Wohnen im Plus

Das Effizienzhaus Plus des Bundesbauministeriums befindet sich in seinem dritten Messjahr. Bundesministerin Hendricks besucht die zweite Testfamilie zur Halbzeit vor Ort und zeigt sich beeindruckt von der Bilanz des Gebäudes.

Vor vier Jahren wurde das Effizienzhaus Plus der Bundesregierung in Berlin-Charlottenburg von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel eingeweiht. Das Berliner Haus ist gleichermaßen Forschungs- und Leuchtturmprojekt für das Programm Effizienzhaus Plus, in dessen Rahmen das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) bundesweit über 30 Wohnungsbaumodellprojekte im Plusenergiestandard fördert und wissenschaftlich begleiten lässt.

Das Berliner Haus wird aktuell von der zweiten Testfamilie Brenner-Heinzelmann be­­wohnt. Seit Mai 2014 überprüft die vierköpfige Familie Brenner-Heinzelmann für ein Jahr dieses Energie gewinnende Haus und seine an diesen Gebäudeprototypen gestellten Erwartungen im Praxistest auf seine Alltagstauglichkeit. Zur Halbzeit des „Testwohnens“ in dieser neuen Gebäudegeneration besuchte Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks die Familie. Dabei wurden Erfahrungen ausgetauscht über das Leben in einem klimagerechten Gebäude, das im Jahr mehr Energie über erneuerbare Energien erzeugt, als es selbst benötigt.

„Stark beeindruckt hat mich, dass sich im ­Praxistest alle innovativen Fähigkeiten und Eigenschaften, die dieses Gebäude der Zu­­kunft besitzt, auch als voll funktionstüchtig erweisen“, erklärte Hendricks. Die Forschungs­­ergebnisse zeigten, „dass es selbst bei geringer Sonneneinstrahlung im ersten Testjahr (2012-2013) über das gesamte Jahr gesehen deutlich mehr Energie bereitstellte, als es selbst für den Betrieb benötigte.“

Durchgängig bis in das aktuell dritte Mess-jahr hat das Forschungsprojekt in jedem Jahr sein Energie-Plus mittels erneuerbarer Energien erreicht. Seit Beginn der Nutzung konnte dies sogar kontinuierlich verbessert werden, wozu insbesondere technische Optimierungen beitrugen, die im Kontext der Begleitforschung analysiert und umgesetzt wurden.

Auch im Netzwerk, dem Zusammenschluss aller weiteren geförderten Effizienzhäuser Plus geht es voran. Mittlerweile wurden im Rahmen des Zukunft-Bau-Programms Effizienzhaus Plus bundesweit 27 Gebäude fertiggestellt, vom Einfamilien- und Mehrfamilienwohnungsneubau bis zum Sanierungsprojekt im sozialen Wohnungsbau. Alle Projekte werden technisch und sozialwissenschaftlich begleitet, um neue Erkenntnisse über angewandte innovative Planungskonzepte, Materialien, Techniken und den Umgang von „Mensch und Technik“ in diesen Ge­­bäu­­deprototypen zu erfahren. Die Mehrzahl bilden Einfamilienhäuser unterschiedlicher Bauarten.

2015 werden zwei weitere Großprojekte des Netzwerkes fertiggestellt werden: Ein innerstädtisches Mehrfamilienhaus in Frankfurt/M. mit über 70 Wohneinheiten, sowie ein Sanierungsprojekt im Effizienzhaus Plus Standard in Neu-Ulm im sozialen Wohnungsbau.

Das Programm Effizienzhaus Plus ist bewusst technologieoffen. So können im Netzwerk unterschiedlichste technische Konzepte auf ihre Praxistauglichkeit und ihre Wirtschaftlichkeit untersucht werden. Entsprechend groß fällt die Bandbreite der geförderten Vorhaben aus. So verfolgt zum Beispiel ein Modellvorhaben in Burghausen das Sonnenhaus-Prinzip mit großer solarthermischer Anlage und saisonalem Wärmespeicher. Ein weiteres Effizienzhaus Plus in Lüneburg hingegen arbeitet mit einem direktelektrischen Wärmekonzept.

Erste wissenschaftliche, verallgemeinerungsfähige Erkenntnisse wurden in der Begleitbroschüre „Wege zum Effizienzhaus Plus“ des BMUBt [1] von den Autoren des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik wie folgt zusammengefasst:

- Die mittlere energetische Qualität der Gebäude des Netzwerks bewegen sich zwischen den KfW-Förderstufen (Effizienzhaus 40 und 55) mit einem Schwerpunkt in Richtung KfW-Effizienzhaus 55. Die Bauteile müssen nicht zwingend in Passivhaus Niveau ausgeführt werden.

- Ein KfW Effizienzhaus 55 benötigt etwa 0,5 m² Photovoltaikfläche je m2 Wohnfläche um zu einem Effizienzhaus-Plus aufgerüstet zu werden.

- Mit einem elektrischen Batteriespeicher (Kapazität ca. 8 bis 10 kWh) kann der ­ Eigennutzungsgrad des selbsterzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien in einem Einfamilienhaus leicht verdoppelt werden.

- Die bisherigen Praxisergebnisse zeigen, dass die investiven Mehrkosten für ein Effizienzhaus Plus im Vergleich zu den erzielbaren verminderten Betriebskosten, in ei­­nem verträglichen Verhältnis stehen.

Zwischen den Modellprojekten des Netzwerks Effizienzhaus Plus besteht ein reger Austausch. Öffentlich auf Fachveranstaltungen und in Netzwerktreffen werden Konzepte, Erfahrungen und Ergebnisse zwischen den beteiligten Planern und Bauherren ausgetauscht. Ein öffentliches Netzwerktreffen findet im Rahmen der BAU 2015 am 21. Januar in München statt.

Weitere Informationen unter

www.forschungsinitiative.de/effizienzhaus-plus/modellvorhaben/netzwerk/

Laurenz Hermann
Informationsstelle Effizienzhaus Plus bei der Berliner Energieagentur Literatur zum Projekt [1] Erhorn, H. und Bergmann, A.: Wege zum Effizienzhaus Plus. Broschüre des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, 3. Auflage, Berlin (2014)
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