Versorgung

Mit Mieterstrom-Contracting den CO2-Ausstoss senken

Vermieter und Wohnungsmieter leisten mit Mieterstrom aus Sonnenenergie einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Vermieter müssen sich dazu nicht in die Photovoltaik-Technik einarbeiten: Beim Mieterstrom-Contracting übernimmt der Stromanbieter Installation, Wartung und Betrieb der Anlage auf eigene Kosten.

Zunächst: Was ist Mieterstrom? Es handelt sich um lokal erzeugten Strom aus einer Photovoltaikanlage, der den Wohnungsmietern von Mehrfamilienhäusern angeboten wird. Bei einem Mieterstromprojekt wird der auf dem Dach produzierte Sonnenstrom direkt in die Wohnungen der Bewohner geleitet.

Gesetzlich festgeschrieben ist dabei, dass der Strompreis aus der Photovoltaikanlage mindestens 10 Prozent unter dem des örtlichen Grundversorgers liegt; das regelt seit 2017 das Mieterstromgesetz. Die von der Photovoltaikanlage erzeugte Energie wird um Ökostrom aus dem Netz ergänzt, sodass die Mieter jederzeit mit Strom versorgt sind.

Für die technische Umsetzung gilt: Neben den Solarmodulen auf dem Dach müssen Kabel bis zum Haustechnikraum verlegt werden, um die Solarmodule zu verbinden. Weiterhin werden Wechselrichter und Summenzähler eingebaut. Auf dem Dach werden Anschlagpunkte als Absturzsicherung für Arbeiter montiert, das ist zur Wartung der Solarmodule notwendig.

Einsparung von 2,3 Mio. Tonnen CO2

Insgesamt sind laut Bundesnetzagentur aktuell Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 51,98 Gigawatt in Deutschland in Betrieb, bei steigender Tendenz. Die Erneuerbaren Energieträger Windkraft, Biogas und Photovoltaik stellten im Frühjahr 2020 zum ersten Mal überhaupt mehr als die Hälfte (51,2 Prozent) der gesamten eingespeisten Strommenge in Deutschland. Photovoltaik ist hinter Windkraft der wachstumsstärkste Stromerzeuger, vor allem PV-Dachanlagen legen stetig zu.

Nach Berechnungen des Mieterstromanbieters Solarimo bergen die Dachflächen von Mietshäusern ein enormes Potenzial für den Ausbau von Photovoltaikanlagen. In Deutschland können noch 7.980 Hektar Dachfläche mit Photovoltaikanlagen bebaut werden. Das sind fast 20.000 Fußballfelder. Diese entspricht einer Leistung von 5,7 Gigawatt, mit der man etwa 3,8 Mio. Haushalte mit solarem Mieterstrom versorgen kann. Dabei würden etwa 2,3 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden – das entspricht der CO2-Speicherkapazität von rund 180 Mio. Bäumen.

Vermieter scheuen das Risiko

Doch warum ist Mieterstrom noch nicht so weit verbreitet, wie es angesichts der Vorteile für Wohnungsmieter und den Klimaschutz sein sollte? Es sind die Risiken und der mangelnde Handlungsdruck auf Seiten der Immobilieneigentümer. Es gibt keinen Druck, keine Pflicht zur Errichtung einer Photovoltaikanlage. Gleichzeitig halten Errichtung und Betrieb von Solaranlagen für Vermieter technische und rechtliche Herausforderungen bereit. So besteht ein Risiko, dass der Vermieter steuerlich als Gewerbetreibender betrachtet wird, wenn er Strom an seine Mieter verkauft. Auch ist der Vermieter in der Pflicht, die eigene PV-Anlage technisch zu warten und die Stromversorgung der Mietwohnungen jederzeit zu gewährleisten. Dass die Motivation bei vielen Immobilienbesitzern gering ist, Mieterstromanlagen zu errichten, verwundert deshalb nicht.

Ein Lösungsansatz: Mieterstromanlagen im Contracting-Modell. Hierbei stellt der Eigentümer dem Mieterstromanbieter das Dach zur Verfügung, und der übernimmt alles auf eigene Kosten: Planung, Errichtung und Betrieb der Solaranlage inklusive Mieterkommunikation. Der Eigentümer hat in diesem Modell weder Aufwand noch Kosten. Sein Haus wird durch die eigene grüne Stromversorgung aufgewertet, denn die CO2-Emissionen des Gebäudes sinken messbar. Die Mieter erhalten Zugriff auf Ökostrom vom „eigenen Haus“, der gesetzlich garantiert mindestens 10 Prozent unter dem Preis des lokalen Grundversorgers liegt. Das ist ein konkreter Beitrag zum Klimaschutz und dämpft gleichzeitig die Nebenkosten. 

