Modularer Innenausbau mit vorgefertigten Sanitärwänden
Um bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu schaffen, wurde das Flachdach eines Wohnheims in Hannover in leichter modularer Holzbauweise aufgestockt. Beim Innenausbau entschied das Studentenwerk sich für den Einsatz industriell vorgefertigter Sanitärwände. Sie fungieren als „Trenner“ zwischen zwei Apartments. Durch das Aufstocken entstand neuer Wohnraum für 50 angehende Akademiker.
Mit dem Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr will die aktuelle Bundesregierung für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt sorgen. Doch dieser ehrgeizige Anspruch trifft in der Realität auf fehlende Bauflächen, Fachkräftemangel und häufige Verzögerungen in globalen Lieferketten von Baustoffen. Die vertikale Nachverdichtung, also die Aufstockung von Bestandsbauten, gilt deshalb als zukunftsweisende Lösung. Denn wer in die Höhe baut, benötigt weniger Grund. Und wer schon in die Höhe gebaut hat, kann durch eine Aufstockung auf den Bestand zusätzlichen Wohnraum schaffen. Dabei ist serielles Bauen, so empfehlen Fachleute angeführt von Bundesbauministerin Klara Geywitz, die Zukunft.
Das Studentenwerk Hannover liegt bei der Erweiterung des Wohnheims in die Höhe also voll im Trend. „Wir haben uns für die Aufstockung entschieden, weil es die einzige Möglichkeit war, im Bestand neuen Wohnraum zu schaffen“, erklärt Stefan Lohse, Projektleiter aus der Abteilung Bau und Technik, und ergänzt: „Die Modulbauweise bietet sich dafür an: Sie spart Kosten und Zeit. Denn was vorgefertigt ist, ist schnell und in kurzer Zeit aufgebaut.“
Auch die Experten teilen diese Meinung. „Die Aufstockung in Modulbauweise war bisher noch die Ausnahme, wird sich aber sicher durchsetzen“, sagt nicht nur der zuständige Fachhandwerker Christian Voss (Voss Gebäudetechnik). „Aufstocken statt in die Fläche zu gehen – die Diskussion über das Thema ist dringend notwendig“, betont auch Berit Bessell, Architektin vom ausführenden Büro Vorrink Wagner Architekten GmbH aus der niedersächsischen Landeshauptstadt.
Module schnell und zügig aufgebaut
In dem Studierendenwohnheim existierten in zwei Gebäuderiegeln bereits 164 Apartments und eine Drei-Zimmerwohnung. Das Aufstocken bringt nun zusätzlich 46 neue Ein-Zimmer-Apartments und zwei Zwei-Zimmer-Wohneinheiten – also Lebensraum für jeweils 25 Menschen pro Dach. Die Erweiterung wurde vom Architektenbüro Vorrink Wagner Architekten Gmbh, das schon bei der Komplettsanierung des Studierendenwohnhauses Hufelandstraße im Jahr 2012 verantwortlich zeichnete, als leichte Holzkonstruktion aus vorgefertigten Wand- und Deckenelementen geplant. Damit setzten die Architekten eine Vorgabe des Bauherrn um, der sich eine möglichst leichte Bauweise gewünscht hatte.
„Zur Wahl hatte auch eine Hybridkonstruktion aus Stahl und Holz gestanden“, erklärt die Architektin. Die aber wurde schnell ausgeschlossen. „Der Vorteil einer reinen Holz-Konstruktion ist, dass alles aus einer Hand kommt. Es ist nur ein Gewerk notwendig, das alle Aufgaben übernehmen kann: der Zimmermann.“ Die Wahl für den Innenausbau fiel auf Empfehlung des Fachplaners Uwe Klossner (M+P Ingenieurbüro) auf die industriell vorgefertigten Sanitärwände von TECEsystem (www.tece.com). „Diese Register bieten sich bei sich wiederholenden Grundrissen perfekt an. Für die Handwerker vor Ort ist ihr Einsatz äußerst sinnvoll“, erklärt Architektin Bessell. „TECEsystem hatte sich bereits bewährt und wurde zudem vom Fachplaner empfohlen“, erläutert Lohse.
