Das Tempo bei der Wärmewende hochhalten
Der Immobiliendienstleister Drees & Sommer (www.dreso.com) greift Themen auf, die die Branche bewegen.
Bis 2045 sollen Wohngebäude in Deutschland klimaneutral werden, so das Ziel der Bundesregierung. Mit dem sprunghaft angestiegenen Gaspreis im vergangenen Jahr hat das Streben nach einer Abkehr von fossilen Brennstoffen an Fahrt aufgenommen. Dieses Tempo gilt es nun aufrecht zu erhalten.
Derzeit wird laut Umweltbundesamt mehr als die Hälfte der Wohngebäude in Deutschland mit Gas beheizt. Insgesamt machen Wärmeerzeugungssysteme, die mit fossilen Brennstoffen oder direktelektrisch betrieben werden – zum Beispiel Nachtspeicherheizungen – im Wohnsektor rund 85 Prozent aus. Neben Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle kommt der Modernisierung der Wärmeversorgung demnach eine entscheidende Rolle bei der Reduktion des CO2-Ausstoßes im Wohngebäudebestand zu.
Ambitionierte Klimaziele und das Wissen um die schlechte CO2-Bilanz vieler Altbauten liegen nicht erst seit gestern vor, dennoch hinkt die Wärmewende im Gebäudesektor seit etlichen Jahren enorm hinterher. Nach einer Studie des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) aus dem Jahr 2018 lag die jährliche Modernisierungsrate beim Wärmeschutz im Wohngebäudebestand zwischen 2010 und 2016 durchschnittlich bei rund 1 Prozent pro Jahr. Immerhin: Der Absatz von Wärmepumpen stieg 2022 laut dem Bundesverband Wärmepumpe um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Großteil davon kommt in der Bestandssanierung zum Einsatz.
Das Mieter-Vermieter-Dilemma
Vor der Gaskrise gab es kaum Anreize für Bestandshalter:innen, von Gas- und Ölheizungen auf modernere Systeme mit regenerativen Energieträgern umzurüsten – Anschaffung und Betrieb von Gas- und Öl-Heizanlagen rechneten sich rein wirtschaftlich. Zudem betreffen die Energiekosten aufgrund der Heizkostenumlage in der Regel die Mietenden. Somit profitieren Vermietende nicht von einem geringen Energieverbrauch, hätten bei einer Umrüstung jedoch die Investitionskosten zu tragen, die sie über die Modernisierungsumlage nur im Zeitverlauf auf die Mietenden umlegen können.
Als ein Ausweg aus dem Mieter-Vermieter-Dilemma werden derzeit Teilwarmmieten diskutiert. Für die Ausgestaltung gibt es unterschiedliche Ansätze. Eine Variante könnte sein, dass Mietende pro Monat und Quadratmeter einen Grundheizkosten-Betrag zahlen, der sich aus den Energieverbräuchen der vorherigen Jahre berechnet. Für Eigentümer:innen entsteht ein Anreiz, in die energetische Sanierung zu investieren, indem sie den Grundheizkosten-Betrag in gleicher Höhe auch nach der Sanierung weiterhin erhalten. Dafür könnte die Modernisierungsumlage entfallen. Gleichzeitig sollen Mietende zu sparsamem Heizen motiviert werden, indem weiterhin verbrauchsabhängig abgerechnet wird und in Mehrfamilienhäusern etwa ein Ausgleich über Transferzahlungen zwischen den Mietenden erfolgt.
Weckruf Gaspreis-Schock?
Die schlechte Energieeffizienz vieler Gebäude und Wohnungen spüren zahlreiche Eigentümer:innen wie Mietende durch den sprunghaften Anstieg des Gaspreises im vergangenen Jahr schmerzlich im Geldbeutel. Insbesondere Wohnungsunternehmen, die die Energiekosten ihrer Mietenden bei den Versorgern vorfinanzieren, sehen sich von akuter Finanznot bedroht, wenn sie auf ihren Ausgaben sitzenbleiben, weil sich Mietende die Kosten nicht mehr leisten können.
Gegenwärtig ist der Gaspreis wieder rückläufig, wenn auch weiterhin auf hohem Niveau. Mit dem Abklingen des Gaspreis-Schocks darf aber keine Entspannung einkehren, sondern er muss weiterhin als Weckruf dienen, die Wärmewende in hohem Tempo voranzutreiben.