Energiewende im Gebäudebereich ist machbar
Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer greift Themen auf, die die Branche bewegen
Der zweite Hitze- und Dürresommer in Folge sowie die Forderungen der Fridays for Future-Bewegung haben hierzulande in kürzester Zeit das Thema Klimaschutz auf die politische Agenda gebracht. Welche Rolle dabei die Bau- und Immobilienbranche spielt, hat der vor Kurzem beschlossene Green Deal der EU nochmal verdeutlicht.
Einen wesentlichen Hebel, um die Klimaziele zu erreichen, stellt die energetische Sanierung des Immobilienbestandes dar. Doch die jährliche Sanierungsquote in Deutschland beträgt derzeit nur etwa 1 Prozent und ist damit viel zu gering. Das liegt zum einen daran, dass der Gesetzgeber sich schon immer schwergetan hat, konkrete Zielvorgaben für Sanierungen an die Immobilienbesitzer zu formulieren. Zum anderen bedeutet die energetische Sanierung der Gebäude für Immobilienbesitzer in erster Linie eine erhebliche Investition, die sich aus ihrer Sicht rechnen sollte. Gleichzeitig ist bei den meisten Immobilienbesitzern wenig Wissen vorhanden, welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll und zugleich wirtschaftlich sind und welche Fördermaßnahmen es tatsächlich gibt. Denn nicht alle Maßnahmen bei einer energetischen Sanierung lassen sich durch niedrigere Energiekosten wirtschaftlich refinanzieren. Auch können die Sanierungskosten nur bedingt auf höhere Mieten umgelegt werden. Diese Hemmnisse und fehlenden Informationen über mögliche finanzielle Unterstützung sind die Hauptgründe für die niedrige Sanierungsquote.
Vernetzte Quartiere statt solitärer Wohngebäude
Dabei stecken vor allem im Bereich des Wohnungsbaus noch große Potenziale bei der energetischen Sanierung. Die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland stammt aus den Baujahren 1949 – 1990 und ist für über 50 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich. Im Vergleich dazu verursachen die Neubauten, die zum Beispiel ab 2009 errichtet wurden, nur 3 Prozent des Energieverbrauchs. Daher ist deren Einfluss im Sinne des Klimaschutzes unerheblich. Trotzdem zeigen Neubauten sehr gut auf, was heute wirtschaftlich und energetisch möglich ist. Moderne Gebäude können zum Beispiel als Plusenergiehäuser gebaut werden und sogar einen positiven Klimabeitrag leisten. Bekannte Beispiele wie der Rathausneubau in Freiburg zeigen, dass durch eine Umstellung auf einen klimaneutralen Gebäudebetrieb heute schon eine Amortisationszeit von 8 bis 9 Jahren möglich ist und solche Projekte viel öfter umgesetzt werden sollten.
Doch auch bei Bestandsgebäuden, und insbesondere im Wohnungsbau, ist die Energiewende machbar. Hierbei darf man ein Wohngebäude jedoch nicht einzeln betrachten. Vielmehr muss das Gebäude in Verbindung mit einem vernetzten, intelligent konzipierten und nachhaltigen Stadtquartier gesehen werden. Der Vorteil ist, dass sanierte Gebäude und Neubauten unterschiedlicher Nutzung in diesem Stadtquartier die Energie gemeinsam erzeugen, nutzen und verteilen können. Zum Beispiel können sie mit Fotovoltaik und Geothermie eigene regenerative Energie produzieren, regenerative Energiequellen nutzen und diese Energien womöglich sogar intelligent thermisch oder elektrisch speichern. Darüber hinaus können sie gleichzeitig den Strom für die E-Mobilität der Zukunft liefern und Über- und Unterkapazitäten von Energie so steuern, dass möglich wenig Energie aus der übergeordneten auch regenerativen Energieerzeugung zugeführt werden muss.
Kurzum: Um Klimaziele zu erreichen, sollte die Sanierungsquote in Deutschland auf mindestens zwei Prozent erhöht werden. Dafür gilt es vorrangig, die energetischen Sanierungspotenziale bei Bestandsgebäuden – und insbesondere Wohnbauten – auszuschöpfen. Ganzheitliche Energiekonzepte, CO2-Ansätze und Sanierungsmaßnahmen, die auf die Anforderungen der Bauherren und Nutzer sowie den jeweiligen Gebäudebetrieb zugeschnitten sind, schaffen dabei Abhilfe.