Energiewende und Wohnungswirtschaft

Machbar, wirtschaftlich, sozial verträglich

Zentrales Ziel der Energiewende ist ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050. Um dies zu vertretbaren Kosten zu erreichen und damit Klimaschutz und attraktives Wohnen zu vereinen, sind verstärkte Anstrengungen von Politik, Immobilien- und Energiewirtschaft gefordert.

Der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung dieser Aufgabe liegt insbesondere in einer Gesamtbetrachtung von Gebäudestruktur und eingesetzter Technik sowie in der Einbindung in Quartiere und Energienetze. Ein wichtiger Hebel sind dabei Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz von Heizsystemen. Hier ruhen enorme Einsparpotenziale, die von der bisherigen Energiepolitik weitgehend ausgeklammert wurden.

Das ist die Quintessenz einer Podiumsdiskussion, zu der der Energiemanager Techem im Rahmen der Expo Real nach München eingeladen hatte. Die Gesprächsrunde bildeten GdW-Präsident Axel Gedaschko, BDH-Präsident Manfred Greis, der Professor für Energiefragen der Immobilienwirtschaft an der ebz Business School in Bochum Viktor Grinewitschus sowie Techem-Chef Hans-Lothar Schäfer.

Die bisherigen Ansätze, den Energieverbrauch von Wohngebäuden durch staatlich geförderte Maßnahmen zu senken, etwa über eine Sanierung der Gebäudehülle, haben nicht ausreichend Wirkung gezeigt, so der Tenor. Zudem verknappten die hohen Kosten von Komplettsanierungen das Angebot an bezahlbarem, urbanen Wohnraum und könnten soziale Spannungen verstärken.

„Um die vorgegebenen Einsparungen zu er­­zielen, können wir auf angemessene, wirt­­schaftliche und technisch sinnvolle Sanierungsmaßnahmen nicht verzichten“, argumentierte Hans-Lothar Schäfer. Gefragt seien „Energieeinsparmaßnahmen mit hohem Wirkungsgrad bei niedrigem Kosteneinsatz.“ Als Beispiel nannte er gering-investive Maßnahmen in der Heizungsoptimierung, die professionelle Betriebsführung von Anlagen oder den Heizungstausch im Rahmen von Contracting. Für Manfred Greisliegt der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung der Energiewende im Wärmemarkt. Mit einem Anteil von fast 40 % sei er der größte Energieverbraucher.

Für Axel Gedaschko vom GdW besteht eine der vordringlichsten Aufgaben darin, die Ziele der Energiewende in Einklang mit dem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu bringen. „Angesichts der hohen Kosten für die Erfüllung energetischer Anforderungen an die Gebäudesanierung muss sichergestellt werden, dass wir auch in Zukunft gerechtes und sicheres Wohnen für breite Schichten anbieten können.“

Auch aus wissenschaftlicher Sicht muss zur Umsetzung der Klimaziele ein generelles Umdenken erfolgen, wobei das Gebäude als Gesamtsystem begriffen werden müsse: „In der Anlagentechnik und den Möglichkeiten der technischen Gebäudeausrüstung schlummere ein erhebliches Effizienzpotenzial“, so Viktor Grinewitschus. Für eine wirtschaftliche Senkung des Energieverbrauchs in Wohngebäuden müssen allerdings Bauphysik, Anlagentechnik und Nutzerverhalten gleichermaßen betrachtet werden.

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