Jetzt die richtigen Knöpfe drücken
„Moment mal!“: Die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) bezieht Stellung.
Es gibt kaum Spielraum für Interpretationen: Die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Baugenehmigungszahlen für 2022 haben bestätigt, was die Immobilienbranche befürchtete. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Genehmigungen um 16,8 Prozent für Einfamilienhäuser und 13,8 Prozent für Zweifamilienhäuser zurückgegangen. Insgesamt wurden 354.000 neue Wohnungen im Jahr 2022 genehmigt, das sind 6,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die erst kürzlich vorgestellten Zahlen für den Januar bestätigen den Negativtrend. Für die Immobilienbranche steht angesichts dieser Zahlen fest: Die Politik muss jetzt beherzt eingreifen. Denn der Wohnraum, der heute nicht neu gebaut oder saniert wird, fehlt in absehbarer Zukunft. Bereits heute übersteigt die Nachfrage bei Weitem das Angebot. Diese Entwicklung wird sich – darauf deuten alle Szenarien unmissverständlich hin – verstärken.
Neubau- und Eigentumsförderung anpassen
Den richtigen Knopf drücken muss jetzt die Bundesregierung, denn der Status quo ist nicht hinnehmbar. Dabei stehen einige wirksame Instrumente zur Verfügung. Eine wirtschaftlich auskömmliche Förderung des Neubaus und der Sanierung der Bestände, eine gezielte Eigentumsförderung für Selbstnutzer und eine Vereinfachung und Flexibilisierung des Planungs- und Baurechts sowie schnellere Genehmigungsverfahren wären die richtigen Mittel zur richtigen Zeit, um der Krise zu begegnen.
Die Bundesregierung muss darüber hinaus jetzt die richtigen investiven Impulse zu setzen, um den Markt anzureizen. Ein Schwerpunkt sollte dabei auf den Rahmenbedingungen für die Kreditwirtschaft liegen. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Investitionsmöglichkeiten von Immobilienwirtschaft und Privathaushalten. Regulatorische Eingriffe schränken aktuell die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken ein, was kontraproduktiv ist, um die wohnungspolitischen Herausforderungen zu bewältigen.
Senkung der Grunderwerbsteuer endlich angehen
Auch steuerliche Anreize zu geben wäre jetzt wichtig. Drei Maßnahmen stehen dabei im Fokus: Erstens könnte ein niedrigerer Mehrwertsteuersatz beim Bau von preisgebundenem Wohnraum dazu beitragen ebensolchen zu fördern. Dadurch entstünde ein einfacher steuerlicher Anreiz, im niedrigpreisigen Segment dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Zweitens sollte eine Anpassung der linearen Abschreibung auf den gesamten Immobilienbestand in Betracht gezogen werden. Die lineare Absetzung für Abnutzung (AfA) muss für den gesamten Immobilienbestand auf mindestens drei Prozent erhöht werden. Denn der Anteil von Technik wird im Gebäudebereich immer größer.
Schließlich sollte drittens endlich die Grunderwerbsteuer flexibilisiert werden, um den Ländern die Möglichkeit zu geben Freibeiträge für Selbstnutzer einzuführen. Eine Forderung, die schon lange im Raum steht, aber leider von Seiten der Bundesregierung noch nicht aufgegriffen worden ist.
Entscheidende Hürde Eigenkapital
Auch der Eigentumsbildung sollte mehr Chancen eingeräumt werden. Denn das fehlende Eigenkapital ist oft die entscheidende Hürde, wenn es darum geht, Wohneigentum zu erwerben. Im Koalitionsvertrag ist beispielsweise vereinbart, dass für diejenigen, die nicht ausreichend Eigenkapital zur Verfügung haben, die Hürden beim Eigenheimerwerb gesenkt werden sollen. Diese Unterstützung, insbesondere von Schwellenhaushalten, soll mit eigenkapitalersetzenden Darlehen beziehungsweise Darlehen mit Tilgungszuschüssen und Zinsverbilligungen erfolgen. Diese Überlegungen sollten rasch zum Abschluss gebracht werden, da die aktuelle Zinsentwicklung und Finanzmarktregulierung den Erwerb von Wohneigentum nicht nur Schwellenhaushalten erschwert.
Dies sind nur einige Handlungsoptionen, über die die Bundesregierung verfügt. Die Immobilienwirtschaft steht bereit. Unsere Unternehmen wollen bauen. Unser Appell: Handeln – jetzt!