Eigentumswohnung mit Fahrstuhl bis zu 30 Prozent wertvoller

Der Fahrstuhl zur Wohnung ist nicht nur ein praktischer Komfort, sondern auch eine Notwendigkeit, wenn das Zuhause barrierefrei sein soll. Eine ImmoScout24-Auswertung zeigt, dass ein Fahrstuhl darüber hinaus den Immobilienwert deutlich steigert.

„Der Aufzug hat sich zu einem zentralen Wohnwertmerkmal entwickelt, das Mieten und Kaufpreise beeinflusst. Vor allem in städtischen Lagen und bei höheren Etagen gilt er als wertsteigerndes Merkmal“, sagt Sebastian Drießen, Immobilien-Sachverständiger und Leiter der Marktermittlung bei Sprengnetter. „Während Wohnungen in höheren Stockwerken ohne Aufzug oft niedrigere Kaufpreise aufweisen, können dieselben Wohnungen mit Aufzug deutlich höhere Preise erzielen. Der einfache Zugang wird hier zum entscheidenden Pluspunkt.“

Wertsteigerung um über 30 Prozent sind möglich

Der Preis einer Eigentumswohnung ist in einem Gebäude mit mehr als drei Stockwerken im Schnitt um 30 Prozent höher, wenn dort ein Fahrstuhl verbaut ist. Ohne Fahrstuhl kostet der Quadratmeter einer Wohnung zum Kauf durchschnittlich 3.943 Euro. Mit Fahrstuhl steigt der Preis um 1.169 Euro auf 5.112 Euro. Bei einer 70qm-Wohnung macht dies eine Wertsteigerung von über 80.000 Euro aus. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei den Gebäuden mit Fahrstuhl im Schnitt um neuere Gebäude handelt, bei denen ein besserer Standard vorherrscht. Bestandsmehrfamilienhäuser mit Fahrstuhl haben das durchschnittliche Baujahr 1970. Gebäude ohne Fahrstuhl sind im Durchschnitt vom Baujahr 1955.

Nur jede zweite Eigentumswohnung ist per Fahrstuhl zu erreichen

Insgesamt sind knapp die Hälfte der angebotenen Eigentumswohnungen in Gebäuden mit drei und mehr Wohnetagen deutschlandweit mit einem Fahrstuhl angebunden (49 Prozent). In den acht größten Metropolen ist das Angebot etwas größer. Dort verfügen 52 Prozent der angebotenen Eigentumswohnungen über einen Fahrstuhlzugang. In Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohner:innen liegt der Anteil Durchschnitt mit 45 Prozent unter dem bundesweiten.

Gute Fahrstuhlausstattung in München und Rosenheim

Vor allem im Süden Deutschlands finden sich Städte, wo mehr Fahrstühle verbaut sind. In München können 74 Prozent der angebotenen Eigentumswohnungen per Fahrstuhl erreicht werden. In Rosenheim im Alpenvorland sind es 71 Prozent und in Freiburg im Breisgau 63 Prozent. Die beiden Main-Städte Frankfurt und Offenbach komplettieren die Top 5 mit dem höchsten Anteil an Eigentumswohnungen mit Fahrstuhl, wobei im kleineren Offenbach am Main die Quote mit 65 Prozent etwas höher liegt als in Frankfurt am Main (62 Prozent). Stuttgart hat im Metropolenvergleich den geringsten Anteil an Fahrstühlen zu Eigentumswohnungen (41 Prozent). Gesamtdeutsches Schlusslicht unter den Großstädten ist Erfurt: Dort haben nur 8 Prozent der angebotenen Eigentumswohnungen einen Fahrstuhl.

Barrierefreiheit als Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe

Laut dem Berliner Verein Sozialhelden sind Aufzüge für etwa 7 Prozent der deutschen Bevölkerung im Leben unverzichtbar – sei es aufgrund von Mobilitätseinschränkungen, chronischen Erkrankungen oder altersbedingten Herausforderungen.

„Der Bau von mehr Aufzügen ist nicht nur als ökonomische Chance zu begreifen, sondern auch als menschenrechtliche Verantwortung. Jeder Aufzug, der gebaut wird, ist ein Schritt hin zu einer inklusiveren Gesellschaft, in der Menschen ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben wahrnehmen können“, so Jonas Deister, Geschäftsleiter vom Sozialhelden. „Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet uns dazu, Barrieren abzubauen – und dazu gehört auch der Zugang zu barrierefreiem Wohnraum.“

Eine Umfrage von ImmoScout24 und immoverkauf24 zeigte im Dezember 2023, dass sich zwei Drittel der Menschen in Deutschland um die Wohnsituation im Alter sorgt. Neben der finanziellen Belastung durch Wohnkosten befürchten 12 Prozent der Befragten den Auszug aus dem eigenen Zuhause wegen fehlender Barrierefreiheit.

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