Wohnungen mit Solarstrom bei Mietern sehr beliebt

Im Sommer 2020 beauftragte Solarimo das Marktforschungsinstitut Innofact AG mit einer repräsentativen Umfrage zu Aspekten des nachhaltigen Wohnens. Dabei gaben 80 Prozent der Befragten an, dass es für sie wichtig ist, nachhaltig zu wohnen. Unter diesen Aspekt fallen Themen wie Spül- / Waschmaschinen nur anzustellen, wenn sie voll sind, der Bezug von Strom aus Solarenergie, lieber Duschen anstatt Baden oder die Vermeidung von Plastik. Nur knapp 4 Prozent der Befragten finden diese Nachhaltigkeitsaspekte unwichtig, weitere 16 Prozent stehen der Nachhaltigkeit beim Wohnen neutral gegenüber.

Die Frage: „Würden Sie als Mieter einer Wohnung günstigen und klimafreundlichen Solarstrom vom eigenen Mietshausdach (über eine Photovoltaik-Anlage) beziehen, wenn er Ihnen angeboten würde?“ bejahen 78 Prozent der Mieter. Knapp 5 Prozent würden sich dagegen entscheiden, 17 Prozent der befragten Mieter sind sich unschlüssig.

Ein ähnliches Bild ergibt die Frage, ob man eine mit Solarstrom versorgte Wohnung bevorzugen würde, wenn man die freie Wahl hätte. Hier geben 71 Prozent der Befragten an, dass sie sich für die Solarstrom-Wohnung entscheiden würden. Nur 8 Prozent würden die Wohnung nehmen, die mit herkömmlichem Strom versorgt wird. Für 21 Prozent hat Solarstrom keinen Einfluss auf ihre Wohnungswahl.

Dies zeigt, dass Mieterstrom auch für die Mieter eine wichtige Rolle spielt.

Bezahlbarer Wohnraum mit Mieterstrom

Das Neubauprojekt Dolgensee-Center im Berliner Bezirk Lichtenberg zeigt, dass sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sehr gut ergänzen können. Die Wohnungsmieten starten bei 6,50 Euro pro Quadratmeter. Um den Bewohnern nicht nur günstigen Wohnraum, sondern auch noch geringe Nebenkosten zu bieten, hat sich das landeseigene Wohnungsbauunternehmen Gewobag für Mieterstrom entschieden.

Auf dem Gebäudekomplex mit 678 Wohnungen und 5.900 Quadratmeter Gewerbefläche wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die die Mieter mit grünem Strom vom Dach versorgt. Mit über 1.000 installierten Modulen bringt die Anlage durchschnittlich einen Ertrag von 261 MWh im Jahr und zählt damit zu den größten Mieterstromanlagen Berlins.

Der Einsatz der Photovoltaikanlage spart jährlich 135 Tonnen CO2 ein, was der Bindung von 10.777 Bäumen entspricht. Die Wohneinheiten werden außerdem nach dem KfW 55 Standard gebaut. Somit leistet der Neubau nicht nur wichtige Beiträge zum Klimaschutz, sondern sorgt auch für niedrige Strom-, Heiz- und Warmwasserkosten, was wiederum den Mietern zugutekommt. Am Dolgensee-Center sparen diese allein bei den Stromkosten im Vergleich zum Grundversorger jährlich knapp 180 Euro. Zum Nachhaltigkeitskonzept zählt außerdem ein Elektromobilitätsangebot. In der Tiefgarage werden Ladesäulen für E-Autos errichtet.

Ein Trend in der urbanen Quartiersentwicklung zeichnet sich unter dem Stichwort „Sektorenkopplung“ ab: Die Verknüpfung der Sektoren Energieerzeugung, Immobilie und Mobilität. So lassen sich Wohnquartiere planen, die ihren eigenen Solarstrom erzeugen und damit sowohl Wohnungen als auch die Fahrzeuge der Mieter zu versorgen.

In Deutschland können noch 7.980 Hektar Dachfläche mit Photovoltaikanlagen bebaut werden. Das sind fast 20.000 Fußballfelder.

Die Mieter erhalten Zugriff auf Ökostrom vom „eigenen Haus“, der gesetzlich garantiert mindestens 10 Prozent unter dem Preis des lokalen Grundversorgers liegt.

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