Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen: Die Stimmung ist trotz einiger Blessuren gut

Trotz der vielen Dellen, Hürden und latenter Unsicherheit zeigt sich die Baubranche resilient und zukunftsorientiert. Das hat die Umfrage für das „StimmungsBAUrometer 2024“ ergeben. Die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB) analysiert jährlich zusammen mit dem Berater-Team Bau und der BauPlus GmbH die Stimmung in der Bauwirtschaft. 81 Prozent der befragten Bauunternehmen beschreiben danach trotz der aktuellen Widrigkeiten ihre Geschäftslage als gut oder eher gut. Nur noch 29 Prozent gehen für 2025 von einer Verschlechterung aus, 17 Prozent rechnen mit einem Aufschwung. Die Stimmung im eigenen Unternehmen bewerten 78 Prozent als positiv.

Die größten Sorgenfalten bereiten den Bauunternehmen, der Fachkräftemangel und die unsicheren politischen Rahmenbedingungen, den sie als „Risikofaktor Nummer eins“ einstufen. „Der Baumittelstand ist einfach unverwüstlich, er bildet das starke Rückgrat der deutschen Bauwirtschaft“, betont  BVMB-Hauptgeschäftsführer Michael Gilka.

Geschäftslage gut, Erwartungen aber eher verhalten

Firmen unterschiedlicher Größenordnungen und Wirtschaftszweige innerhalb der Bauwirtschaft hat die Unternehmensberatung BauPlus GmbH mit Unterstützung der BVMB und des Berater-Team Bau  anonym befragt, wie die Stimmungslage in ihrem Betrieb ist. 22 Prozent der Befragten schätzten diese als gut ein, 56 Prozent als eher gut, 20 Prozent als eher schlecht und nur zwei Prozent als schlecht. Bei der Einschätzung der Geschäftslage verschoben sich die Werte etwas – als gut oder eher gut sehen hier 81 Prozent der befragten Betriebe ihre Lage.

Eine weitere zentrale Frage des StimmungsBAUrometers war die eigene Einschätzung der Bauunternehmen zu ihrer Geschäftserwartung im neuen Baujahr 2025. Hier ist die Stimmungslage doch noch eher verhalten. 54 Prozent der Antworten lautete auf „gleichbleibend“. Gut die Hälfte der Bauunternehmen rechnet nicht damit, dass 2025 die Geschäftslage besser wird. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen (29 Prozent) erwartet für das neue Baujahr sogar noch eine weitere Verschlechterung der geschäftlichen Situation. Lediglich 17 Prozent kalkulieren damit, dass die Geschäftslage 2025 in Ihrem Unternehmen besser wird als im Vorjahr.

Politische Rahmenbedingungen und Fachkräftemangel größte Risikofaktoren

Wo sehen die mittelständischen Bauunternehmen die größten Risiken für sich? Mit deutlichem Abstand führen hier bei drei Vierteln der Firmen die politischen Rahmenbedingungen die Liste an. „Zu dem Thema haben wir in den vergangenen Jahren immer und immer wieder den Finger in die Wunde gelegt, aber die scheidende Bundesregierung hat es leider nicht auf die Reihe bekommen, die nötige Verlässlichkeit zu schaffen, die die Bauwirtschaft so dringend bräuchte“, beklagt Gilka.

Auf Platz zwei der Risikoskala liegt der Fachkräftemangel, den 61 Prozent der befragten Baufirmen als Risikofaktor für ihren Betrieb ansehen. „Wir hoffen auch hier, dass die neue Bundesregierung endlich für Rahmenbedingungen sorgt, die eine schnellere Integration gerade auch von ausländischen Fachkräften ermöglicht“, unterstreicht Gilka. Sorgen bereiten den Bauunternehmen zudem die Versorgungssicherheit und die Preise für Energie sowie die Belastungen durch die sogenannten ESG-Regularien für die betrieblichen Standards in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. 

Über die Hälfte die Unternehmerinnen und Unternehmer begreifen die voranschreitende Digitalisierung als Chance, auch wenn das einen Rückgang von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) schätzen 43 Prozent als Chance ein. Mit Controlling und der internen Strategie sowie Organisation wollen sich viele Führungskräfte im Jahr 2025 wieder verstärkt beschäftigen.

Als weiteren wichtigen Punkt führen die Unternehmensführer das Humankapital an, also die Mitarbeitenden, die die Basis für jeden Unternehmenserfolg in der Zukunft darstellen. Dieser Fokus verwundert beim Mittelstand nicht, der immer schon eine fast familiäre Beziehung zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegte. Im Ergebnis zeigt die Befragung erneut, dass der Baumittelstand die an ihn gestellten Herausforderung aktiv annimmt, Resilienz entwickelt hat und auch in unruhigerem Fahrwasser mit Voraussicht manövriert.

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