle. Die Temperaturüberwachung ist hierbei ein wichtiges Instrument, um den Zustand der Trinkwasserinstallation zu beurteilen sowie Risiken zuverlässig und schnell zu erkennen. Beim Hycleen Automation System liefern in die Ventile eingebaute Sensoren für Temperatur hierfür die nötigen Messwerte.
Die Technikunterstützung hat für den Betreiber auch den Vorteil, dass die Zirkulationsregler mit Temperatursensor sich selbstständig öffnen sowie schließen und so den Durchfluss in Abhängigkeit zur Wassertemperatur regeln. Durch den permanenten Abgleich in allen Strängen wird eine konstant hohe Wassertemperatur über 55 Grad erreicht – das wirkt der Keimbildung entgegen. Die softwaregesteuerte, dauerhafte Überwachung der Grenztemperaturen erhöht die Betriebssicherheit – denn nur Wissen in Form von detaillierten, regelmäßigen Messungen schafft eine fundierte Entscheidungsgrundlage. In Kombination mit den automatischen Spülungen mittels des Systems, werden so zukünftig frühzeitig eventuell anfallende Sanierungskosten gespart.
Zusätzliche Sicherheit durch Fernüberwachung der Anlage
Zur Wartung und Kontrolle greift die Firma SUMMARIS mit einem Tool von GF (Hycleen Connect) über Fernzugriff auf die Anlage zu und überwacht so rund um die Uhr die Zirkulations- und Rücklauf-Temperaturen sowie die Warmwasser-Werte. Sollte die Temperatur in einen kritischen Bereich fallen, wird eine Fehlermeldung in der Software erzeugt. Aufgrund dieser Fehlermeldung kann präventiv ein Montagetrupp zum Einsatzort fahren, um ggf. Reparaturarbeiten durchzuführen. Somit ist eine Sicherstellung der Trinkwasser-Temperaturen für den Betreiber immer gewährleistet.
Auch bei Energieoptimierung und Nachweis-Daten auf der sicheren Seite
Die Reinigungs- und Wartungsintervalle müssen bei einer Trinkwasserinstallation nachweislich eingehalten werden. Durch die mitlaufende Datenprotokollierung des Hycleen Automation Systems können die Verantwortlichen mit den aufgezeichneten Messwerten und Spülungsprozessen nachweisen, dass sie alle erforderlichen Maßnahmen für eine hygienische Warmwasserversorgung im Gebäude getroffen haben. Digital gesteuert ist so eine detaillierte Überwachung der Temperaturen, auch in den Steigzonen, möglich.
Basierend hierauf lässt sich auch die Temperatur, die zum Beispiel der Warmwasserspeicher erzeugen muss, dauerhaft auf mindestens 60 Grad Celsius senken. Das ist energieeffizienter, als das Wasser im gesamten System aufgrund eines schlechten, beziehungsweise nicht ausreichenden hydraulischen Abgleichs durch überhöhte Temperaturen im Speicher – deutlich über 60 Grad Celsius – auf einem sicheren Niveau zu halten.
Wo mehrere Personen auf engem Raum zusammenleben und die gleiche Trinkwasserversorgung nutzen, ist eine Verunreinigung des Leitungswassers besonders gefährlich.
Bei der Prävention der krankheitserregenden Bakterien spielen ausreichend hohe Temperaturen und
ein optimaler Abgleich aller Warmwasser-Zirkulationsleitungen eine zentrale Rolle.