Optischer Brückenschlag zu Bestandsgebäuden
Mit einem halben Jahr Versatz erhielten die beiden Flachdächer in zwei Bauabschnitten je ein neues Dach. Optisch füllen sie eine Lücke und fügen sich nahtlos in den vorhandenen Bestand ein. Denn die Gebäude in direkter Nachbarschaft werden bereits von Satteldächern abgeschlossen. „Vorher hat etwas gefehlt, jetzt passen die beiden Gebäude des Studentenwohnheims in den Kontext“, erklärt Architektin Berit Bessell. „Wir hätten auch mit einem Staffelgeschoss arbeiten können. Aber die Vorgabe des Studentenwerks war es, so viel Wohnraum wie möglich zu schaffen. Und in diesem Fall war ein Satteldach alternativlos.“
Neue Konstruktion aufgesetzt
In der obersten Etage des bereits bestehenden Gebäudes wurden die Decken entlang der Rohre nach oben hin geöffnet, um die Ver- und Entsorgungsleitungen für die neuen Apartments anbinden zu können. Auf dem vorhandenen Flachdach wurden dann zunächst Quer- und Längsbalken als neue Unterkonstruktion aufgelegt. Auf diese Konstruktion wurde der neue Fußboden aufgesetzt, einen halben Meter oberhalb des Flachdachs. Im neu entstandenen Zwischenraum wurden die Verteilleitungen untergebracht. Dann wurden die Wände aufgestellt, anschließend die industriell vorgefertigten Sanitärwände. Diese Aufgabe übernahm mit Christian Voss der zuständige Installateur mit seinem Team: „Wir mussten die Anschlüsse für die Aufstockung herstellen, an die bestehenden Systeme anschließen und anschließend die Provisorien zurückbauen“, erläutert er. „Das ging deutlich schneller als in konventioneller Bauweise“, sagt er und unterstreicht mit dieser Aussage, wo die Vorteile seriellen Bauens liegen.
In zwei Gebäudekomplexen sind so jeweils 24 neue Apartments entstanden, je 23 Einzel- und ein Doppelapartment. Die Sanitär-Trennwände sind als Schacht ausgebildet mit den Anschlüssen für das Bad auf der einen Seite und den Küchenanschlüssen für das Nachbarapartment auf der Rückseite. Insgesamt 28 industriell vorgefertigte Sanitärwände von TECEsystem wurden pro Gebäudeblock verbaut.
Modulare Bauweise spart Zeit und Personal
„Wenn man eine gewisse Anzahl an Apartments baut, bieten sich serielle Vorfertigung und Modulbauweise einfach an. Sie bringen enorme zeitliche Vorteile in der Montage und verringern den Aufwand des Installateurs, da er die Sanitärwände nicht selbst vor Ort bauen muss“, erklärt der Fachplaner Uwe Klossner. „Wir waren mit maximal sechs Mann im Einsatz“, erklärt Voss. „In konventioneller Bauweise hätte ich deutlich mehr Personal benötigt.“
Brandschutz systematisch erfüllt
Außerdem werden die Brandschutzanforderungen bei TECEsystem quasi systematisch erfüllt. Bei der Aufstockung der Hufelandstraße fiel die Wahl auf die Installationsschachtlösung in Verbindung mit einer maschinell eingebrachten Einblasdämmung aus geflockter Mineralwolle. Durch die aufeinander abgestimmten Systemkomponenten und die im Vorfeld von TECE geplanten Schachtbelegungen der Installationswände wird eine maximale Verarbeitungssicherheit gewährleistet, die außerdem dem Fachhandwerker eine baurechtlich sichere Ausführung bis zur mängelfreien Abnahme ermöglicht.
Die neuen Apartments in der Aufstockung sind bereits von glücklichen Studierenden bezogen worden. Stefan Lohse vom Studentenwerk Hannover betont nach dem gelungenen Projekt: Aktuell seien zwei weitere Gebäude in der Prüfung für eine mögliche Aufstockung mit TECEsystem. Und auch Fachplaner Klossner sagt mit Blick auf künftige Sanierungen und Aufstockungen: „Industrielle Vorfertigung? Immer öfter eine gute Option.“